"Guardian"-Chef warnt vor Bezahlinhalten
Branche könnte "schlafwandlerisch ins Abseits" geraten
Der Chefredakteur der britischen Tageszeitung "The Guardian" hat die Zeitungsbranche davor gewarnt, sich mit universellen Bezahlschranken für die Online-Angebote der Medien selbst zu schaden. Die vom Verleger Rupert Murdoch angestoßene Kampagne, auf den Websites der Zeitungen nur noch zahlende Benutzer zuzulassen, könne die Branche "schlafwandlerisch ins Abseits" führen, sagte Alan Rusbridger in einem Vortrag vor Studenten und Journalisten in London.
"Wir drehen einer Welt den Rücken zu, die Wissen und Inhalte teilt und sich frei austauschen möchte." Zeitungen würden dann in einer offenen Web-Gemeinschaft viel weniger verlinkt und könnten sich ihrerseits kaum noch mit dem Web verlinken.
"Experimentierstadium"
Bei der Frage, wie man mit journalistischen Angeboten im Web Geld verdienen könne, bewege man sich noch in einem "Experimentierstadium", sagte Rusbridger. "Ich finde es gut, dass Murdoch oder die 'New York Times' eine Bezahlschranke ausprobieren. Wir können davon nur lernen."
Es sei auch nicht für immer ausgeschlossen, dass der "Guardian" Angebote bezahlpflichtig machen werde. "Wir wären aber verrückt, wenn wir uns jetzt alle zusammen wie eine Herde auf eine Seite des Schiffs bewegen und darauf beharren, dass eine Bezahlschranke eingerichtet werden muss."
US-Medien mit Bezahlinhalten
In den USA und in Großbritannien hatte sich vor allem der Medienmogul Murdoch dafür eingesetzt, die Online-Ausgaben von wichtigen Tageszeitungen wie "Times" und "Wall Street Journal" komplett kostenpflichtig zu machen. Die "New York Times" will schrittweise bis zum Jahr 2011 eine Bezahlschranke einrichten.
(dpa)