Graffiti Research Lab: China-Knast als Comic
Der US-Medienkünstler James Powderly hat während der Olympischen Spiele 2008 zehn Tage in einem chinesischen Gefängnis verbracht, weil er eine regierungskritische Organisation unterstützt hat. Seine Erfahrungen hat er in einem Comic verarbeitet. Auftakt zu einer dreiteiligen Videointerviewreihe mit Mitgliedern des Graffiti Research Labs (GRL).
Mit dem von ihm mitgegründeten Graffiti Research Lab entwickelt James Powderly experimentelle Technologien für die urbane Kommunikation auf Open-Source-Basis. Darunter auch das L.A.S.E.R.-Tagging, mit dem sich mit Hilfe eines Laserpointers Graffiti projizieren lassen.
Schnellverfahren
Im Sommer 2008 plante Powderly eine L.A.S.E.R-Tagging-Performance in China, mit der er während der dort stattfindenden Olympischen Spiele die Organisation Students for a Free Tibet unterstützen wollte. Dazu sollte es jedoch nicht kommen. Bevor Powderly in China die eigens dafür angefertigte Laserschablone übergeben konnte, wurde er verhaftet und im Schnellverfahren zu zehn Tagen Haft verurteilt.
Der Alltag im chinesischen Gefängnis war trist. Den Großteil des Tages musste Powderly mit aufgerichtetem Oberkörper steif in seiner Zelle sitzen. Abwechslung boten lediglich tägliche Spaziergänge im Kreis in einem kaum mehr als vier Quadratmeter großen Raum und vorabendliches Fernsehen. "Ausschließlich von den Olympischen Spielen und meistens über chinesische Tischtennisspieler", erinnert sich Powderly.
Illustrierte Erinnerungen
Seine Erfahrungen verarbeitete Powderly gemeinsam mit der koreanischen Künstlerin Jihoi Lee zu einem Comic. Die illustrierten Erinnerungen an die Haft in China waren unter anderem beim BLK-River-Festival zu sehen, das im Oktober in Wien stattfand. Dort erzählte er auch Emanuel Andel vom Wiener Medienkunst-Blog tagr.tv über seine Tage im chinesischen Gefängnis:
"Futurezone-Galerie"
In der Videoserie "Futurezone-Galerie" stellt futurezone.ORF.at in Zusammenarbeit mit dem Wiener Medienkunstblog tagr.tv in unregelmäßigen Abständen internationale und österreichische Medienkünstler und ihre Werke vor.
Bisher erschienen:
In weiteren Folgen der dreiteiligen Videointerviewreihe mit Mitgliedern des Graffiti Research Labs werden an den kommenden beiden Samstagen in futurezone.ORF.at das Projekt Graffiti Analysis, das Bewegungen von Graffiti-Zeichnern visualisiert, sowie der Eyewriter, ein Tool zum Zeichnen mit Augenbewegungen, vorgestellt.
(futurezone/tagr.tv)