USA: Biometrischer "Freipass" vor Comeback
Vor einer kritischen Anhörung im US-Parlament möchte ein Finanzinvestor das umstrittene Programm "Clear" der Pleitefirma Verified Identity Pass wiederbeleben. Bei "Clear" registrierte Personen werden vom US-Heimatschutz überprüft und können dann die Grenzkontrollen schneller durchlaufen.
Wie die "New York Times" am Dienstag (Ortszeit) berichtet hat, könnte das insolvente Unternehmen Verified Identity Pass bald wieder seinen Dienst aufnehmen. Das Unternehmen war Anbieter des Programms "Clear", bei dem sich Menschen mit ihren Fingerabdrücken und Irisscans registrieren und nach einer Überprüfung des US-Ministeriums für Heimatschutz im Rahmen des Registered Traveler Program für unbedenklich erklären lassen konnten. Für 199 US-Dollar im Jahr, so die Rechnung der US-Heimatschützer und ihrer kommerziellen Partner, hätten vielfliegende Manager das Schlangestehen an den Grenzkontrollen für Normalbürger elegant umgehen können.
Im vergangenen Juni jedoch musste Verified Identity Pass Insolvenz anmelden. Laut "New York Times" bekamen die rund 200.000 Kunden des Unternehmens ihr Geld nicht zurück. Einige Kunden hatten für die Dienste des privaten Kontrollunternehmens bereits einige Jahre im Voraus bezahlt.
Anhörung soll Zukunft klären
Nun möchte der Investmentbanker Kurtis Fechtmeyer mit seiner Gruppe Henry Inc. das angeschlagene Unternehmen übernehmen und die Dienste erneut anbieten. Er unterschrieb ein Abkommen mit der Bank Morgan Stanley, dem zufolge Fechtmeyer die Schulden von Verified Identity Pass übernehmen wird, mit der Absicht, die privatisierten Kontrolldienste wieder zu öffnen.
Laut Fechtmeyer besteht seitens der potenziellen Kundschaft großes Interesse an "Clear", 70 Prozent der bisherigen Kunden würden den Dienst gerne weiter nutzen. Verified Identity Pass sei ohnehin kurz davor gewesen, Gewinne abzuwerfen, so der Investor, der auch schon vorher dabei geholfen hatte, Risikokapital für den privaten Grenzkontrolldienst aufzutreiben. In den vier Jahren seines Bestehens hatte dieser insgesamt 90 Millionen US-Dollar von Kapitalgebern erhalten. Allerdings gab es auch einige Unregelmäßigkeiten: Der Unternehmensgründer Steven Brill wurde Anfang des Jahres von seinen Geldgebern aus der Firma gedrängt. 2008 ging ein Notebook mit den persönlichen Daten von rund 33.000 "Clear"-Kunden auf dem Flughafen von San Francisco verloren - das Gerät tauchte allerdings wieder auf und laut "New York Times" hatte auch niemand Zugriff auf die Informationen.
Zweifel an der Effizienz des Systems und der Privatisierung der Grenzkontrollen bestehen aber weiterhin. Am Mittwoch (Ortszeit) hat sich die für die Grenzkontrollen zuständige US-Behörde Transportation Security Administration (TSA) vor dem zuständigen Komitee des US-Repräsentantenhauses zu verantworten. Dabei soll es um die Zukunft des umstrittenen Registered Traveler Program gehen.