Facebook-User: Desinteresse am Datenschutz
Auf einer Diskussionsveranstaltung an der Universität Berkeley hat Facebook-Sprecher Tim Sarapani zu Protokoll gegeben, dass sich zuletzt 35 Prozent der Facebook-User mit den Datenschutzeinstellungen ihrer Profile befasst hätten. Die große Mehrheit der Facebook-Nutzer bleibt damit bei den neuen Datenschutzeinstellungen, die viel über sie verraten.
Das US-Regionalmedium "Baynewser" aus San Francisco berichtete über die öffentliche Diskussion an der juristischen Fakultät der Universität Berkeley zum Thema Datenschutz. Anlässlich der Diskussion habe Sarapani gesagt, dass sich nach den jüngsten Änderungen am Facebook-Datenschutzmodell rund 35 Prozent der rund 350 Millionen User mit ihren Datenschutzeinstellungen befasst hätten. Das seien "signifikant mehr Nutzer" als vor der Änderung.
Für Sarapani sei das ein Beweis dafür, dass sich die Facebook-Nutzer nun stärker mit dem Thema Datenschutz befassten. Umgekehrt bedeuten Sarapanis Aussagen aber, dass sich immerhin 65 Prozent der User nicht mit den Datenschutzeinstellungen ihrer Profile befassten.
Verstoß gegen EU-Recht?
Laut einem Bericht des deutschen IT-Nachrichtenportals Heise.de von vergangener Woche hat Facebook mit der einseitigen Änderung seiner Datenschutzregeln im vergangenen Dezember nach Ansicht von Experten gegen EU-Recht verstoßen.
Facebook ist nämlich Mitglied im "Safe Harbor"-Abkommen zwischen der EU und den USA, in dessen Rahmen sich die teilnehmenden US-Unternehmen verpflichten, die Datenschutzregeln der Europäischen Union einzuhalten. Heise.de zitiert den schleswig-holsteinischen Landesdatenschützer Thilo Weichert, der in dieser Sache gegen Facebook vorgehen will.
Änderungen ohne Zustimmung der User
Facebook hatte im Dezember sein Datenschutzmodell geändert. Dabei unternahm es auch den umstrittenen Schritt, dass die zentralen Profilinformationen seiner Nutzer wie Name, Foto, Wohnort, Geschlecht und Kontakte nicht mehr auf "privat" gestellt werden können. Die Nutzer können aber entscheiden, wem sie ihre Nachrichten und Statusupdates zugänglich machen.
Die US-Konsumentenschutzorganisation Electronic Privacy Information Center (EPIC) brachte am 17. Dezember vor der US-Handelsbehörde Federal Trade Commission (FTC) Klage ein. Sie findet, dass sich die Stellung der Nutzer durch das einseitige Update verschlechtert habe.
Auch die Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) hatte den Schritt heftig kritisiert und die User aufgefordert, ihre Datenschutzeinstellungen genau zu überprüfen. Facebook führte die Änderungen durch, ohne vorher die Erlaubnis seiner Nutzer eingeholt zu haben.