Brain Force will wieder expandieren
Nach "radikaler Entschlackungskur" Gang in die USA
Der börsennotierte IT-Dienstleister Brain Force habe eine "radikale Entschlackungskur" hinter sich, sagte Finanzvorstand Thomas Melzer am Dienstag bei der Präsentation des Zahlenwerks für das Rumpfgeschäftsjahr 2009 (Jänner bis September).
Auch in den nächsten Monaten werde das Unternehmen, das heuer ins Minus gerutscht ist, seinen Restrukturierungskurs fortführen. Trotzdem ist der Anbieter schon wieder auf Wachstum eingestellt: Der US-Netzwerkausrüster Cisco ist kürzlich über einen Fonds bei der Brain-Force-Tochter SolveDirect eingestiegen, um den Gang in die USA zu finanzieren.
In den ersten neun Monaten habe Brain Force die Wirtschaftskrise "stark gespürt", so Melzer vor Journalisten. Umsatz und Auftragsbestand sind gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr um je ein Fünftel eingebrochen, unterm Strich blieb ein Verlust von 4,83 Mio. Euro nach 1,09 Mio. Euro Gewinn von Jänner bis September 2008. Darin enthalten sind unter anderem Restrukturierungsaufwendungen in der Höhe von 1,38 Mio. Euro.
Den Nettoeffekt aus der Schließung des verlustträchtigen Standortes in Berlin, an dem 18 Mitarbeiter tätig waren, bezifferte Melzer mit minus 1,81 Mio. Euro. Vergangene Woche hat Brain Force außerdem den Bereich Professional Services und 85 Mitarbeiter in Österreich für 3,8 Mio. Euro in Cash an die Beko E&I AG, eine Tochter der Brain-Force-Mehrheitseigentümerin Beko Holding, veräußert, sagte der neue Vorstandschef Michael Hofer. In der Bilanz schlage sich das mit einem einmaligen Buchgewinn von rund 2,5 Mio. Euro im ersten Quartal 2009/10 nieder. Der Verkauf wurde notwendig, "weil wir einfach unterkritisch geworden sind", so Melzer.
Weniger Umsatz, Ergebnis im Minus
Der Umsatz brach um 20 Prozent auf 61,69 Mio. Euro ein, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) rutschte ins Minus und belief sich auf minus 0,20 Mio. nach 5,94 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Das EBIT verschlechterte sich auf minus 2,89 Mio. Euro (plus 3,00 Mio. Euro), bereinigt um die Restrukturierungsmaßnahmen waren es minus 1,50 Mio. Euro.
Dank "deutlicher Verbesserung" der internen Prozesse habe Brain Force 2009 einen positiven operativen Cashflow von 1,55 Mio. Euro (1-12/2008: 7,03 Mio. Euro) erwirtschaftet und die Nettoverschuldung mit 5,65 Mio. Euro (31.12.2008: 4,89 Mio. Euro) relativ gering gehalten. Das Finanzergebnis verbesserte sich von minus 0,65 auf minus 0,26 Mio. Euro.
Organisches Wachstum und Zukäufe
In puncto Personalreduktion werde es in nächster Zeit noch "die eine oder andere Maßnahme" geben, so Melzer. 2009 baute Brain Force im Konzern 151 Angestellte bzw. 13 Prozent der Belegschaft ab. Ende September beschäftigte das Unternehmen 978 Personen, 422 davon in Deutschland, über 300 in Italien.
Momentan ist SolveDirect gerade dabei, in den USA eine Niederlassung aufzubauen. Finanziert wird die Expansion durch die Beteiligung des 3TS Cisco Growth Fonds an SolveDirect. Das Closing steht zwar noch aus, Anfang Jänner sollen aber in einem ersten Schritt rund 750.000 Euro fließen. In den nächsten drei bis fünf Jahren sollen Kapitalerhöhungen von bis zu sechs Millionen Euro erfolgen. In "ein paar Jahren" soll SolveDirect rund 20 Mio. Euro umsetzen, so das Ziel. 2008 belief sich der Umsatz der Tochter auf 5,7 Mio. Euro.
Künftig will sich Brain Force "nicht nur organisch vergrößern, sondern auch durch Zukäufe", sagte Vorstandschef Michael Hofer. Langfristig strebt das Unternehmen eine EBIT-Marge von fünf Prozent an, 2009/10 will man operativ wieder schwarze Zahlen schreiben.
(APA)