Apple-Tablet: Print statt Video
Die US-Medienkonzerne bereiten sich auf den Start des Apple-Tablets vor. Vor allem die gebeutelte Printbranche hofft, dass das neue System einen attraktiven digitalen Vertriebskanal für ihre Bezahlinhalte bieten könnte. Laut "New York Times" hält sich die TV-Industrie mit ihrem Engagement bei Apple aber zurück.
Wie die "New York Times" ("NYT") am Dienstag (Ortszeit) berichtete, bereiten sich derzeit einige prominente Zeitungs- und Zeitschriftenverlage in den USA auf den Start eigener Angebote auf dem Apple-Tablet vor, das voraussichtlich am Mittwoch vorgestellt werden wird.
Der Verlag der "NYT" wird nach Angaben des Blatts selbst eine eigene Applikation für das Tablet anbieten. Content-Deals, die Apple mit der Video- und TV-Industrie hatte einfädeln wollen, seien allerdings geplatzt, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Insider.
Das Tablet werde über einen 10-Zoll-Farbbildschirm verfügen, alle Software laufen lassen können, die für iPhone und iPod Touch geschrieben wurde, und sich sowohl über 3G-Mobilfunk als auch über WLAN mit dem Internet verbinden können. Die "NYT" sieht das Tablet damit vor allem als Konkurrenten von Amazons Kindle. Diesem habe das neueste Gerät aus dem Hause Jobs vor allem das Farbdisplay voraus. Das freilich braucht wesentlich mehr Energie als der E-Ink-Bildschirm des Kindle, der nur dann Strom braucht, wenn sich der Bildschirminhalt ändert.
Virtueller Zeitschriftenkiosk
Außer der "NYT" seien auch die Großverlage Conde Nast ("Vogue", "GQ", "Wired") und Time dabei, ihre Inhalte für Tablet-Computer aufzubereiten. Beide Häuser hätten schon Simulationen ihrer Produkte für den Tablet-Markt gezeigt, bevor entsprechende Geräte auf dem Markt verfügbar waren.
Der Gedanke dahinter sei, dass die Nutzer die Tablets nicht wie ihre Computer nutzen würden und aufgrund dieses Medienwechsels auch eher dazu bereit seien, für Inhalte Geld auszugeben. Laut Angaben von Conde Nast wurde die Jänner-Ausgabe des Männermagazins "GQ" im App Store bereits rund 14.000-mal zum Preis von 2,99 US-Dollar heruntergeladen. In Deutschland hat der Springer-Verlag nach eigenen Angaben für seine Bezahlanwendungen der Zeitungen "Bild" und "Welt" im App Store bereits mehr als 100.000 Nutzer.
Dass sich die Verleger mit dem Vertrieb via App Store allerdings Apple ausliefern, das dann die Kontrolle über den Vertriebskanal ausüben wird, sieht auch die "NYT". Der iTunes Music Store sei zwar erfolgreich, die Musikindustrie beschwere sich dennoch darüber, dass er das Konzept des Albums zerstöre und die Umsätze gedrückt habe.
Immerhin überlasse Apple den Verlegern, die Höhe des Verkaufspreises für ihre Produkte selbst zu bestimmen. Das sei bei Amazons Kindle-System nicht möglich. Außerdem müssen sich die Verleger Apples Vorschriften für den App Store beugen.
Zuletzt wurde aus Deutschland bekannt, dass die "Bild"-Zeitung für ihre Anwendung im App Store erst die üblichen Erotikbilder mittels elektronischer Bildverarbeitung entschärfen muss. Apple entfernte auch die Anwendung des Magazins "stern" wegen einer Erotikbildstrecke.