EU: Oracle darf Sun ohne Auflagen übernehmen
Der US-Software-Konzern Oracle darf den Server-Spezialisten Sun Microsystems übernehmen. Die Europäische Kommission genehmigte den Zusammenschluss am Donnerstag in Brüssel ohne Auflagen. Es drohe keine Einschränkung des Wettbewerbs im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR).
Oracle will mit dem Kauf sein Datenbankgeschäft stärken. Die EU-Kommission ist die oberste Wettbewerbsaufsicht in Europa und hatte Bedenken hinsichtlich der quelloffenen Datenbankensoftware MySQL geäußert.
Die amtierende Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes stellte fest, dass der Datenbankmarkt in der EU bereits stark konzentriert sei. Oracle, IBM und Microsoft hätten rund 85 Prozent des Markts fest im Griff. MySQL sei zwar die führende Open-Source-Datenbanklösung, allerdings würde das freie Programm nur in bestimmten Teilen des Marktes mit Oracle konkurrieren. Im High-End-Bereich etwa stünden die beiden Systeme kaum in Konkurrenz.
Kroes: Wettbewerb gesichert
Selbst wenn es Oracle gelänge, die Entwicklung von MySQL zu bremsen, gäbe es die Möglichkeit, den freien Code des Systems gesondert weiterzuentwickeln. Außerdem existiere mit dem freien Datenbanksystem PostgreSQL eine solide Alternative zu MySQL auch im Open-Source-Bereich. Kroes begrüßte auch die öffentliche Verpflichtung von Oracle, nach der auch künftige Versionen von MySQL unter der GNU GPL veröffentlicht werden sollen. Auch die Weiterentwicklung von Produkten, die MySQL enthielten, solle demnach möglich sein.
Michael "Monty" Widenius, einer der beiden Schöpfer des relationalen Datenbanksystems MySQL, hatte am 4. Jänner eine von 14.000 Unterzeichnern signierte Petition gegen die Übernahme den Kartellbehörden der EU, Chinas und Russlands übergeben.
MySQL-Entwickler gegen Übernahme
Widenius und seine Mitunterzeichner befürchten, dass es bei der Übernahme zu Interessenkonflikten zwischen Oracle und MySQL kommen könnte, die der Weiterentwicklung von MySQL schaden könnten: "Wenn diese geistigen Eigentumsrechte MySQLs hauptsächlichem Konkurrenten in die Hände fallen, hört MySQL auf einen Schlag auf, eine Alternative zu Oracles eigenen Hochpreisprodukten zu sein", schrieben sie auf ihrer Website.
MySQL war 2008 für eine Milliarde US-Dollar von Sun Microsystems übernommen worden. Von MySQL existiert sowohl eine kommerzielle als auch eine freie Variante, Letztere steht unter der GPLv2. Oracle hatte seinerseits im April 2009 angekündigt, Sun für 7,4 Milliarden US-Dollar kaufen zu wollen.
Während die US-Kartellbehörden der Übernahme bereits zustimmten, hatte die Europäische Kommission am 10. November 2009 der Übernahme aufgrund der Bedenken hinsichtlich MySQL widersprochen.
Keine Probleme bei Java
Neelie Kroes sah auch bei der Übernahme der geistigen Eigentumsrechte an der Programmiersprache Java durch Oracle keine Probleme. Die zentralen Technologien von Java stehen seit Mai 2007 unter der GNU GPL.
Sun könne zwar über die Steuerung des Java Community Process die Weiterentwicklung von Java behindern, allerdings sehe die Kommission keinen Grund dafür, warum Oracle dies tun sollte: "Die Kommission hat festgestellt, dass Oracle keinen Anreiz dafür hat, den Zugang zu den geistigen Eigentumsrechten von Java durch seine Mitbewerber einzuschränken, da dies die weitere Akzeptanz dieser Plattform behindern würde."
(dpa/APA/futurezone)