TA für Deregulierung des Breitbandmarkts
Die Telekom Austria (TA) hat ihre bereits vielfach erhobene Forderung nach einer weiteren Deregulierung von Festnetz und Breitband-Internet mit einer Studie untermauern lassen.
Die TA könne die Abwanderung in den Mobilfunk nicht verhindern, weil sie praktische keine Festnetz-Flatrates anbieten dürfe, sagte Studienautor Karl-Heinz Neumann am Dienstag. Damit es mittel- oder langfristig nicht zu Engpässen bei der Internet-Versorgung komme, müssten außerdem die Glasfasernetze ausgebaut werden. Das nötige Investitionsvolumen für eine Versorgung von 80 Prozent aller Haushalte bezifferte der Regulierungsexperte auf fünf Milliarden Euro.
Mehr Handygespräche als in Deutschland
Zwischen Österreich und Deutschland gebe es "sehr markante Unterschiede" bei der Markt- und Wettbewerbssituation von Telefonie und Festnetz so Neumann, Chef des Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK). Während in Deutschland gerade einmal ein gutes Drittel der Sprachtelefonie auf das Handy entfalle, seien es in Österreich mehr als drei Viertel. Dementsprechend telefonierten auch in Deutschland nur elf Prozent der Haushalte ausschließlich mit Mobiltelefonen, in Österreich hingegen 38 Prozent. Der EU-Schnitt liege bei rund 22 Prozent. Allerdings bietet die TA nicht nur Festnetz an, sie ist mit ihrer Tochter mobilkom auch Marktführer im Mobilfunk.
Mobiles Breitband setzt TA zu
Der Marktanteil der TA bei Festnetzverbindungen liege mit 57 Prozent (2007) rund zehn Prozentpunkte über dem der Deutschen Telekom (DT). Bei Betrachtung des Gesamtmarkts sinke der TA-Festnetzanteil bei den Sprachminuten allerdings auf 18 Prozent. Die DT würde auf 31 Prozent kommen.
Ähnlich sei die Situation bei Breitbandanschlüssen. Der TA-Breitbandanteil würde unter Einbeziehung mobiler Anschlüsse von 45 auf 30 Prozent abfallen, der Marktanteil ihres deutschen Pendants bliebe "praktisch unverändert" bei knapp unter 45 Prozent. In Österreich setze der Mobilfunk der TA also auch beim Breitband stärker zu. Hierzulande gebe es mit DSL, Kabel und mobilem Internet gleich drei starke Breitbandplattformen, in Deutschland hingegen dominiere DSL.
Neumann für Deregulierung
Neumann urgierte die Deregulierung aller Verbindungsmärkte in Österreich. Die regulatorischen Setzung von Mindestpreisen solle aufgehoben werden, und die TA solle Telefonie-Flatrates und Produktbündel anbieten dürfen. Wenn die TA ihre niedrigen Festnetzkosten etwa in Form von Flatrate-Angeboten für vier bis fünf Euro im Monat weitergeben dürfte und dadurch mehr Kunden halten könnte, könnte sich das auch positiv auf die Vorleistungspreise auswirken, so Neumann. "Zudem wäre es sinnvoll, den gesamten Breitbandzugangsmarkt zu deregulieren."
Zweifel der EU-Kommission
Erst Anfang Oktober hatte die EU-Kommission "ernsthafte Zweifel" an der geplanten Definition des Breitbandmarkts in Österreich geäußert. Laut Kommission konnte die Regulierungsstelle RTR nicht plausibel machen, dass mobile Breitbandangebote fixe DSL- und Fernsehkabelnetze ersetzen können. Es bestehe Zweifel daran, dass die mobilen Angebote eine echte Konkurrenz beispielsweise für die Kabelnetze der TA darstellten.
(APA)