"Mit Apple wetteifern ist nicht sinnvoll"
Während zahlreiche Handyhersteller um den nächsten "iPhone-Killer" rittern, will das "3"-Spin-off INQ Mobile mit günstigen Handys und dem Fokus auf einfache Kommunikation in Sozialen Netzwerken punkten. Das INQ Mini 3G soll laut Frank Meehan, dem Chef der Herstellerfirma, mobiles Internet auf den Massenmarkt bringen. Der Smartphone-Markt sei noch klein und Apples iPhone derzeit ohnedies nicht einzuholen.
Seit Donnerstag bietet "3" mit dem INQ Mini 3G ein Handy an, dass den aktuellen Designtrends auf den ersten Blick so gar nicht entspricht: Es hat keinen Touchscreen und ist mit 10,2 mal 4,5 mal 1,2 Zentimeter auch nicht besonders groß. Das 2,2 Zoll große Display hat eine Auflösung von 240 mal 320 Pixel - das ist ausreichend, aber wenig aufregend.
Die Zielgruppe für das INQ Mini 3G definiert Meehan "alle bis 35 Jahre", für "3"-Österreich-Chef Berthold Thoma sind es "alle, die das Internet nutzen". Preislich zielt das Gerät deutlich auf eine jüngere Zielgruppe ab, es kostet mit Vertrag drei Euro, als Wertkartenhandy (ab November) 99 Euro.
Konkurrenz für Nokia & Co.
Dennoch glaubt Meehan, dass das Gerät seinen Platz auf dem Markt finden wird, vor allem durch die fixe Integration von Sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter ins System. Anfragen und Chats können etwa direkt aus dem Nachrichtenordner, wo sonst nur SMS zu finden sind, erstellt werden. Skype und der Windows Live Messenger sind ebenfalls vorinstalliert, die Anwendungen können gleichzeitig ausgeführt werden. "Wir wollen nicht Apple Konkurrenz machen, sondern Herstellern wie Nokia, Sony Ericsson und Samsung", erklärt Meehan das Konzept.
Diese Hersteller unterstützen laut Meehan auf ihren Handys 3G und mobiles Internet noch nicht ausreichend, viele der aktuellen Smartphones seien zudem schwierig zu bedienen. Daher haben sich ehemalige "3"-Mitarbeiter, zu denen auch Meehan gehört, entschieden, eigene Handys zu bauen, um damit den Wünschen der Nutzer - und naturgemäß auch der Mobilfunker - zu entsprechen.
Als Basis für das selbst entwickelte Betriebssystem von INQ Mobile dient die BREW-Plattform von Qualcomm.
Simpel und etwas kraftlos
Im ersten Test zeigt sich das Gerät, dessen selbst entwickelte Plattform laut Meehan auch gängige Java-Anwendungen unterstützt, nicht rasend, aber ausreichend schnell. Die Navigation ist simpel und zweckmäßig. Die Kamera hat eine Auflösung von zwei Megapixel und kann für Videos genutzt werden. Das Handy kann auch als Modem (HSDPA) verwendet werden, was im Test anstandslos funktionierte - beim Anstecken öffnete sich automatisch die notwendige Software für die Installation.
Beim Anschluss über USB (Mini-USB am Handy) am Computer wird das Gerät gleichzeitig geladen, dabei allerdings etwas warm. Die Kopfhörer werden ebenfalls über Mini-USB angesteckt. Über die Software doubleTwist kann Musik auf das Gerät geladen werden, dazu muss man sich bei doubleTwist vorher allerdings einen Account anlegen. Ein Anruf via Skype funktionierte klaglos, das Hochladen eines Bilds auf Facebook dauert dafür etwas länger. Der Akku soll bei Gesprächen über 3G 160 Minuten halten, in 2G-Netzen 210 Minuten.
Touchscreens nicht für alles geeignet
Das Retrodesign des Handys sei das Ergebnis eigener Marktforschungen und Umfragen, sagt Meehan: "Vor allem Jugendliche sind noch sehr T9-orientiert und können mit einem Nummernpad wesentlich schneller und meist blind schreiben. Mit einem Touchscreen geht das nicht, die eignen sich nicht für die schnelle Kommunikation." Außerdem seien viele Touchscreens noch nicht gut genug - bis auf das iPhone, dem Meehan bei der Präsentation laufend Rosen streut.
"Apple hat die Industrie aus dem Cruise-Modus geholt" und die Vorstellung verändert, was Handys leisten sollen, so Meehan. Viele Hersteller würden nun gerne aufholen und dabei versuchen, das iPhone zu kopieren - allerdings meist schlecht. Bis Apples iPhone kam, habe es auf dem Markt nur aufgebohrte 2G-Geräte gegeben, fügt "3"-Chef Berthold Thoma hinzu. Auch "3" habe mit Apple verhandelt, aber keine Einigung erzielt. Daher habe man sich entschlossen, eigene Geräte zu bauen.
Kommunikation auf allen Kanälen
Warum hat INQ Mobile nicht selbst ein mit dem iPhone vergleichbares Gerät gebaut oder zumindest einen Touchscreen integriert? "Das iPhone ist großartig für Spiele und mobiles Internet, aber nicht für schnelle Nachrichten. Ich glaube schon an Touchscreens, aber sie müssen noch besser werden", erklärt Meehan.
Das INQ Mini 3G hingegen biete den Leuten gezielt, was sie wollen - die schnelle Kommunikation von unterwegs auf möglichst vielen Kanälen. Zudem sei der potenzielle Markt für das INQ Mini 3G größer: Derzeit seien erst 20 Prozent der Handys Smartphones, den Großteil davon besetze Apple. "Mit Apple wetteifern ist nicht sinnvoll. Wir wollen aber ebenfalls eine gute Internet-Nutzung auf dem Handy bieten."
Smartphones in Österreich bei 20 Prozent
Diese Aufteilung von Smartphones zu klassischen Handys bestätigt T-Mobile Österreich auf Anfrage, auch wenn sich dort seit Anfang des Jahres Smartphones mit einem Anteil von 40 Prozent bei Neukunden zuletzt deutlich besser verkauft hatten. Allerdings hat T-Mobile dieses Jahr das iPhone und die Google-Handys sehr prominent vermarktet - zieht man das ab, kommt man wieder auf eine Verteilung von 20 zu 80.
Auch bei der mobilkom austria verkauften sich Smartphones wie das HTC Magic und der Blackberry Storm "hervorragend". Die Nachfrage nach Smartphones gehe eindeutig und stetig nach oben. Gleichzeitig gebe es aber auch immer noch den Wunsch nach simplen Handys, mit denen man "nur" telefonieren und SMS schicken könne, so die mobilkom. Bei der mobilkom samt B.Free und bob steht das Verhältnis zwischen Smartphones (S60, BlackBerry, Android, Windows Mobile) und "normalen" Handys laut Angaben des Providers 25 zu 75. Das Verhältnis von 3G- zu 2G-Handys liegt bei 40 zu 60, wobei auch hier der Anteil der 3G-Handys im Steigen begriffen sind.
INQ Mobile will Portfolio ausbauen
Der Zugriff auf Soziale Netzwerke von unterwegs steige allerdings auch ständig, so T-Mobile Österreich gegenüber ORF.at, das zudem von einer starken Nachfrage nach Touchscreen-Geräten berichtet.
Das ist wohl auch der Grund, warum INQ Mobile nächstes Jahr selbst ein Handy mit berührungsempfindlichem Bildschirm auf den Markt bringen will. 2009 kommt noch das INQ Chat 3G mit QWERTZ-Tastatur, ein Android-Handy will der Hersteller dann ebenfalls 2010 anbieten. Das werde dann allerdings auf den High-End-Markt abzielen, denn die Hardware für Android-Geräte sei deutlich teurer, da sie leistungsfähig sein müsse. "Android ist anspruchsvoll, das läuft nur auf High-End-Geräten", die dann entsprechend teuer seien, so Meehan. Grundsätzlich wolle INQ Mobile aber in Zukunft alle Bedürfnisse des Marktes abdecken.
(futurezone/Nadja Igler)