AT&T erlaubt Internet-Telefonie am iPhone

USA
07.10.2009

Strategisches Manöver vor Entscheidung der Regulierungsbehörde

AT&T will iPhone-Besitzern in den USA künftig doch die Internet-Telefonie erlauben. Die Entscheidung kommt kurz vor einer anstehenden Abstimmung der US-Telekomaufsicht FCC zu neuen Regeln für die Netzneutralität. Der US-Telekomgigant, der das iPhone in den USA exklusiv vertreibt, erlaubte bisher Internet-Telefonie nur über eine Wi-Fi-Verbindung. Die Nutzung von Anwendungen wie Skype wurde auf dem Apple-Phone bisher blockiert.

Viele Streitpunkte

Der US-Telekommunikationskonzern AT&T wirft Google vor, mit seinem Telefonieangebot Google Voice die Prinzipien der Netzneutralität zu verletzen und hat die US-Regulierungsbehörde FCC aufgefordert, gegen die Anwendung vorzugehen. Der Vorwurf: Mit Google Voice sei es nicht möglich, bestimmte Telefonnummern in ländlichen Regionen der USA anzurufen

Der Wandel kommt zwei Monate nach einer Anfrage der US-Telekomaufsicht FCC an AT&T, Apple und Google. Gegenstand des Schreibens war Googles Telefonieprogramm Google Voice. Über die iPhone-Applikation von Google Voice wird in den USA seit Monaten gestritten. Apple hatte das Programm bisher nicht in seinen App Store aufgenommen.

FCC untersucht Wettbewerbssituation

Der Wandel AT&Ts kommt auch inmitten einer FCC-Untersuchung zur Wettbewerbssituation in der Mobilfunkbranche. Diese prüft unter anderem Exklusivdeals wie AT&Ts Abkommen mit Apple. Die FCC plant darüber hinaus, noch in diesem Monat über neue Regeln zur Netzneutralität abzustimmen. Internet-Provider und Mobilfunkbetreiber sollen künftig jeden Datenverkehr in ihren Netzen gleich zu behandeln haben und niemanden bevorzugen oder diskriminieren dürfen.

FCC-Chef Julius Genachowski will Regeln zur Netzneutralität aufstellen, um sicherzustellen, dass Breitbandanbieter und Mobilfunker ihre Macht über das Internet nicht missbrauchen, um ihre eigenen Dienste zu begünstigen oder Konkurrenten zu schaden.

Telekoms gegen Netzneutralitätsregeln

Starken Widerstand gegen die neuen Netzneutralitätsregeln gibt es vonseiten der Telefon- und Kabelgesellschaften, die die meisten Breitbandanschlüsse in den USA anbieten. Aber auch die Mobilfunkbetreiber sind beunruhigt, da auch sie davon betroffen sind.

AT&T gab am Dienstag bekannt, dass Apple und die FCC darüber informiert wurden, dass künftig auch VoIP-Anwendungen über das iPhone möglich sein werden. Der Telekomanbieter gab an, er habe die Entscheidung gefällt, nachdem "die Kundenerwartungen und der zu erwartende Nutzen des Geräts im Vergleich zu den anderen Angeboten ausgewertet wurde". AT&T erlaubt seinen Breitbandkunden bereits die Nutzung von Internet-Telefonie.

Netzneutralität in der EU

Die europäischen Netzbürgerrechtsplattformen La Quadrature du Net und Netzpolitik.org haben dazu aufgefordert, das Thema Netzneutralität auch in die Vermittlungsverhandlungen zum EU-Telekompaket aufzunehmen. Die Initiativen warnen davor, dass unter dem Einfluss des Telekomgiganten AT&T die derzeit vorgesehenen Bestimmungen im Richtlinienbündel des Telekompakets die Netzneutralität nur unzureichend festschreiben würden.

Apple und Skype zuversichtlich

Apple begrüßte die Ankündigung und sagte, es werde sein Entwicklerabkommen verbessern, so dass auch VoIP-Anwendungen so bald als möglich im App Store angeboten werden können. Auch Genachowski lobte die Entscheidung von AT&T. Der FCC-Chef sagte in einer Stellungnahme, dass die "Öffnung drahtloser Dienste für eine größere Auswahl für Verbraucher mehr Investitionen und Innovationen für den mobilen Marktplatz bringt".

Auch Skype-Präsident Josh Silverman zeigte sich über die Entscheidung erfreut. Bezugnehmend auf die bevorstehende Abstimmung zur Netzneutralität fügte er hinzu, dass die "positiven Maßnahmen eines Unternehmens kein Ersatz für eine staatliche Politik sind, die für Offenheit sorgt und die Konsumenten schützt".

Mehr zum Thema:

(AP/futurezone)