US-Kartellwächter will Intel genauer prüfen
Die US-Wettbewerbsbehörde FTC will mögliche wettbewerbswidrige Unternehmenspraktiken des weltweit größten Chipherstellers Intel nun auch in den USA genauer unter die Lupe nehmen.
Auch in den USA sollen die Unternehmenspraktiken des US-Konzerns Intel genauer untersucht werden. Nachdem seitens der EU eine Rekordstrafe wegen wettbewerbswidriger Praktiken über den weltweit größten Chiphersteller verhängt worden war, will auch die US-Behörde Federal Trade Commission (FTC) eine Beschwerde gegen Intel einreichen, berichten Quellen, die nicht genannt werden wollten, am Freitag gegenüber Reuters.
Drei der vier Kommissare der Wettbewerbsbehörde, die bereits im Juni 2008 eine formelle Untersuchung des Chipherstellers startete, würden demnach in den nächsten Wochen eine Beschwerde gegen Intel einreichen, so die Quellen. Das Bestreben werde vom FTC-Vorsitzenden Jon Leibowitz sowie den Kommissaren Thomas Rosch und Pamela Jones Harbour vorangetrieben.
Intel: Praktiken sind legal
Intel, deren Mikroprozessoren in mehr als 80 Prozent aller PCs weltweit zu finden sind, glaubt, "dass unsere Geschäftspraktiken legal sind und den Konsumenten nutzen", sagte Intel-Sprecher Chuck Mulloy am Freitag.
Im Normalfall verlangt die FTC einen einfachen Stopp des wettbewerbswidrigen Verhaltens, in seltenen, besonders schweren Fällen verhänge sie aber auch eine Geldstrafe, so David Balto, ehemaliger FTC-Direktor.
Umfassende Untersuchung
Die FTC werde sich Intels Mikroprozessorengeschäft zusammen mit dem Chipsatzabsatz ansehen, wobei nicht nur CPUs geprüft werden sollen, so die nicht genannten Quellen.
Anfang des Monats gab der Grafikchipspezialist Nvidia in einer Stellungnahme bekannt, dass die Investitionen in Chipsätze, die in der neuen Generation von Intel-Mikroprozessoren Einsatz gefunden hätten, gestoppt wurden.
Im Mai beklagte Nvidia-Chef Jen-Hsun Huang Intels Praxis, Chips zu bündeln. Intel verkaufe seine Atommikroprozessoren für 45 Dollar, würden diese aber in Kombination mit anderen Intel-Chips gekauft, die mit Nvidia konkurrieren, dann liege der Preis nur noch bei 25 Dollar.
EU-Rekordstrafe
Neben Europa gingen auch südkoreanische und japanische Behörden wegen wettbewerbswidriger Praktiken gegen Intel vor.
Die Europäische Union verhängte im Mai wegen Missbrauchs seiner marktbeherrschenden Stellung die Rekordstrafe von 1,06 Milliarden Euro gegen Intel. Der Konzern soll Computerhersteller dafür bezahlt haben, Verträge mit dem Konkurrenten AMD aufzukündigen oder den Einbau von neuen AMD-Chips zu verzögern. Zudem sei die Verwendung von Intel-Bauteilen an Rabatte für die Hersteller geknüpft gewesen. Auch mit einer großen Einzelhandelsgruppe habe es Absprachen gegeben, ausschließlich Intel-Produkte anzubieten.
AMD klagte Intel
Auch die japanischen Behörden verurteilen Intel im Jahr 2005 wegen Verstößen gegen das Monopolverbot. Im Juni 2008 verhängten die südkoreanischen Behörden über Intel eine Geldstrafe über 26 Millionen US-Dollar, weil PC-Herstellern Rabatte gewährt wurden, um in Gegenleistung dafür auf AMD-Mikroprozessoren zu verzichten.
Der deutlich kleinere Konkurrent AMD beschuldigt Intel schon lange des Missbrauchs seiner marktbeherrschenden Stellung. Eine Klage gegen den Konkurrenten Intel sei bereits im Jahr 2005 eingereicht worden, bis dato habe es aber noch keine Gerichtsverhandlung gegeben.
(Reuters)