© Apple, iPad von Apple

IPad: Der Kaffeehaus-Computer

GERÄTE
27.01.2010

Notebooks sind hässlich. Sie erinnern an Arbeit. Jetzt verschwinden sie endlich aus Kaffeehäusern und Parks. Ein Zeitalter des entspannten Konsums bricht an. Danke, Steve.

Es stand schon seit mehreren Tagen fest: Das lange erwartete Apple-Tablet ist kein Computer, sondern der etwas zu groß geratene Cousin der iPhone-Familie. Damit ist auch klar, worauf Apple hinauswill. Es geht nicht darum, einen Computer ohne Tastatur zu bauen, sondern die Situation zu verändern, in der er benutzt wird.

Apple will in passiven Erholungsphasen und Konsumsituationen eine Alternative zum Notebook etablieren und nebenbei die Einstellung der Nutzer zum Netz und zu Bezahlinhalten umdrehen. Es ist ein Gerät für Momente der Entspannung.

Das iPad ist nicht nützlich, deshalb kommt es zum richtigen Zeitpunkt. Computer mit Tastatur sind praktisch, erinnern aber penetrant ans Büro. In den 1990ern galt die räumlich und zeitlich entgrenzte Computer-Kreativarbeit noch als cool. Es war chic, sich mit dem Notebook in der Öffentlichkeit als Mitglied der professionellen Internet-Kaste zu präsentieren. Damals konnte man auch noch so richtig Geld damit verdienen. Manchmal.

Frankie says: Relax!

Heute mutet es uncool an, wenn Menschen mit ihren ungeschlachten Klapprechnern die Business-Atmosphäre ins Kaffeehaus tragen. Die Arbeit mit dem Internet ist nun weniger avantgardistisch als vielmehr selbstverständlich - und etwa so aufregend wie eine Portion Frankfurter ohne Senf. Notebooks kann sich mittlerweile jeder leisten.

Das Tablet dagegen ist unaufdringlich protzig. Es bietet den nötigen Mehrwert für Distinktionsgewinn-Gourmets, die sich vom Cyberproletariat unterscheiden möchten. Es teilt der Umgebung mit, dass sein Benutzer jetzt eben nicht arbeiten muss. Außerdem sieht man mit dem iPad im Kaffeehaus zweifellos erwachsener aus als mit einem Eee PC aus dem Lego-Regal.

Virtuelle Holzmedien im Kaufhausmodus

Im trauten Heim erfüllt es die Funktion von Coffeetable-Books, also dicken Bildbänden, die Teil der Lifestyle-Dekoration sind. Das wiederum sollte die Printverleger davor warnen, allzu große Hoffnungen in die App-Store-Versionen ihrer Produkte zu setzen. Denn Coffeetable-Books werden zwar gern betrachtet, aber niemals gelesen.

Dass Apples Plan aufgeht, die verwöhnten User in der Freizeitkonsumsituation zu umgarnen und nachhaltig auf Bezahlinhalte und eifrigen App-Kauf umzugewöhnen, darf also bezweifelt werden. Im Umgang mit dem Internet folgen aktive und passive Umgangsmodi einfach zu schnell aufeinander, als dass sich der Kaufhauseffekt eingelullt schwebenden Konsums einstellen könnte. Aber am besten sieht so ein Tablet ohnehin dann aus, wenn es deaktiviert daliegt, schwer und schwarz und total entspannt.

(futurezone/Günter Hack)