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China: Angriff durch Lücke im Internet Explorer

GOOGLE
15.01.2010

Der US-Software-Konzern Microsoft hat am Donnerstag mitgeteilt, dass bei den Attacken auf die Google-Systeme eine Lücke bei Microsofts Internet Explorer ausgenutzt worden sei. Microsoft-Chef Steve Ballmer sagte zudem, dass für Microsoft ein Rückzug aus China, wie er von Google erwogen wird, nicht infrage komme.

Microsoft-Sicherheitschef Mike Reavey schrieb in einem Blog, dass der Internet Explorer eine Rolle bei den Attacken auf Google und andere Netzwerke gespielt habe. Die Lücke findet sich in den Versionen 6, 7 und 8 und lässt sich missbrauchen, um über eine manipulierte Website Code in einen Windows-Rechner zu schleusen und zu starten.

Die Betriebssysteme Windows XP, Windows Server 2003, Windows Vista, Windows Server 2008, Windows 7 und Windows Server 2008 R2 seien betroffen, heißt es im Microsoft-Blog. Die Angriffe zielten zudem bisher nur auf den Internet Explorer 6 ab. Microsoft gab an, bereits an einem Patch zu arbeiten.

Microsoft: "Kein Rückzug aus China"

Ballmer sagte, für Microsoft komme ein Rückzug aus China, wie er von Google erwogen wird, nicht infrage. "Es gibt jeden Tag so viele Angriffe. Ich glaube nicht, dass es da etwas Ungewöhnliches gab, daher verstehe ich das nicht", sagte er in Washington zu der Ankündigung des Suchmaschinen-Rivalen. "Ich verstehe nicht, wie das irgendwie helfen soll. Ich verstehe nicht, wie das uns hilft, und ich verstehe nicht, wie das China hilft."

"Angriffe mit Raffinesse"

Der Anbieter für Anti-Viren-Programme und Internet-Sicherheit, McAfee, hatte nach eigenen Angaben Ende vergangener Woche den Auftrag von mehreren betroffenen Unternehmen erhalten, den Vorfall zu untersuchen. "Wir haben noch nie Angriffe mit einer solchen Raffinesse im kommerziellen Raum gesehen", so McAfee. "Wir kennen sie bisher nur aus dem Regierungssektor." Die Namen seiner Auftraggeber nannte er nicht.

Nach Angaben von McAfee trägt die Attacke auf Google Züge eines von staatlicher Seite ausgeführten Angriffs. McAfee-Vizechef Dmitri Alperowitsch sagte, zwar habe McAfee keine Beweise für eine Verwicklung chinesischer Behörden in den Fall, aber es gebe Hinweise darauf, dass staatliche Stellen dahintersteckten. Die chinesische Regierung hatte den Verdacht einer Verwicklung zurückgewiesen.

China versucht zu beruhigen

Unterdessen erklärte die chinesische Regierung, dass die Rückzugsdrohung Googles keine Auswirkungen auf die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zu den USA habe. Peking vertraue auf die "gesunde Entwicklung der Wirtschafts-und Handelsbeziehungen zwischen China und den Vereinigten Staaten", sagte ein Sprecher des Handelsministeriums am Freitag in der chinesischen Hauptstadt.

Zurückhaltend äußerte sich am Freitag indes der Wirtschaftsberater von Präsident Barack Obama, Lawrence Summers. Es sei zu früh, die wirtschaftlichen Folgen der Sache zu bemessen, sagte Summers. Offenbar seien aber die Grundsätze, nach denen Google handle, nicht nur moralisch und rechtlich, sondern auch ökonomisch wichtig, sagte Lawrence Summers.

Google hatte am Dienstag eine Hacker-Attacke auf seine Systeme und mehr als 20 andere Ziele öffentlich gemacht. Nach Angaben des Konzerns kamen die Angriffe aus China. Neben Google gab sich auch Adobe Systems als Opfer von Hacker-Attacken zu erkennen.

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(AFP/Reuters)