© Fotolia/Robert Kneschke (Montage), Mann mit ernstem Blick führt ein Telefongespräch am Handy

France Telecom: Stress fördert Suizidwelle

KONZERNE
25.09.2009

Gervais Pellissier, Finanzchef der Orange-Mutter France Telecom, hat in einem Interview die Privatisierung des ehemaligen Staatsbetriebs sowie das Eindringen der Arbeitswelt ins Privatleben über BlackBerry & Co. für die Zunahme an Stress in seinem Konzern verantwortlich gemacht. Pellissier reagierte damit auf Fragen nach den Gründen für die jüngste Suizidwelle von France-Telecom-Mitarbeitern.

In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters sagte Pellissier Ende September: "Heutzutage sind alle Mitarbeiter im Unternehmen permanent online - egal auf welcher Stufe der Hierarchie." Die Privatisierung des ehemaligen Staatsbetriebs habe ohnehin viel Stress verursacht, allerdings sei dieser noch durch mobile E-Mail-Systeme wie BlackBerry verstärkt worden, die zunehmend in das Privatleben der Mitarbeiter eindringen und dieses einschränken würden.

France Telecom ist ins Gerede gekommen, weil sich seit Anfang 2008 24 Mitarbeiter das Leben genommen haben. Ein Mann rammte sich beispielsweise während einer Besprechung im Konzern ein Messer in den Bauch (sein Leben konnte gerettet werden), in einem anderen Fall stürzte sich eine Mitarbeiterin aus dem Fenster eines Firmengebäudes.

Weiters wurden 13 Suizidversuche von Konzernmitarbeitern bekannt. "Vor 15 Jahren hatte noch kaum jemand ein Mobiltelefon oder einen Computer zu Hause", so Pellissier, "wenn man daheim war, dann war die Arbeit vorbei." Die permanente Verfügbarkeit der Mitarbeiter via BlackBerry und andere vernetzte Werkzeuge könne stärkere negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Personals haben, als Konzerne bisher hätten zugeben wollen, sagte der Finanzchef.

Mehr zum Thema:

Arbeit dringt ins Privatleben ein

"Es gibt heute eine stärkere Verschränkung zwischen Privatsphäre und Arbeitsleben als früher", so Pellissier, das könne Auswirkungen auf die Mitarbeiter haben: "Wir haben diese Auswirkungen bei France Telecom nicht ausreichend untersucht, aber es handelt sich dabei auch eher um ein gesamtgesellschaftliches Problem, also darum, welche Auswirkungen die neuen Arbeitsweisen auf das persönliche Verhalten haben." Der Konzern nehme die Selbstmorde in den Reihen seiner Mitarbeiter sehr ernst.

Didier Lombard, Chef der France Telecom, hatte bereits Anfang September bekanntgegeben, dass der Konzern psychologische Beratungsdienste für seine Mitarbeiter anbieten werde. Laut Pellissier seien 15.000 der insgesamt rund 102.000 Mitarbeiter der France Telecom in den letzten fünf Jahren von den Umstellungen nach der Privatisierung stark von Änderungen im Job betroffen gewesen. Er kündigte neue Maßnahmen an, mit denen weitere Selbstmorde verhindert werden sollen.

Mehr zum Thema:

(Reuters/futurezone)