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E-Books: Konsumentenfalle DRM

SYSTEME
02.02.2010

Während Händler und IT-Konzerne um gute Positionen auf dem E-Book-Markt kämpfen, droht die Kompatibilität auf der Strecke zu bleiben. Einer der Gründe dafür: Das E-Book-Format EPUB kann mit einem beliebigen Kopierschutz versehen werden. Zum DRM auf dem iPad schweigt sich Apple unterdessen aus. Sicher ist nur, dass sein E-Book-Geschäft iBooks nicht mit Adobes Kopierschutz arbeitet.

Der US-Software-Hersteller Adobe hat der Nachrichtenagentur AP am Montag (Ortszeit) mitgeteilt, dass Apple in iBooks, seinem neuen E-Book-Laden für den Tablet-Rechner iPad, nicht das Kopierschutzsystem (DRM) Adobe Digital Editions einsetzen werde.

Adobe Digital Editions wird unter anderem in Österreich im E-Book-System von Thalia und Sony zum Schutz der dort vertriebenen Dateien im EPUB-Format eingesetzt. Zum DRM-System, das Apple für E-Books auf dem iPad verwenden will, sind bisher noch keine Details bekannt. Auf Anfrage von ORF.at wollte Apple zu dem Thema keine Stellung nehmen. Auch die Frage, ob Apple zum Start des iPad mit deutsprachigen Titeln auf den Markt kommen werde, ließ das Unternehmen unbeantwortet.

Ein Gerät - mehrere Leseprogramme

Auch wenn das iPad für iBooks ein eigenes DRM-System mitbringen sollte, wäre es ab Werk derzeit offener und flexibler als Amazons E-Reader Kindle, der den weit verbreiteten EPUB-Standard für E-Books erst gar nicht unterstützt. Schließlich laufen alle iPhone-Anwendungen auch auf dem iPad, darunter zahlreiche kostenlose E-Book-Leseprogramme.

So gibt es für das iPhone bereits heute eine kostenlose Anwendung von Amazon, die es den Nutzern ermöglicht, auf ihre E-Books aus dem proprietären System Kindle/Whispernet zuzugreifen. Diese Software an die Spezifikationen des iPad anzupassen sollte für Amazon kein Problem darstellen.

Eigene Apps im gegnerischen Angebot

Da Apple strenge Kontrolle über seinen App Store ausübt, bleibt die Frage, ob das Unternehmen nach seinem Einstieg in den E-Book-Markt den wichtigen Konkurrenten Amazon weiterhin auf seiner Plattform arbeiten lassen wird. Andererseits kann Apple so im Hardware-Verkauf auch von der breiten Nutzerbasis von Amazon profitieren.

Amazon wiederum hat im Jänner den Kindle bereits für Drittanbieter geöffnet. Zumindest theoretisch wäre es damit auch möglich, andere Leseprogramme auf dem Kindle anzubieten.

Ein Format - mehrere Kopierschutzsysteme

Bleibt die Frage nach der Kompatibilität. Verwirrend ist in diesem Zusammenhang für den Konsumenten vor allem die Tatsache, dass es die Spezifikation des weit verbreiteten E-Book-Formats EPUB den Anbietern erlaubt, ein beliebiges Kopierschutzsystem einzusetzen.

Damit kann nicht jeder Reader, dessen Hersteller mit EPUB-Kompatibilität wirbt, auch wirklich ab Werk mit allen Dateien in diesem Format umgehen. Je nach Angebot kann es notwendig sein, eine zusätzliche Lesesoftware zu installieren. Garantiert ist lediglich, dass diese Systeme DRM-freie EPUB-Dateien korrekt darstellen, beispielsweise die gemeinfreien Werke, die von Google Books zum kostenlosen Download angeboten werden.

Daher gilt es, sich vor dem Einstieg in ein bestimmtes System darüber zu informieren, ob die gewünschten Autoren und Verlage auch im bevorzugten Angebot präsent sind und ob sich das gewählte Lesegerät mit der Software anderer wichtiger Anbieter aufrüsten lässt. Verschiedene Leseprogramme für verschiedene Bücher verwenden zu müssen ist lästig, aber immer noch besser, als für jeden Anbieter ein eigenes Lesegerät bereithalten zu müssen. Doch auch diese Umsicht hilft nichts, wenn sich das Angebot eines Anbieters ändert. Das kann schnell passieren, wie der jüngste Streit zwischen Amazon und der US-Verlagsgruppe Macmillan gezeigt hat.

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(futurezone/AP)