Murdoch meint: "Such doch drüben"
Rupert Murdoch will dafür bezahlt werden, dass er nur noch mit einer Suchmaschine zusammenarbeitet. Eine zukunftsweisende Idee. Wir kriegen jetzt eh alle unser eigenes Web. Nach Microcomputing und Microblogging ist jetzt Microbinging angesagt.
Vorbei sind die Zeiten, in denen die Sonne im Verbreitungsgebiet des Internets nicht unterging. Denn jetzt kommt der Startschuss zur publizistischen Kleinstaaterei. Und zwar ausgerechnet von einem Verleger, der aus "Down Under" kommt - ein Zustand, der seine Produkte auch nur allzuschnell ereilen könnte.
Keith Rupert Murdoch hat Google nicht mehr lieb. Und deshalb will er nur noch mit den Lieben von Microsoft zusammenarbeiten. Nicht, dass das ganz uneigennützig wäre. Nein, Microsoft will für die Inhalte zahlen, die das Medienimperium von Murdoch bereitstellen und Google verweigern kann. Technisch ginge das. Aber das könnte ein wenig kurz gedacht sein und erinnert mich an meinen alten Spielkameraden Lutz.
Lutz ist im Sommer auch immer zu uns ins Wasser reingesprungen, hat einen Becher gezückt und geschrien: "Das ist aber mein Wasser!", um dann damit aus dem Nichtschwimmerbereich hinaus auf den Wald zuzurennen. Drei Stunden später - wir hatten ihn schon fast vergessen - kam er dann erschöpft wieder zurück, fragte: "Und? Was macht ihr jetzt so ohne Baggersee?" und versuchte, seinen Becher gegen ein Erdbeereis einzutauschen.
Ja, nun.
Es läuft ja eh darauf hinaus, jedem nur noch seine eigene Suchmaschine zu personalisieren und ihn dafür zahlen zu lassen, damit endlich wieder Geld in die Kassen von Medienimperien kommt. Die können wir dann direkt ordern: "Ich will meine eigene kleine Suchmaschine mit bitte nur einer Wettermeldung und zwei bis drei Nachrichten vom 'Obergurgler Tagblatt'." Das ist schön übersichtlich, fühlt sich irgendwie gut an und kostet dann wieder exakt genauso viel wie das alte Abonnement der Heimatzeitung – wenn man die Blogs aus der Nachbarschaft dazu will.
Gegen Werbung kann es auch noch ein wenig Online-Telefonbuch sein. Und wem das noch nicht reicht, der kann bei Twitter sicher bald Ähnliches haben, auf Unternehmensseite soll ja auch ab nächstes Jahr gemurdocht werden.
Die Welt ist groß, sie reicht manchmal bis über die eigene Bookmark-Liste hinaus. Aber das ist gar nicht nötig. In Österreich geht im 21. Jahrhundert auch die Sonne schneller unter als zu Habsburger Zeiten. Und niemanden stört das. Im Gegenteil. "Weltweit" und "for free" machen als Schlagwörter dem braven Bürger eher Angst. "Meins" und "Heimat" sind Begriffe, an die es sich schon eher kuscheln lässt. Und dafür zahlen alle gerne. Medienfirmen, Suchmaschinen und wir selbst.
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(Harald Taglinger)