Siemens fährt Milliardenverlust ein
Siemens hat nach einem überraschenden Milliardenverlust im Schlussquartal die Messlatte für das laufende Geschäftsjahr niedriger gelegt. Eine Abschreibung auf die Gemeinschaftsfirma Nokia Siemens Networks (NSN) von 1,6 Milliarden Euro brachte dem Münchner Technologiekonzern im vierten Quartal einen Nettoverlust von einer Milliarde Euro ein.
Analysten hatte zwar mit einer Abwertung auf die Hälfte an dem Siemens-Joint-Venture mit dem finnischen Mobilfunkgiganten Nokia gerechnet, sie fiel aber für die meisten überraschend hoch aus. Im Schnitt hatten die Experten für das Schlussquartal einen Nettogewinn von 384 Millionen Euro vorhergesagt.
Für das laufende Geschäftsjahr 2009/10 zeigte sich das Siemens-Management um Konzernchef Peter Löscher nun vorsichtiger. Das operative Ergebnis der drei Kernsektoren Industrie, Energie und Medizintechnik werde 2009/10 auf sechs bis 6,5 Milliarden Euro zurückgehen, teilte der Konzern am Donnerstag mit.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte Siemens hier noch 7,5 Milliarden Euro verdient und damit die Erwartungen der Analysten übertroffen. Der Jahresumsatz von zuletzt 76,7 Milliarden Euro werde im laufenden Geschäftsjahr leicht zurückgehen, kündigte das Unternehmen an. Die anstehende Gewinnausschüttung will Siemens für seine Aktionäre bei 1,60 Euro je Aktie stabil halten.
"Herausforderndes Marktumfeld"
"Insgesamt bleibt das Marktumfeld 2010 herausfordernd", sagte Löscher und kündigte die Fortsetzung des Sparkurses an. "Wir befinden uns in einem fortlaufenden Prozess, in dem wir Programme zur Kostensenkungen, Kapazitätsanpassungen sowie zur Bereinigung unseres Produktportfolios entwickeln und implementieren", hieß es in der Prognose.
Im Geschäftsjahr 2008/09, das am 30. September endete, blieben Siemens unter dem Strich 2,5 Milliarden Euro als Gewinn. Das ist zwar weniger als die Hälfte des Vorjahres, damals hatte das Unternehmen allerdings einen milliardenschweren Sondererlös aus dem Verkauf der Autozuliefersparte VDO eingefahren.
Belastungen durch Konzernumbau
Für die Zukunft rechnet Siemens weiter mit Belastungen durch NSN und den laufenden Konzernumbau. Die Sanierung des Netzwerkbauers werde noch zwei Jahre lang auf der Bilanz lasten, hieß es. Zudem werde durch den geplanten Verkauf der Elektronikmontage-Sparte SEAS bereits im laufenden Geschäftsjahr ein "erheblicher Verlust" anfallen.
Kein konzernweiter Stellenabbau
Befürchtungen vor einem erneuten großen Stellenabbau trat Löscher entgegen. "Bei Siemens gibt es kein konzernweites Restrukturierungsprogramm für 2010, und das brauchen wir auch nicht.". Auch Spekulationen von Arbeitnehmervertretern und Analysten, dass weltweit noch einmal 10.000 Stellen auf dem Spiel stehen könnten, entbehrten jeder Grundlage. "Diese 10.000 gibt es nicht, und es gibt auch keinerlei Programm in diese Richtung", sagte Löscher.
Man werde sich jetzt den Geschäftsverlauf in den einzelnen Sparten anschauen, dann könne es auch punktuell zu weiteren Anpassungen kommen. Zahlen nannte Löscher aber nicht. Die Maßnahmen würden so sozialverträglich wie möglich vorangetrieben.
(Reuters)