EU bremst Deregulierung des Breitbandmarkts
Die EU-Kommission hat die Pläne der RTR zur Deregulierung der urbanen Breitbandmärkte in Österreich gebremst. Laut Kommission konnte die RTR nicht plausibel machen, dass mobile Breitbandangebote fixe DSL- und Fernsehkabelnetze ersetzen können. Es bestehe Zweifel daran, ob die mobilen Angebote eine echte Konkurrenz beispielsweise für die Kabelnetze der Telekom Austria (TA) darstellten.
Wie die EU-Behörde am Montag in Brüssel mitteilte, habe sie die österreichische Telekom-Regulierungsbehörde RTR ersucht, den Erlass einer Regulierungsverfügung für den Bitstrom-Markt zu verschieben.
Damit haben die Mitbewerber der TA einen Etappensieg errungen, denn sie hatten die Vorgangsweise der RTR in diesem Punkt bereits seit langem kritisiert. Die TA hingegen ist der Meinung, dass in Österreich durch die zahllosen mobilen Internet-Anschlüsse ohnehin genug Wettbewerb herrsche, eine weitere Regulierung in Ballungsräumen daher nicht notwendig ist.
"Die Kommission hat ernsthafte Zweifel hinsichtlich der Vereinbarkeit der Definition des Markts für Breitbandzugang auf der Vorleistungsebene mit dem EU-Recht", erklärte die Kommission. Die RTR habe in der vor einem Monat erfolgten Anmeldung des Vorschlags nicht hinreichend nachgewiesen, dass mobile Breitbandanschlüsse als vollwertiger Ersatz für Festnetzanschlüsse über DSL- und Fernsehkabelnetze angesehen werden können.
Ferner habe die EU-Kommission Zweifel hinsichtlich des Umfangs des definierten Bitstrom-Markts auf der Vorleistungsebene. Die Kommission forderte die RTR auf, "die Verfügung nicht zu erlassen, bis die Kommission eine endgültige Entscheidung über den Vorschlag von RTR getroffen hat".
Zweifel am "mobilen Breitband"
"Die Annahme, österreichische Verbraucher könnten ohne weiteres von einem DSL- oder Fernsehkabelanschluss auf einen mobilen Breitbandanschluss wechseln, wäre nur zutreffend, wenn im österreichischen Privatkundenmarkt für Breitbandzugang effektiver Wettbewerb herrschen würde", so Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes.
Die österreichische Regulierungsbehörde habe bisher keine ausreichenden Nachweise vorgelegt, die eine derart weit fortgeschrittene Marktentwicklung bestätigen würden. In den kommenden zwei Monaten könne die RTR den Nachweis erbringen, dass die Zeit in Österreich für eine Deregulierung des Markts reif sei.
Marktbeherrschende Engpässe
Auch die für Telekommunikation zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding betonte, sie wolle "durchschlagende Beweise sehen, bevor Märkte so abgegrenzt werden, dass eine Aufhebung der Regulierung für einen Teil des Breitbandmarkts möglich wird, der eine Schlüsselrolle für die Zukunft Europas spielt".
Die Kommission lege Wert darauf, dass der derzeitige Trend bei den Netzen und Dienstleistungen hin zu höheren Kapazitäten und Geschwindigkeiten adäquat berücksichtigt werde, damit marktbeherrschende Engpässe in den Zugangsnetzen der nächsten Generation ausgeschlossen würden.
Auf Anfrage von ORF.at sagte RTR-Sprecherin Daniela Andreasch, dass der Behörde die Aufforderung der Kommission bisher noch nicht vorliege. Daher könne die RTR noch keine Stellungnahme zu dem Thema abgeben.
(APA/futurezone)