© AP/Michael Probst, Tankdeckel eines Elektroautos

Feldtest für Elektroautos in Köln

FORSCHUNG
28.12.2009

In einem Großversuch wird im deutschen Nordrhein-Westfalen zwei Jahre lang der Einsatz von Elektroautos untersucht. Ab Jänner sind 25 Pkws und Transporter im Namen der Wissenschaft und Wirtschaft unterwegs.

Die Forscher wollen neben der reinen Fahrzeugtauglichkeit auch Fragen zu Kosten, Sicherheit, Umwelt und Akzeptanz nachgehen, so Projektsprecher und Autoforscher Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen am Montag. Zum Einsatz kommen im Großraum Köln 25 Elektrofahrzeuge der Modelle Ford Focus und Ford Transit, der regionale Energieversorger Rheinenergie richtet eigens Stromtankstellen ein.

Das deutsche Bundesverkehrsministerium finanziert das 15-Millionen-Projekt aus Mitteln des Konjunkturpakets II.

Echtzeit und Simulation

Insgesamt sind mehr als 50 Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen wie Ökonomie, Psychologie und Informatik an dem zweijährigen Projekt beteiligt. Die Aufgabe der Forscher besteht auch darin, die Testergebnisse zunächst auf Nordrhein-Westfalen (NRW) hochzurechnen.

Dazu entwickelt die Universität Fahrzeug- und Batteriesimulationsteststände, die es erlauben, alle Streckenprofile, Verkehrssituationen, Fahrbahnzustände und Ladevorgänge abzubilden. Dazu greifen sie auch auf Milliarden von Verkehrsdaten aus den Rechnern des Stauforschers Michael Schreckenberg und des Verkehrslenkungsprojekts "Ruhrpilot" zu.

Gefahren durch Batterien und Stille

Im Schwerpunkt Fahrzeugsicherheit wollen die Wissenschaftler klären, wie man mit hohen Stromspannungen und Stromstärken bei Unfällen, bei der Fahrzeugbergung und in Werkstätten umgeht. Ein Gefahrenschwerpunkt im Verkehr ist außerdem die geringe Geräuschkulisse, da die Fahrzeuge sich fast lautlos nähern. "Wir brauchen Sensoren und Systeme, die das Elektroauto wahrnehmbar und trotzdem nicht laut machen", so Dieter Schramm, Dekan der federführenden Fakultät für Ingenieurwissenschaften. Weiters werden von der Universität spezielle Straßenbautechniken analysiert.

Ökonomen und Psychologen schließlich widmen sich der Frage der Akzeptanz. Im Mittelpunkt stehen dabei die Kosten und die Frage, wie sehr die Autos zur Verbesserung der Luftqualität in Großstädten beitragen können. Der Elektro-Focus soll voraussichtlich 35.000 bis 40.000 Euro kosten, so Dudenhöffer, und, wie der Transit, nach dem Test in Köln 2011 auf den Markt kommen.

Entgegenkommen der Politik gefordert

Dudenhöffer fordert von der deutschen Regierung Entgegenkommen. Wegen des hohen Anschaffungspreises würden sich Elektroautos nur rentieren, wenn vorerst Autostrom unbesteuert bleibe. Nur wenn der Strompreis deutlich unter den besteuerten Benzin- und Dieselpreisen liege, sei ein Elektroauto wettbewerbsfähig. "Da muss der Finanzminister ein Auge zudrücken", sagte Dudenhöffer.

Die Uni arbeitet bereits mit dem Energieversorger RWE und mit Evonik zusammen. RWE engagiert sich beim Autostrom und arbeitet mit Daimler zusammen. Evonik und Daimler wiederum wollen in den nächsten zwei Jahren Europas größte Batteriezellenfabrik auf Lithium-Ionen-Basis im sächsischen Kamenz aufbauen.

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(dpa)