D: Printverlage hoffen auf das iPad
Mit der Einführung von Apples Tablet-Computer iPad sehen auch deutsche Zeitschriften- und Zeitungsverleger Chancen, auf dem digitalen Markt neue Erlösquellen zu erschließen.
Von einem "Durchbruch" mag aber noch kein Verlagssprecher reden. Das von Apple in der Nacht zum Donnerstag vorgestellte Gerät mit einem knapp 25 Zentimeter großen Touchscreen soll unter anderem das bequeme Zeitunglesen auf dem Bildschirm ermöglichen.
IPad "wird Papier nicht verdrängen"
Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) beobachte die Entwicklung des iPad und aller elektronischen Lesegeräte "mit großem Interesse", sagte eine Sprecherin. Ob sie allerdings den Durchbruch bringen werde, mit Zeitungsinhalten im Netz Geld zu verdienen, könne der Verband nicht vorhersagen. Aber: Gewöhnt daran, für Inhalte und Anwendungen auf dem Handy Geld zu bezahlen, würden Leser oder Nutzer eher bereit sein, für Qualitätsinhalte auf mobilen Endgeräten zu bezahlen, glaubt der Verband. "Hier liegt tatsächlich eine Chance." Der BDZV kann sich allerdings nicht vorstellen, dass das iPad oder ein anderes elektronisches Lesegerät kurz- oder mittelfristig das Papier verdrängt.
"Wir sehen, dass uns das iPad neue und interessante Möglichkeiten eröffnet, und bereiten uns seit geraumer Zeit darauf vor", sagte "Spiegel"-Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron der Nachrichtenagentur dpa. Der "Spiegel" habe immer darauf geachtet, seine Inhalte dorthin zu liefern, wo der Leser sie suche: online, mobil oder in den Sozialen Netzwerken.
"Neue Darstellungsformen"
Vieles sei noch im Fluss, aber eines klar: Die Online-Ausgabe des "Spiegel" liefere tagesaktuelle Informationen, Analysen und den Debattenstoff für die digitale Welt und bleibe deshalb frei nutzbar. "Für das Magazin bringen die Reader neue Darstellungsformen und Verbreitungschancen", sagte der Chefredakteur. "Lassen Sie sich überraschen."
Auch das Münchner Verlagshaus Hubert Burda geht davon aus, dass das iPad Druck in das Segment der elektronischen Zeitschriften und Zeitungen bringen werde. Dennoch glaubt Verlagssprecher Nikolaus von der Decken nicht, dass Zeitungen durch den Tablet-Computer nur noch online gelesen würden. So gebe es ähnliche Produkte wie zum Beispiel E-Books bereits seit längerem - parallel zum Printmarkt. "Wir glauben an die Zukunft von Zeitschriften." Von der Decken bezweifelt jedoch, dass sich das iPad rasant durchsetzen wird, vor allem angesichts von Preisen ab 499 Euro.
"Faszinierende Produkte"
"Das iPad ist ein gutes Produkt zu einem guten Preis, das viele Nutzer begeistern wird", sagte ein Sprecher der Axel Springer AG. "Es überträgt die vom iPhone und iPod Touch gelernte Bedienphilosophie und die Geschäftsmodelle auf einen größeren Bildschirm. Durch die Handhabung, die größere Darstellung sowie die gute Grafikfähigkeit erschließt sich für unsere Medien ein neues Format."
Grundsätzlich gelte, dass für Qualitätsprodukte wie das iPad die journalistische Kompetenz erforderlich sein werde, die Unternehmen wie Axel Springer über Jahrzehnte hinweg aufgebaut hätten. Daher sei jeder Schritt wichtig, der "die Digitalisierung der Branche und die Etablierung neuer faszinierender Produkte und tragfähiger Geschäftsmodelle vorantreibt".
Auch US-Verlage bereiten sich verstärkt darauf vor, ihre Printprodukte auch für den Bezahlvertrieb über Apples App Store aufzubereiten. So demonstrierte die "New York Times" bei der Präsentation des iPad am Mittwoch eine eigene Anwendung, die Bewegtbild-Inhalte ins traditionelle Zeitungslayout integriert.
(dpa)