Mit der PSP Go im Mobilfunknetz
Sonys mobile Spielekonsole PSP Go kann über WLAN und auch eine Mobilfunkverbindung online gehen. Dazu braucht der Nutzer aber nicht nur ein Handy als Bluetooth-Modem, sondern auch Hartnäckigkeit. ORF.at hat sich die Tethering-Funktion der PSP Go näher angesehen und dabei Reminiszenzen an jene Zeiten erlebt, als Kleingeräte noch via Infrarotverbindung ins Netz gingen.
Seit Anfang Oktober ist Sonys mobile Spielekonsole PSP Go im Handel erhältlich. Ihre Besonderheit ist auch gleichzeitig das am meisten kritisierte Manko: Sie hat keinen Slot für das eigens für die PSP entwickelte UMD-Format (Universal Media Disc) mehr. Die Folge: Gerade treue Nutzer der alten PSP mit umfangreicher Spielesammlung fühlen sich im Stich gelassen.
Inhalte und Spiele für die PSP Go können nur online über den PlayStation Store bezogen werden und dabei entweder direkt auf die PSP Go oder über Sonys PlayStation 3 sowie mittels eigener Software auf den Computer heruntergeladen werden.
Auf den Spuren der frühen Mobilkommunikation
Die PSP Go selbst kann wie ihre Vorgänger über WLAN online gehen, mit der jüngsten Firmware 6.1 gibt es aber auch die Möglichkeit, via Bluetooth ein Handy als Modem zu verwenden und sich damit zu vernetzen. Das ist allerdings nicht ganz trivial, wie die zahlreichen Einträge auf der Suche nach Tipps in diversen Foren zeigen, und Sony bietet kaum Hilfestellung dazu.
So bleibt dem Nutzer nur übrig, sich selbst durch die Einstellungen zu graben - ein kleines Abenteuer, wie sich im Test zeigt. Es erinnert zudem frappant an die frühen Anfänge der mobilen Kommunikation mit mehr als zwei Geräten, an jene Zeit, als Palm mit seinen Handhelds noch richtig groß im Geschäft war und besonders enthusiastische Nutzer mehr oder weniger erfolgreich versuchten, ihr Gerät via Infrarot und Handy ins Netz zu bekommen.
Hotlines überfordert bis abweisend
Dass diese Zeiten des Bastelns auch aufseiten der Anbieter lange vergessen sind, zeigte sich bei den Versuchen bei den diversen Hotlines der Mobilfunkbetreiber (getestet wurden die mobilkom austria, T-Mobile, "3" und Orange) daran, dass die Mitarbeiter der Callcenter oft nicht wussten, was eigentlich genau gewünscht wurde. Bereits auf den Websites der Provider gab es nur wenig bis gar keine passende Information dazu, wie die Mobilkonsole ins Netz zu bringen sei.
Beim ersten Anruf bei der Orange-Technikhotline hieß es etwa "Das geht nicht", gefolgt von einem Verweis auf das hauseigene Bundle einer PSP Go mit einem UMTS-WLAN-Modem. Die dennoch gelieferten Einwahldaten führten dann auch nicht zum Erfolg. Nach einer ersten erfolgreichen Verbindung über einen anderen Provider und dem insistierenden Hinweis, dass das sehr wohl gehen müsse, lieferte die Orange-Hotline am Ende doch die passenden Einstellungen.
Nicht alle Handys spielen mit
Die Technik-Hotline von T-Mobile war von dem Ansinnen zuerst leicht überfordert, zeigte sich aber ausreichend kooperativ und lieferte die notwendigen Daten für die erste erfolgreiche Verbindung. Die mobilkom austria lieferte zuerst ebenfalls falsche Einwahldaten, die dann aber mit Hilfe eines erfahrenen Technikers erfolgreich korrigiert werden konnten. Bei "3" wurden die passenden Daten umgehend geliefert, auch wenn dort - wie bei fast allen Hotlines - darauf verwiesen wurde, dass man keinen Support für die PSP Go biete.
So man im Besitz der korrekten Einwahldaten ist, ist die Einrichtung - abgesehen von der mitunter umständlichen Eingabe mit der über die Cursortasten zu steuernden Texteingabefunktion der PSP - eigentlich ein Kinderspiel. Allerdings funktionierten die Verbindungen im Test nur mit einem Handy von Sony Ericsson (C905). Apples iPhone, Samsungs Galaxy (mit Android), I8910 (Omnia HD) und Omnia II (Windows Mobile 6.5), Nokias N97 und 5530 Express Music (Symbian S60) und das INQ Mobile Mini von "3" verweigerten die Kooperation.
Der Weg zur Mobilfunkverbindung
Für die Einrichtung muss zuerst das Handy als Bluetooth Device unter dem entsprechenden Menüpunkt eingerichtet werden. Dann folgt im Menü Netzwerkeinstellungen das Einrichten der eigentlichen Verbindung in den Netzwerkeinstellungen: Zuerst "Infrastrukturmodus" auswählen, dann "neue Verbindung". Dort den Punkt "Bluetooth-Modem" und anschließend das registrierte Handy auswählen. Die Einwahlnummer lautet für T-Mobile, Orange und "3" jeweils *99#, bei der mobilkom *99* * *1# (ohne Abstand).
Bei der Authentifizierungseinstellung müssen bei T-Mobile und "3" weder Benutzername noch Passwort eingegeben werden, bei der mobilkom als Benutzername ppp@a1plus.at, das Passwort kann beliebig gewählt werden, die mobilkom empfiehlt ppp. Für Orange in beide Felder web eintragen.
Das folgende Feld Initialisierungsbefehl kann bei T-Mobile und "3" wieder leer bleiben, bei der mobilkom austria muss at+cgdcont=1,"IP","a1.net", bei Orange at+cgdcont=1,"IP","fullspeed" eingegeben werden. Die DNS-Einstellung ist bei allen Anbietern auf automatisch zu stellen, Proxy-Server darf man nicht benutzen. Dann "Verbindungsnamen eingeben" und speichern. Und schon kann die Verbindung getestet werden.
Mit diesen Einstellungen und dem passenden Handy kann die PSP Go ins Netz - allerdings funktionierte die Verbindung wie erwähnt nur mit dem C905. Handys mit Symbian S60 ließen sich zwar registrieren, brachen die Verbindung von sich aus aber immer wieder ab. Windows Mobile 6.5 erkannte die PSP Go zwar, dafür verweigerte die Konsole die Kommunikation. Und Android registrierte die PSP zwar, ließ dann aber keine Kommunikation mit der Konsole zu.
Geschwindigkeitsrausch bleibt aus
Selbst wenn es funktioniert - rasend schnell und damit etwa fürs Online-Gaming empfehlenswert ist der Zugang via Mobilfunk auf der PSP nicht. Es reicht aber für den Download eines kleinen Spiels wie der neuen Minis: Bei der mobilkom austria brauchten 5,5 MB ("Pinball Fantasies") etwas über zwei Minuten, bei T-Mobile zwölf MB über EDGE 15:30 Minuten. Bei T-Mobile riss die Verbindung einmal ab, die PSP lud die Daten dann erneut und von Anfang an. Bei Orange brauchte das gleiche Spielefile mit zwölf MB via UMTS 5:20 Minuten.
Die Verbindung reicht auch, um damit kurz im Netz zu surfen, wenn gerade kein WLAN vorhanden ist. Allerdings könnten sowohl Darstellung als auch Navigation auf dem Handy selbst komfortabler sein als auf der PSP. Durch Geschwindigkeit zeichnet sich diese Möglichkeit außerdem ebenfalls nicht wirklich aus.
Gemischte Gefühle
Der Umweg über ein Bluetooth-Modem ins Mobilfunknetz ist umständlich, auch wenn die Idee grundsätzlich gut ist. Besonders viele Nutzer werden diesen Weg angesichts der Einschränkungen daher nicht wählen. Schade eigentlich, denn gerade in mit UMTS gut versorgten Ländern wie Österreich wäre das eine echte Alternative und würde den Anwendern der PSP Go mehr Möglichkeiten in der mobilen Nutzung bieten.
So ist die Tethering-Funktion der PSP Go vor allem etwas für all jene, denen es mehr um die technische Spielerei als um die Anwendung im Alltag geht. Das Gefühl der Nerd-mäßigen Zufriedenheit über die bewältigte technische Hürde ist allerdings mit dem über die erste funktionierende Infrarot-Verbindung zwischen Palm und Handy und ähnlich gelagerten Fällen durchaus vergleichbar.
(futurezone/Nadja Igler)