Springer setzt auf digitale Bezahlinhalte
Konzernchef: "Wir brauchen Experimentiergeist"
Der Axel-Springer-Verlag ist mitten in der Krise offenbar selbst vom Ausmaß der positiven Geschäftsentwicklung im dritten Quartal überrascht worden. Vorstandschef Mathias Döpfner erklärte am Mittwoch in Berlin: "Axel Springer hat sich auf einem äußerst schwierigen Markt deutlich besser geschlagen als erwartet." Das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen stieg im dritten Quartal, bereinigt um Sondereffekte, um rund 10,2 Prozent auf 102,2 Millionen Euro bei einem Umsatzrückgang um drei Prozent auf 631,4 Millionen Euro.
Laut Döpfner und seinem Finanzvorstand Lothar Lanz war auch das nationale Zeitungsgeschäft mit einer Rendite von deutlich über 20 Prozent hochprofitabel. Döpfner meinte daher: "Wir sollten unser Geschäft hier nicht krankreden." Der Vorstandschef kündigte eine Marketing-Offensive im Umfang von 20 Millionen Euro für "Bild" und "Die Welt" an.
2010 besseres Jahr für Medienbranche
Döpfner sagte, er glaube, dass "2010 ein besseres Jahr für die Gesamtwirtschaft und insbesondere für die unterschätzte Medienbranche werden kann". Für das vierte Quartal erwarte er allerdings, dass Springer weiter hinter dem Vorjahr zurückbleibe, aber nach wie vor eine Ergebnissteigerung produziere, weil das vierte Quartal 2008 sehr stark gewesen sei. 2010 sollte das Ergebnis im "zweistelligen Steigerungsbereich liegen".
Doppelstrategie im Internet
Der Medienkonzern setzt im Internet auf eine Doppelstrategie: Verstärkt Geld für seine Inhalte im Internet verlangen sowie weiter mit Google und anderen Suchmaschinen zusammenarbeiten. Im Gegensatz zur Drohung des Medienunternehmers Rupert Murdoch ("Wall Street Journal") werde Springer seine Angebote beispielsweise für Google nicht sperren, sagte Döpfner.
Kostenlose journalistische Angebote im Netz seien "kein Naturgesetz", betonte Döpfner. Der Konzern entwickle kostenpflichtige Inhalte für mobile Empfangsgeräte. Solange sich Google an die Spielregeln halte und die Medien an den Erlösen beteilige, bleibe die Suchmaschine ein unverzichtbarer Partner.
Springer setzt auf Bezahlinhalte
Döpfner kündigte an, bei den digitalen Inhalten mehr auf bezahlte Produkte zu setzen. "Die Grundlage unseres Geschäfts ist etwas wert", sagte er. Noch in diesem Jahr sollten kostenpflichtige Anwendungen mit "Premiuminhalten" kommen, "die bisher in unserem Internet-Angebot noch nicht enthalten waren". Erster Schritt solle das iPhone werden. "Wir brauchen da jetzt Experimentiergeist."
Bei Springer entwickelten sich laut Döpfner die digitalen Medien mit einem Umsatzplus von 20,4 Prozent im dritten Quartal auf 310,1 Millionen Euro (Vorjahr: 257,5 Mio. Euro) zur dritten Ertragssäule des Konzerns. Hochprofitabel sei das Segment Zeitungen National trotz schwacher Werbekonjunktur.
Ziel: Komplettübernahme von StepStone
Die seit September mehrheitlich zu Springer gehörende Internet-Stellenbörse StepStone will der Verlag laut Döpfner mit Hilfe eines Squeeze-out (englisch für "hinausdrängen") komplett übernehmen. Mit einem Squeeze-out-Verfahren kann ein Großaktionär - der schon mindestens 95 Prozent am Unternehmen besitzt - die verbliebenen Anteilsbesitzer auch gegen deren Willen aus dem Unternehmen drängen.
In den ersten neun Monaten lag den Angaben zufolge der Konzernumsatz mit 1.886,2 Millionen Euro um 5,4 Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraums. Bereinigt um Wechselkurseffekte ging der Konzernumsatz um vier Prozent zurück.
Weniger Betriebsgewinn
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) für die ersten neun Monate ging um 13,7 Prozent auf 264,5 Millionen Euro zurück, wurde aber von Springer trotzdem positiv gewertet, da der Rückgang deutlich geringer ausfiel als noch zum Halbjahr 2009. "Die EBITDA-Rendite für die ersten neun Monate lag folglich mit 14 Prozent nur knapp unter dem Niveau des Vorjahres", erklärte der Verlag.
(APA/AP)