Suizidserie bei France Telecom ohne Ende

FRANKREICH
14.10.2009

Leitender Techniker wollte sich erhängen

Bei der französischen Telekom ist ein neuer Selbstmord in letzter Minute verhindert worden. Die Feuerwehr sei gerade noch rechtzeitig zu einem leitenden Angestellten gekommen, der sich bei sich zu Hause in Marseille erhängen wollte, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Der Mann habe eine Abschieds-SMS an seine Familie, einen Vorgesetzten und mehrere Kollegen geschickt, sagte ein Sprecher von France Telecom.

Der Mann habe an Depressionen gelitten und sei seit mehreren Wochen krankgeschrieben gewesen. Den Angaben zufolge habe der Mann auch darunter gelitten, dass einer seiner Kollegen sich im Sommer das Leben genommen hatte.

Besserung der Lage bis zum Jahresende

Die neue Nummer zwei des Telekommunikationsriesen, Stephane Richard, wolle den Betrieb in Marseille am Donnerstag besuchen, kündigte das Unternehmen an. Arbeitsminister Xavier Darcos sagte im Fernsehsender Canal+, bis zum Jahresende müsse sich die Lage eigentlich geändert haben, denn France Telecom habe sich zu Verhandlungen verpflichtet.

Dabei soll es um Stress am Arbeitsplatz, Versetzungen sowie ein ausgeglichenes Berufs- und Privatleben gehen. Bei dem Unternehmen haben sich in den vergangenen 20 Monaten 24 Mitarbeiter umgebracht.

Veränderte Arbeitsbedingungen

Die Gewerkschaften machen den rasanten Umbau des Konzerns für die gehäuften Suizide verantwortlich, weil viele Beschäftigte versetzt würden und die Arbeitsbedingungen sich änderten. Als erste Konsequenz hatte Anfang des Monats der stellvertretende Generaldirektor des Unternehmens seinen Platz räumen müssen. Vergangene Woche gestand France-Telecom-Chef Didier Lombard selbst Fehler ein. Er habe "bestimmten Anzeichen" für die Stimmung und Lage der Beschäftigten "wahrscheinlich nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt", sagte er.

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(AFP)