Google zeigt sein "Super Phone" Nexus One
Google hat am Dienstag mit dem Nexus One ein eigenes Handy vorgestellt, das der Suchmaschinenanbieter auch selbst vertreiben wird. Das von HTC nach Googles Wünschen gebaute "Super Phone" läuft unter Android 2.1 und wird ohne Vertrag für 529 Dollar angeboten. Mit dem Nexus One will Google zeigen, was die Android-Plattform zu bieten hat. In Zukunft will Google noch mehr Handys direkt verkaufen.
Die Gerüchte gab es schon länger, doch nun ist Googles Nexus One offiziell: Am Dienstag stellte der Internet-Dienstleister in Mountain View den laut eigenen Angaben ersten Vertreter einer neuen Generation von "Super Phones" vor.
Google will Android 2.1 demnächst veröffentlichen. Die bei der Präsentation anwesenden Hersteller HTC und Motorola erklärten im Anschluss, dass auch sie Android 2.1 auf ihre Handys bringen wollen.
Das Handy wiegt 130 Gramm und bringt ein 3,7 Zoll großes AMOLED-Display mit einer Auflösung von 480 mal 800 Pixel mit sich. Im Inneren arbeitet ein ein GHz schneller Snapdragon-Prozessor (8250) von Qualcomm, dem 512 MB RAM und 512 MB Flashspeicher zur Verfügung stehen. Der Speicher kann mittels SD-Karten (bis zu 32 GB) erweitert werden. Das Display ist berührungssensitiv, aber (derzeit) ohne Multitouch-Funktion. Tastatur ist ebenfalls keine vorhanden, dafür ein Trackball, der durch Farbwechsel Neuigkeiten anzeigen kann.
Das Handy kann über eine Gravur auf der Rückseite noch zusätzlich personalisiert werden.
Android 2.1 erstmals im Einsatz
Kopfhörer können über eine 3,5-Millimeter-Klinke angeschlossen werden, die Kamera mit fünf Megapixel wird von einem LED-Blitz unterstützt, und an Sensoren wurden unter anderem ein Lichtsensor, ein Beschleunigungssensor und ein Nahesensor verbaut, der das Display abschaltet, sobald es zum Ohr geführt wird. A-GPS und ein digitaler Kompass sind ebenfalls vorhanden. Zudem soll das Handy Hintergrundgeräusche aktiv herausfiltern und so die Sprachqualität verbessern. Es funkt neben HSDPA und HSUPA (7,2 MBit/s Down-, zwei MBit Upload) auch über WLAN (b, g, n) und Bluetooth (2.1 + EDR, A2DP Stereo Bluetooth).
Als Software kommt das vorerst nur auf dem Nexus One verfügbare Android 2.1 zum Einsatz, das einige Adaptierungen bei der Benutzerführung mit sich bringt, unter anderem fünf Homescreens und die Live Wallpapers genannten neuen bewegten Hintergründe. Auch sonst gab es einige Adaptierungen, etwa bei der Präsentation der installierten Anwendungen, die nun wie auf einer Rolle dreidimensional dargestellt werden.
Navigation über Sprache
Das Handy kann nicht nur über die eingeblendete Tastatur, sondern auch über Spracheingabe bedient werden. Bei der Präsentation wurde etwa demonstriert, wie ein "Navigate to Ikea" direkt zur Wegbeschreibung zum nächstgelegenen Ikea führte. Auch E-Mails und SMS können rein über Spracheingabe erstellt werden, Google Earth hört ebenfalls aufs Wort. Die Verarbeitung der Sprache erfolgt laut Google serverbasiert und soll durch sich selbstständiges Lernen laufend verbessern.
Google wird zum Handyverkäufer
Die Akkulaufzeit gibt Google mit bis zu sieben Stunden Sprechzeit in 3G-Netzen und bis zu zehn Stunden in 2G-Netzen an. Im Stand-by soll der Akku 250 beziehungsweise 290 Stunden durchhalten. Beim Surfen in 3G-Netzen hält der Akku demnach fünf Stunden, über WLAN 6,5 Stunden.
Laut Google ist das Nexus One das erste Gerät einer Reihe von "Super Phones" und soll auch nicht das einzige bleiben, das Google direkt vermarkten will. Unter google.com/phone können Interessierte ab sofort aber nur das Nexus One bei Google online kaufen, bezahlt wird über Google Checkout. Ohne Vertrag kostet das Gerät 529 Dollar (mit Steuern und Versand 577 Dollar), mit einem Datenvertrag von T-Mobile 179 Dollar.
Vorerst ist das Gerät in den USA und den drei Testmärkten Hongkong, Singapur und Großbritannien erhältlich, weitere Länder sowie Mobilfunker sollen folgen. Vodafone etwa wird laut Google einer der Anbieter für Europa sein - als Termin wurde Frühling 2010 genannt. Nähere Details wurden nicht bekannt. Wann genau das Gerät nach Österreich kommt, wird sich erst zeigen. Verizon wird ebenfalls mit Google kooperieren.
Nexus One ist Googles Android-Flaggschiff
Googles Handyplattform Android ist seit nunmehr einem Jahr offiziell auf dem Markt und gewann seitdem kontinuierlich Marktanteile, ein echter Überflieger ist es laut dem US-Marktforscher Gartner aber bisher nicht: Rund vier Prozent nutzten im dritten Quartal 2009 ein Android-Handy, damit lag das Google-Betriebssystem deutlich hinter Apples iPhone mit 17,1 und RIMS BlackBerrys mit 20,8 Prozent. Symbian führt weiterhin mit knapp 45 Prozent Marktanteil, Tendenz wie bei Microsoft Windows Mobile fallend.
Androids geringer Marktanteil soll sich laut Google nun ändern. Das Nexus One sei der nächste Schritt in der Evolution der Android-Plattform, sagte Mario Queiroz, bei Google für Produktmanagment zuständig. Das Nexus One soll demnach demonstrieren, was die Android-Plattform alles kann. Neben HTC soll auch Motorola demnächst direkt über Google seine Handys anbieten, wobei bei der Präsentation betont wurde, dass Google damit den Mobilfunker nicht Konkurrenz machen will.
Google habe in den letzten zwei Jahren viel in strategische Partnerschaften mit Mobilfunkern und Handybauern investiert, so Queiroz weiter. "Wir sind erst am Anfang einer langen Reise." Wo diese hinführen soll ist klar: "Android-Nutzer suchen 30 Mal öfter im Web als andere Handy-Nutzer." - damit sind sie auch das potenzielle Zielpublikum für Googles Pläne für den mobilen Werbemarkt. Mit einem eigenen Handy ohne Mobilfunkbindung umschifft Google aber auch die Diskussion über seine Applikation wie etwa Google Voice, über die in den USA lange gestritten wurde.