© Olympus, Olympus E-P2 mit elektronischem Sucher

Gadget-Hoffnungen für 2010

ZUKUNFT
01.01.2010

2009 war in Sachen Gadgets ein Flop. Das Apple-Tablet blieb ebenso im Schrank wie ein überzeugendes Konzept für freiere Mobiltelefonie. Auch PCs, Kameras und Notebooks blieben eher konventionell und damit langweilig. Zwei Trends für 2010: Mini-Notebooks werden richtig billig und gute Kameras werden richtig klein.

Beispiel eins: der wahre Hundert-Dollar-Laptop. Nicholas Negropontes Konzept eines Notebooks, das nur neu im Handel nur 100 US-Dollar kostet, könnte 2010 endlich auf dem Massenmarkt verwirklicht werden. Der Grund dafür: Chrome OS. Auch der größenwahnsinnigste Google-Manager muss wissen, dass er auf dem Markt für PC-Betriebssysteme nicht gegen Microsoft antreten kann - erst recht nicht mit einem Konzept, das im Grunde die hundertste Neuauflage des alten Prinzips "dummes Terminal, schlaue Zentrale" ist. Auch wenn dieses heute von schicken Begriffen wie "Cloud Computing" umwölkt ist, wurde es von Microsoft wiederholt eingestampft, überholt, obsolet gemacht und vernichtet - oder wird es heute doch noch jemandem beim Gedanken an Suns Java-Terminals warm ums Herz?

Also darf der Chrome-OS-Computer kein echter PC sein, sondern muss im Grunde als Haushaltsgerät verkauft werden, und zwar in der Abteilung Henkelware und Taschenrechner. Womit wir vom Preisgefüge her ganz klar im zweistelligen Bereich angekommen wären. Wenn Google wirklich gewieft vorgeht, dann wird der Konzern die Chrome-OS-Netbooks nicht nur zum Nulltarif als Mobilfunk-Tarifbeigabe unters Volk bringen, sondern auch beim Diskonter zwischen Billigbananen und Zahnbürsten für 99 Euro feilbieten. Bis Ende 2010, also zum Start von Chrome OS, werden Intel und die taiwanesischen Hardware-Produzenten die Kosten für die Atom-Plattform so weit gedrückt haben, dass es mit dem zweistelligen Preis für alle Beteiligten funktionieren kann. Netbooks mit Windows gelten dann als Edelgeräte - und Microsoft sieht teuer aus. Der versierte Nutzer gewinnt allemal, kann er doch Chrome OS jederzeit vom Speicherchip putzen und durch ein schlankes Vollwert-Linux ersetzen.

Kameras müssen kleiner werden

Beispiel zwei: kompakte Digicams mit großen Sensoren. Die beste Digitalkamera nützt nichts, wenn man sie nicht dabei hat. Leider haben kleine Geräte auch kleine Sensoren, was der Bildqualität in der Regel nicht guttut. Einen großen Sensor in ein kleines Gehäuse zu stecken und darin auch noch eine ausreichend gute Optik unterzubringen ist nicht so einfach, wie es klingt. Der bisher ernsthafteste Versuch, eine solche Kompaktkamera zu bauen, nämlich die mutige DP-Reihe von Sigma mit ihren Foveon-Sensoren im APS-C-Format, ist gescheitert - AF und Verarbeitungsgeschwindigkeit waren einfach zu langsam.

Auch 2010 tritt mit Leica zuerst ein kleinerer Hersteller in dieser Liga an. Die X1 trifft zwar von Größe und Form her exakt den Sweet Spot der von Henri Cartier-Bresson nicht ohne Grund bevorzugten Schraub-Leica mit versenkbarem Elmar-Objektiv, aber erste ernsthafte Tests wie etwa jener der Kollegen von Dpreview.com und der Bericht von Michael Reichmann lassen erahnen, dass es auch diese Kamera auf dem Markt nicht leicht haben wird, zumal sie rund 1.500 Euro kostet.

Big in Japan

Da sich die großen Hersteller Canon, Nikon und - vielleicht - Sony wohl auch 2010 nicht von solchen Geräten das Geschäft mit den digitalen Spiegelreflexkameras im unteren Konsumentenbereich verderben lassen möchten, bleibt noch die Hoffnung auf das Micro-Four-Thirds-System von Olympus und Panasonic. Dessen Marktanteil ist hierzulande zwar zu vernachlässigen, aber es ist durchaus "Big in Japan". Dort nämlich schafften es im November 2009 gleich zwei Geräte aus dem System in die Verkaufszahlen-Top-Ten des Marktforschers BCN: Die Lumix GF1 von Panasonic lag mit 8,1 Prozent an den verkauften Stückzahlen auf Platz drei hinter den Einsteigergeräten von Canon und Nikon; die schon ältere Olympus Pen E-P1 immer noch auf Platz neun. Neue Systemobjektive für 2010 sind bereits angekündigt.

Gelingt es Panasonic und Olympus, ihre Micro-Four-Thirds-Kameras noch kompakter und leichter zu machen sowie den bisher noch zu trägen Kontrast-AF zu beschleunigen, hat das System 2010 solide Chancen auf weiteres Wachstum. Die Bildqualität ist bei den bereits verfügbaren Geräten schon sehr gut, und die Panasonic GH-1 gilt als Geheimtipp bei HD-Videofilmern. Ob das allerdings reicht, um sich gegen die Marktführer durchzusetzen, bleibt auch 2010 abzuwarten.

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(futurezone/Günter Hack)