Intel steigert Gewinn dank PC-Booms

Q4/2009
15.01.2010

Der weltgrößte Chiphersteller Intel hat die Wirtschaftskrise hinter sich gelassen. Im vierten Quartal verdiente er mit knapp 2,3 Milliarden Dollar wieder so viel wie zu seinen Glanzzeiten.

"Mikroprozessoren sind in unserer modernen Welt unersetzlich", begründete Konzernchef Paul Ottelini am Donnerstag am Firmensitz im kalifornischen Santa Clara den steilen Wiederaufstieg. "Wir kommen aus einer der tiefsten Rezessionen der Geschichte."

Vor allem die gestiegenen IT-Investitionen der Unternehmen in neue Hardware machten sich bemerkbar. Vor einem Jahr hatte die Flaute den Gewinn noch auf 234 Millionen Dollar schrumpfen lassen. Der Umsatz verbesserte sich um 28 Prozent auf 10,6 Milliarden Dollar. Im laufenden Jahr wird die gute Entwicklung nach Ottelinis Einschätzung anhalten. "Wir sind zufrieden mit dem Erreichten und rechnen mit einem spannenden Jahr 2010."

Signalwirkung für Halbleitermarkt

Die bereits hochgesteckten Erwartungen der Experten übertraf Intel mit seiner Bilanz bei weitem. Nachbörslich stieg der Kurs um gut zwei Prozent. Das kann Signalwirkung haben: Der Branchenprimus gilt wegen seiner Größe als wichtiger Gradmesser für den gesamten Halbleitermarkt, und, weil Chips mittlerweile in immer mehr Geräten des täglichen Lebens eingebaut werden, auch für die Wirtschaft generell.

Nicht einmal eine teure Einigung mit dem Rivalen AMD konnte Intels Bilanz letztlich trüben. Die beiden Konzerne hatten einander unfairen Wettbewerb und Patentklau vorgeworfen. Intel geriet während des jahrelangen Streits immer mehr in die Defensive und musste dem viel kleineren Konkurrenten am Ende 1,25 Milliarden Dollar zahlen. Einsparungen dämpften aber den Effekt auf Intels Gewinn ab.

Starker Zuwachs auf dem PC-Markt

Die Erholung des Geschäfts hatte sich bereits in den vergangenen Monaten abgezeichnet: Die Autoindustrie als wichtiger Abnehmer von Halbleitern erfing sich, der tiefe Fall des Maschinenbaus fand ein Ende, und die Verkäufe von Computern sprangen an. Nur Stunden vor der Bilanzvorlage von Intel vermeldete das Marktforschungsunternehmen Gartner den stärksten Zuwachs auf dem PC-Markt seit sieben Jahren.

Den Umsatz im ersten Quartal sieht Ottelini mit 9,3 bis 10,1 Milliarden Dollar deutlich über dem des Vorjahreszeitraums. An das Schlussquartal mit seinem starken Weihnachtsgeschäft können die Zahlen aber traditionell nicht anknüpfen.

Server-Verkäufe und Netbooks verantwortlich

Zuletzt sprangen bei Intel vor allem die Verkäufe von Chips für Server an. Diese werden unter anderem für den Internet-Datenverkehr verwendet. In der Sparte legte der Umsatz um 21 Prozent zu. Aber auch Prozessoren für Laptops und PCs - Intels größtes Standbein - verkauften sich um zehn Prozent besser. Mit den Atom-Chips für die beliebten Mini-Notebooks erlöste Intel sechs Prozent mehr; hier konnte Intel nach Otellinis Worten viele neue Kunden gewinnen. Insgesamt profitierte der Konzern von einer Erholung der in der Krise gefallenen Chippreise.

Milliardenstrafe in Europa

Über alle Geräteklassen hinweg kommen vier von fünf Prozessoren aus den Werken von Intel. Deshalb gerät das Unternehmen immer wieder mit den Kartellbehörden aneinander. Nachdem Intel bereits eine milliardenschwere Strafe in Europa zahlen musste, ermittelt aktuell die US-Wettbewerbsbehörde FTC. Der Vorwurf lautet, Intel soll seine marktbeherrschende Stellung missbraucht haben, um die Konkurrenz klein zu halten.

Davon unbeirrt will Intel mit dem Vorstoß auf neue Märkte weiter wachsen. Seit Monaten drängt es den Konzern in Richtung Smartphones. Die multifunktionalen Handys brauchen schnelle Prozessoren, um etwa Videos abspielen zu können. Erst vor wenigen Tagen hatten Intel und der südkoreanische Elektronikkonzern LG ein erstes Smartphone mit einem Prozessor aus Santa Clara vorgestellt. Bei Mobiltelefonen hatte Intel bisher nicht Fuß fassen können, weil seine Chips zu stromhungrig waren.

AMD verliert weiter

AMD könnte durch die neuen Produkte vollends den Anschluss verlieren. Der Konkurrent schreibt seit Jahren immer wieder tiefrote Zahlen. Seinen Bericht legt er am 21. Jänner vor. In den kommenden zwei Wochen folgen dann weitere Technologie-Schwergewichte wie IBM, Google, Microsoft und Texas Instruments. Der größte deutsche Halbleiterkonzern Infineon präsentiert seine Zahlen am 29. Jänner.

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(dpa)