© Fotolia/Daniel Gilbey, Buch auf einem Laptop

F: Google wegen Buchdigitalisierung verurteilt

GOOGLE BOOKS
18.12.2009

Das US-Internet-Unternehmen Google ist von einem Pariser Gericht zu einer Schadenersatzzahlung verurteilt worden, weil es Bücher des französischen Verlegers La Martiniere ohne Einverständnis des Verlegers und der Autoren online veröffentlicht hatte.

Google muss 300.000 Euro Schadenersatz zahlen, urteilte ein Pariser Gericht am Freitag. La Martiniere hatte mit Unterstützung des französischen Verlegerverbands und der Autorengruppe SGDL 15 Millionen Euro Schadenersatz verlangt. Darüber hinaus muss Google 10.000 Euro pro Tag zahlen, solange es Auszüge aus französischen Büchern nicht aus seinem Dienst Google Books entferne.

Verleger zufrieden, Google beruft

Google kündigte umgehend Berufung an. "Wir glauben, dass der Zugang, den wir unseren Online-Kunden zu sehr kurzen Extrakten von Werken geben, sich in Einklang mit dem Urheberrecht befindet", sagte der Anwalt des Unternehmens, Benjamin du Chauffaut. Den französischen Nutzern würden durch die Gerichtsentscheidung wichtige Teile des literarischen Erbes vorenthalten.

Der Vorsitzende der französischen Verlegervereinigung SNE, Serge Eyrolles, erklärte sich mit dem Urteil erwartungsgemäß zufrieden. "Es zeigt, dass Google nicht der König der Welt ist und nicht tun kann, was es will." Eyrolles sagte aber auch, dass die französischen Verleger weiterhin bereit sind, mit Google zusammenzuarbeiten, "aber nur, wenn sie unser Urheberrecht beachten". Laut seinen Angaben scannte Google 100.000 französische Bücher, von denen 80 Prozent noch unter Urheberrecht stehen.

Zwischen Widerstand und Kooperation

Google hatte 2005 mit der Digitalisierung von Büchern begonnen, um im Internet eine weltweit zugängliche Großbibliothek bereitzustellen und handelte sich dafür Kritik von Autoren- und Verlegerverbänden ein. Zuletzt musste ein Vergleich des Konzerns mit US-Autoren- und -Verlegerverbänden überarbeitet werden. Google Books soll mittlerweile über zehn Millionen Bücher umfassen.

Unterdessen arbeiten mehrere große Bibliotheken, unter ihnen auch die zweitgrößte französische Bibliothek in Lyon, freiwillig mit Google zusammen. Das Unternehmen bietet an, den Bestand gratis einzuscannen und verlangt dafür einen privilegierten Zugang über seine eigene Suchmaschine im Internet. Es gibt allerdings auch großen Widerstand, da viele eine Monopolstellung des US-Unternehmens fürchten.

Bisher wenig Alternativen

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat kürzlich angekündigt, 750 Millionen Euro von der geplanten Staatsanleihe für die Digitalisierung des kulturellen Erbes Frankreichs zur Verfügung zu stellen.

Einer in dieser Woche publizierten Studie zufolge sind die französischen Erfolge bei der Buchdigitalisierung "langsam und unzureichend", das Gallica Programm der französischen Nationalbibliothek mit einer Millionen gescannten Büchern und die EU-weite Europeana-Initiative würden nicht als befriedigende Alternative zu Google erlebt.

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(AP/AFP/dpa/Reuters)