Verwirrspiel um YouTube in Brasilien
Nachdem einige brasilianische Provider YouTube bereits gesperrt hatten, hat der zuständige Richter seine Weisung plötzlich wieder aufgehoben.
Noch am Montag hatte Brasil Telecom seine Kunden vom Zugriff auf YouTube ausgeschlossen. Am Dienstag folgte das Konkurrenzunternehmen Telefónica SA dem Richterspruch vom vergangenen Donnerstag.
"Intimer Augenblick"
Enio Santarelli Zuliani, Richter am Obersten Gerichtshof des brasilianischen Bundesstaates Sao Paulo, hatte vergangene Woche den US-Videohoster YouTube angewiesen, Brasilianern den Zugang zu einem Video zu verweigern, das Supermodel Daniela Cicarelli und ihren Freund, den Banker Renato Malzoni, in einem "intimen Augenblick" an einem Strand nahe der andalusischen Stadt Cadiz zeigt.
Der Anwalt der Kläger, Rubens Decousseau Tilikan, hatte schon am Donnerstag betont, im Notfall ein YouTube-Verbot für ganz Brasilien erwirken zu wollen. Schon im September 2006 hatte YouTube auf Weisung eines brasilianischen Gerichts das Video wiederholt von seinen Servern entfernt. Hartnäckige User hatten den Clip aber immer wieder hochgeladen.
Cicarelli und Malzoni hatten im Dezember darauf geklagt, dass YouTube so lange von brasilianischen Providern gesperrt werden müsse, bis das Video nicht mehr auf der Site zu sehen sei.
Der Richter und sein Technikverständnis
Am Dienstag jedoch forderte Richter Zuliani die Provider öffentlich dazu auf, den Zugriff auf YouTube wieder zuzulassen. Er fragte die Provider gleichzeitig, warum es nicht möglich sei, den Zugriff auf das Video zu sperren, ohne gleich ganz YouTube für Brasilien abzudrehen.
YouTube muss Zuliani jetzt beweisen, dass es alle möglichen Schritte unternommen habe, einen weiteren Upload des inkriminierten Videos zu stoppen. Ansonsten, so der Richter, könne er die Site wieder sperren lassen.
Die Pressefreiheits-Organisation Reporter ohne Grenzen hatte am Dienstag die pauschale YouTube-Sperre für ganz Brasilien als unverhältnismäßig kritisiert.
(Reuters | futurezone)