© Bild: Freecom, Freescale Tablet-Entwurf

CES 2010: Große Hoffnung Tablet-Computing

CES
05.01.2010

Tablet-PCs, Netbooks, E-Book-Reader, 3-D-TVs und jede Menge Gadgets: Am Donnerstag startet in Las Vegas mit der Consumer Electronics Show (CES) die weltgrößte Messe für Unterhaltungselektronik. ORF.at gibt einen Überblick über die wichtigsten Techniktrends der Messe.

Ab Donnerstag werden in Nevada über 2.500 Aussteller mehr als 20.000 neue Technologieprodukte präsentieren. Laut dem Veranstalter, der Consumer Electronics Association (CEA), nehmen dieses Jahr 330 neue Unternehmen an der Messe teil. Die Produktpalette auf der CES ist umfangreich, und die Trends reichen von neuen Notebooks mit verbesserten Prozessoren über Netbooks, Tablets und 3-D-HDTVs bis zu vernetzten Home-Entertainment-Systemen.

Besonders die Gerüchteküche über neue mobile Geräte, die zwischen den 3,5 Zoll großen Smartphones und den über zehn Zoll großen Netbooks angesiedelt sind, brodelt in jüngerer Zeit wieder heftig. Wichtigste Zutat war freilich Apples Tablet-Computer, der bereits für 2009 erwartet wurde, 2010 jedoch Realität werden könnte. Auch wenn Apple seinen "iSlate" nicht auf der CES vorstellen wird, gelten Tablet-PCs als einer der wichtigsten CES-Trends für 2010.

Das lange Warten auf Apple

Mit dem "Wall Street Journal" mischt nun auch der wichtigste Player der US-Technologieberichterstattung in der Gerüchteküche mit. Laut einem Bericht des Blatts soll Apple das Tablet Ende Jänner 2010 präsentieren und dann im März ausliefern.

200-Dollar-Tablet-PC realistisch

Am Montag kündigte der Prozessorhersteller Freescale im Vorfeld der Messe ein erstes Referenzdesign für Tablet-PCs an, die unter 200 US-Dollar kosten und noch im ersten Halbjahr 2010 auf den Markt kommen sollen. Erste Demogeräte sollen auf der CES ausgestellt werden. Das System beruht auf einem Freescale-i.MX515-Prozessor, der auf einem Cortex-A8-Kern von ARM aufbaut und mit 800 MHz getaktet ist. Zum Vergleich: Der ARM Cortex A8 mit 600 MHz kommt etwa im Linux-Smartphone N900 zum Einsatz, Amazons E-Book-Reader beruht auf einem ARM-11-Kern mit 532 MHz.

Das Referenz-Tablet verfügt zudem über einen Touchscreen-Bildschirm mit sieben Zoll Diagonale und einer Auflösung von 1.024 mal 600 Pixel. Es soll mit den Linux-Distributionen Android, Ubuntu und dem auf die Verwendung mit Netbooks und Tablet-Rechnern optimierten Millos Linux des Herstellers ThunderSoft betrieben werden können. Weitere Hardware-Eckdaten sehen WLAN, Bluetooth 2.1 und GPS-Unterstützung vor, ein UMTS-Modem soll optional möglich sein. Zusätzlich will Freescale eine Drei-Megapixel-Kamera sowie einen Beschleunigungssensor verbauen.

Auch die Prozessorhersteller Qualcomm und Nvidia haben für die CES Tablet-PCs, die auf ihren Chipsätzen beruhen, angekündigt, zudem gibt es Spekulationen über ein EeePad des Netbook-Herstellers Asus. Die Chiphersteller wollen mit der Etablierung dieser neuen Geräteart vor allem die Marktdominanz von Intel im Netbook-Segment brechen. Die nächste Generation von Intels Atom-Prozessoren findet sich jedoch auch in den meisten neuen Netbooks wieder.

Schnellere Netbooks mit besseren Displays

Intels neuer Prozessor N450 wurde noch vor Weihnachten offiziell vorgestellt. Die neuen Chips, die auf 1,66 GHz laufen, sind kleiner, billiger, energieeffizienter und laut Intel bis zu 20 Prozent schneller, da Grafik und Speichercontroller in die CPU integriert wurden. Die PC-Hersteller Samsung und MSI kündigten am Montag im Vorfeld der CES ihre neuen Netbooks mit dem neuen N450-Prozessor an, auch die Hersteller Asustek, Acer, Toshiba und Lenovo wollen die neue Intel-Plattform zum Einsatz bringen.

Samsung kündigte am Montag gleich vier neue Netbook-Modelle an, die noch im Jänner erhältlich sein sollen. Die neuen Modelle N210, N220, N150 und NB30 basieren alle auf Intels N450-Prozessor und sollen eine Akkulaufzeit von acht bis zwölf Stunden haben. Sie versprechen zudem ein verbessertes, antireflektierendes 10,1-Zoll-Display. Laut dem Hersteller wurde der Spiegeleffekt, der bei glänzenden Displays vor allem im Sommer und im Freien für Unmut sorgt, reduziert. Zudem soll es möglich sein, die Auflösung des Bildschirms auf 1.024 mal 768 Pixel zu ändern.

MSIs Netbook-Serie Wind U100 wird mit dem U135 erweitert. Das Modell setzt auf Intels Atom-Plattform auf und wird mit dem Chipsatz NM10 ergänzt. Details dazu folgen allerdings erst im Laufe der CES. Auch wenn der Netbook-Boom 2010 ein wenig nachlassen wird, erwarten sich die Hersteller nach wie vor gute Verkaufszahlen. Durch die Einführung von Tablet-PCs wird der Markt allerdings neu aufgemischt.

Auch neue Notebooks der Hersteller Toshiba, Dell, HP und Asustek werden auf der Messe in Las Vegas vorgestellt. Der Prozessorhersteller Intel wird zudem seine neuen 32-nm-Prozessoren Core i3, i5 und i7 präsentieren. Die neuen Chipgenerationen basieren auf der Nehalem-Architektur und sollen für kühlere CPUs sorgen. Der Core-i3-Prozessor wird beispielsweise beim neuen Dell-Notebook Inspiron verbaut. Das Notebook soll mit einem 15,6-Zoll-TFT-Display und Windows 7 noch im Jänner ausgeliefert werden.

Biegsamer E-Book-Reader Que vor Einführung

Neben Tablets, Netbooks und Notebooks bekommen auch E-Reader als mobile Lesegeräte eine eigene Ausstellungsfläche auf der CES. Nach dem Erfolg von Amazons Kindle und der Einführung des Nook von Barnes & Noble wird erwartet, dass weitere Hersteller neue Geräte präsentieren. Zur CES wird eine neuartige Farbdisplay-Technologie von Qualcomm erwartet, MSI will zudem einen E-Book-Reader mit zwei Bildschirmen vorstellen. Als sicher gilt bisher, dass der biegsame E-Reader der britisch-amerikanischen Firma Plastic Logic kurz vor seiner Markteinführung in den USA steht.

Der Que von Plastic Logic soll eine Bildschirmdiagonale von 10,7 Zoll haben und damit größer als der von Amazons Kindle mit sechs Zoll sein. Die US-Version soll Inhalte über Mobilfunk abrufen sowie PDF- und EPUB-Dokumente und Textdateien in Standardformaten darstellen können.

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3-D-Unterhaltung fürs Wohnzimmer

Neben mobilen Geräten ist auf der CES 2010 vor allem ein weiterer Trend absehbar: 3-D-Unterhaltung für zu Hause. Sony, Samsung, Mitsubishi und LG wollen neue 3-D-TV-Geräte und Blu-ray-Player präsentieren, die dreidimensionale Filme ins Wohnzimmer bringen sollen. Filme wie "Avatar" sollten die Konsumenten also nicht nur ins Kino locken, sondern auch für diverse Home-Entertainment-Produkte begeistern.

Rechtzeitig vor Weihnachten wurde zudem von der Blu-ray Association (BDA) die finale Spezifikation für den "3-D Blu-ray Disc"-Standard verabschiedet, der festlegt, wie die Filminhalte auf einer 3-D-Blu-ray vorliegen müssen, damit die Kompatibilität zwischen Soft- und Hardware gesichert bleibt.

Die Idee und das Konzept von 3-D sind allerdings nicht neu: Die Unterhaltungsindustrie versuchte bereits in den 1980er Jahren, mit Rot-Grün-Brillen die Zuseher für dreidimensionales Fernsehen zu begeistern, allerdings ohne nachhaltigen Erfolg. Ob sich die Technologie wirklich durchsetzen wird, hängt daher stark von den angebotenen Inhalten ab. Ob James Camerons jüngster Blockbuster "Avatar" hier als Vorzeigefilm alleine reicht, bleibt abzuwarten.

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(futurezone/Barbara Wimmer)