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EU will Lautstärke von iPod & Co. drosseln

SOUND
28.09.2009

Die EU-Kommission hat eine Begrenzung des Geräuschpegels bei tragbaren Musikabspielgeräten auf maximal 80 Dezibel vorgeschlagen, um Beeinträchtigungen des Hörvermögens zu vermeiden. Nun sollen gemeinsam mit der Industrie und Verbraucherschützern neue Sicherheitsstandards für Musikplayer erarbeitet werden.

EU-Verbraucherschutzkommissarin Meglena Kuneva kündigte am Montag neue EU-Sicherheitsstandards bei mobilen Musikabspielgeräten an. Die maximale Lautstärke dieser Geräte soll künftig EU-weit per Standardeinstellung auf 80 Dezibel beschränkt werden, hieß es in einer Aussendung der EU-Kommission.

Die Voreinstellung könne von Nutzern zwar aufgehoben werden. Hersteller sollen jedoch von der EU-Kommission dazu verpflichtet werden, vor den Risiken des mobilen Musikgenusses bei hoher Lautstärke über einen längeren Zeitraum zu warnen.

Von der Maßnahme sollen laut EU-Kommission alle mobilen Musikabspielgeräte - und damit auch Handys, die über eine solche Funktion verfügen - betroffen sein.

"De facto"-Standard

Das EU-Normungsgremium CENELEC soll nun gemeinsam mit Wissenschaftlern, Industrie und Verbraucherschützern neue Sicherheitsstandards erarbeiten. Das könne bis zu 24 Monate dauern, kündigte Kuneva an.

Die Standards seien zwar nicht verpflichtend, er gelte jedoch "de facto" als Industrienorm. Hersteller, die sich nicht daran hielten, müssten in kostenintensiven Tests die Sicherheit ihrer Geräte nachweisen, hieß es in der Aussendung der EU-Kommission.

In Europa gebe es derzeit keine einheitliche Obergrenze für die Lautstärke von Musikplayern, sagte Kunewa. Die Werte schwankten zwischen 80 und 115 Dezibel. Abhängig vom jeweiligen Kophörertyp könnten dazu sieben bis neun weitere Dezibel dazukommen. "80 Dezibel ist die maximal sichere Lautstärke. 120 Dezibel entspricht dem Start eines Flugzeugs", erläuterte die EU-Kommissarin.

Warnung vor Hörschäden

Die sichere Nutzung von mobilen Musikabspielgeräten ist laut einem Gutachten, das die EU-Kommission im vergangenen Jahr veröffentlichte, über einen Zeitraum von 40 Stunden in der Woche bei 80 Dezibel gegeben. Das Musikhören bei einem Geräuschpegel von 89 Dezibel sollte fünf Stunden in der Woche nicht überschreiten.

Längerfristig könne es sonst zum dauerhaften Verlust des Hörvermögens kommen, heißt es in dem von einem wissenschaftlichen Ausschuss der EU erstellten Papier.

Besonders junge Menschen - die manchmal viele Stunden pro Woche laute Musik hören - hätten keine Vorstellung davon, wie stark sie ihr Gehör damit beinträchtigen können, warnte die Kommissarin. "Es kann Jahre dauern, bis ein Gehörschaden auftritt, aber dann ist es einfach zu spät."

Unterstützung der Industrie

Bridget Cosgrave, die Generaldirektorin von Digitaleurope, dem europäischen Dachverband der Verbraucherelektronik- und IKT-Industrie, sicherte Kunewa die Unterstützung der Industrie zu. Digitaleurope wolle "angemessene Lösungen anbieten". So könnten künftig bestimmte Signale über Displays ausgesendet und die Lautstärke bei den Voreinstellungen einheitlich berücksichtigt werden.

Die Vorgaben müssten auch global abgestimmt werden. Auch sollen die Verbraucher selbst auswählen können. Die Gefahr von Hörschäden hänge nicht nur von der Lautstärke und der Hördauer ab, sondern auch von Hintergrundgeräuschen, dem Verstärker und dem Kopfhörer.

Bis zu zehn Millionen Menschen betroffen

Schätzungen der EU-Kommission zufolge hören in der EU bis zu 100 Millionen Menschen täglich Musik über tragbare Abspielgeräte. Eine ausgiebige Nutzung, die zu Hörschäden führen könnte, wird laut Kommission bei fünf bis zehn Prozent vermutet, also bei bis zu zehn Millionen Menschen.

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(futurezone/APA/dpa)