© Sony, 3-D-Effekt mit Fußballer auf einem Fernseher

3-D-TV in Österreich derzeit ohne Livebild

FERNSEHEN
03.02.2010

Nach hochauflösenden Inhalten (HD) soll nun 3-D auf den heimischen Fernsehern einziehen. Alle großen Hersteller haben mittlerweile entsprechende Geräte für den österreichischen Markt angekündigt. Nun beginnt die Suche nach den Inhalten. In Großbritannien und den USA sollen demnächst eigene 3-D-Sender starten. Ob die Fußball-WM hierzulande in 3-D zu sehen sein wird, ist noch unklar.

Nach dem Startschuss auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin und den Produktpräsentationen aller großen Hersteller auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas ist 3-D in aller Munde - zumindest bei den TV-Herstellern.

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Panasonic möchte laut Österreich-Chef Helmut Kuster mit seinen 3-D-Geräten vor allem jene ködern, die noch keinen Flachbildfernseher zuhause haben, sich aber grundsätzlich dafür interessieren. Sony fand in einer Umfrage in Österreich (500 Personen zwischen 20 und 60 Jahren) heraus, dass Besitzer eines Flachbildfernsehers auch bereit seien, sich ein flaches Zweit- oder Drittgerät anzuschaffen bzw. dass die Österreicher grundsätzlich bereit seien, für eine Investition in Fernseher Geld in die Hand zu nehmen.

Die großen Anbieter Sony, Panasonic, Samsung und LG kündigten an, noch im ersten Halbjahr 2010 3-D-Fernseher auf den österreichischen Markt zu bringen. Sie hoffen, durch die zusätzliche Dimension auf dem Schirm wieder mehr Fernseher verkaufen zu können - denn, wie ein Industrievertreter leicht resigniert gegenüber ORF.at erklärte: "Die Geräte gehen einfach nicht kaputt." Mit dem Verkauf von Ersatzgeräten lässt sich nur schlecht Umsatz machen. Wer zuletzt in einen HD-Fernseher investiert hat, wird zudem nur schwer davon zu überzeugen sein, dass er jetzt schon wieder zum Teil deutlich mehr für einen 3-D-Fernseher als für ein HD-TV-Gerät ausgeben soll.

3-D als Verkaufsargument

Die Überzeugungsarbeit für 3-D können naturgemäß nur die passenden Inhalte leisten - hierzulande wird das nach aktuellem Stand wohl vor allem über physische Medien, sprich Blu-ray, passieren. Denn obwohl der Internationale Fußballverband (FIFA) bereits bekanntgab, gemeinsam mit Sony bis zu 25 Spiele der Fußball-WM in Südafrika in 3-D aufzeichnen zu wollen, gibt es für Österreich und Deutschland derzeit keine Pläne für Live-3-D-Inhalte.

Der US-Sender Discovery Channel kündigte ebenfalls an, einen eigenen Kanal mit Filmen, Dokumentationen und Naturfilmen in 3-D starten zu wollen.

Der Bezahlfernsehsender Sky übertrug am Wochenende in Großbritannien in neun ausgewählten Pubs ein Spiel der ersten Fußball-Liga (Arsenal gegen Manchester) live in 3-D. Für April kündigte Sky UK sogar einen eigenen 3-D-Sender an. Bis dahin will Sky sein Live-3-D-Fernsehen auf rund hundert Pubs erweitern. Auch der US-Sportsender ESPN will 2010 mindestens 85 Sportevents in 3-D übertragen, darunter ausgewählte Spiele der Fußball-WM in Südafrika wie das Eröffnungsmatch Südafrika gegen Mexiko am 11. Juni.

Noch keine Pläne für 3-D-Fernsehen in Österreich

Vergleichbare Pläne gibt es laut Sky für Deutschland und Österreich bisher nicht: "Aktuell ist das noch kein Thema für uns. Wir freuen uns aber über die Einführung in Großbritannien und werden von den Erfahrungen sicher profitieren", so Sky gegenüber ORF.at. Ob andere TV-Sender in Europa Livespiele von der Weltmeisterschaft in 3-D zeigen werden, war bei der FIFA selbst nicht Erfahrung zu bringen. Die Verhandlungen würden noch laufen, hieß es auf Anfrage von ORF.at.

Für Mitte bis Ende Februar kündigte die FIFA eine Pressekonferenz zum Thema an, bei der weitere Neuigkeiten bekanntgegeben werden sollen. Der heimische Kabel-TV-Betreiber UPC erklärte gegenüber ORF.at, sich die Entwicklung von 3-D genau anzusehen, derzeit gebe es aber noch keine weiterführenden Pläne.

Neue Investitionen für die dritte Dimension

Für die Sender und TV-Anbieter wie UPC ist 3-D ein zweischneidiges Schwert: Einerseits gibt es, mangels Angebot, vor allem in Europa noch nicht genügend 3-D-Fernseher, zweitens nicht genügend Inhalte und drittens ist die Einführung von 3-D kostspielig.

Denn die Übertragung von zwei Bildern (eines pro Auge) für den 3-D-Effekt in HD benötigt auch die doppelte Bandbreite. Die restliche Infrastruktur muss teilweise ebenfalls aufgerüstet werden - und das erst kurz nach der kostspieligen Einführung von HDTV. Da noch nicht klar ist, wie groß das Interesse für 3-D diesmal wirklich ist, sind die Anbieter entsprechend zögerlich.

Umgewöhnung für Zuseher und Filmemacher

Auch die Bildregie wird sich an 3-D erst gewöhnen müssen. Fernsehen in 3-D gewinnt durch die zusätzliche Dimension naturgemäß an Tiefe, wobei die Dinge mitunter auch den Anschein haben, aus dem Bildschirm "rauszuspringen". Panasonic etwa zeigte jüngst auf einer Roadshow in Österreich auf einem überdimensionierten Plasmaschirm offenbar auf 3-D umgerechnete Bilder von der Eröffnung der Olympischen Spiele in China sowie echte 3-D-Aufnahmen von einer Formel-1-Rennstrecke.

Beim Probesehen fielen teilweise Probleme bei der Tiefenschärfe beziehungsweise Unschärfen bei schnellen Bewegungen auf, dafür schien das Konfetti am Schluss des eigens zusammengestellten Trailers quasi vor dem Schirm vom Himmel zu fallen. Die Bilder von der Eröffnung der Olympischen Spiele vermittelten zwar einen dreidimensionalen Effekt, allerdings schienen sie aus mehreren übereinander gelagerten Bildern zu bestehen. Panasonic erklärte, dass die Unschärfen vom schlechten Bildmaterial herrühren.

Bei einer anderen Demonstration, diesmal von Sony, wirkte der gezeigte Schnee auf dem Schirm zum Angreifen echt, bei Tierszenen hatte der Betrachter das Gefühl, dass die Tiere gleich vom Schirm hüpfen würden. Diese Effekte könnten etwa bei Horrorfilmen zusätzliche Dramatik erzeugen, bei eher ruhigeren Filmen dafür störend sein und muss daher behutsam eingesetzt werden.

Kuscheln wird schwierig

Eine andere Hürde ist die zum Teil eingeschränkte Nutzbarkeit der Technologie. Zwar können alle 3-D-Fernseher auch 2-D-Inhalte anzeigen. Um in 3-D fernsehen zu können, muss der Zuschauer, zumindest bei den Geräten von Sony und Panasonic, aber eine Active-Shutter-Brille tragen. Diese dunkelt abwechselnd jeweils ein Auge ab, die Steuerung dafür wird direkt vom Fernseher an die Brille geschickt.

Bei der Sony-Präsentation fiel auf, dass man als Zuschauer möglichst gerade vor dem Schirm sitzen musste, da Bildschirm und Brillen horizontal polarisiert waren. Ab einer Neigung von etwa 20 Grad verschwand der 3-D-Effekt, da die Linien der Brillen nicht mehr ausreichend parallel zu denen des Fernsehers waren. Kuscheln im Wohnzimmer wird damit schwierig, einen Film auf der Seite liegend anzusehen, ist überhaupt kontraproduktiv. Darauf angesprochen erklärte Sony, die Geräte bis zur Markteinführung noch verbessern zu wollen, es werde laufend entwickelt, erklärte Tim Page, Senior Manager Technology Marketing bei Sony Europe.

Weiters verringerte sich mit den abgedunkelten Brillengläsern sowohl bei Sony als auch Panasonic die Helligkeit des jeweiligen Displays - auch hier will Sony laut eigenen Aussagen noch nachbessern. Billig sind die Brillen zudem nicht: Sony veranschlagt um die 200 Euro pro Stück, wobei den Geräten je nach Hersteller meist eine oder zwei Brillen beiliegen. Bei mehr Zusehern wird es eng.

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Die Sony-Spielekonsole PS3 wird Bilder in der Auflösung 1.920 mal 1.080 Pixel mit 24 Hertz sowie 1.280 mal 720 Pixel mit 60 und 50 Hertz darstellen können.

Im Dezember gab die Blu-ray Disc Association (BDA) bekannt, dass die Spezifikationen für 3-D auf Blu-ray fertig sind und diese Bilder bis 1.080p pro Auge ermöglichen (MPEG4-MVC Codec). Die Player sollen zudem rückwärtskompatibel sein.

Sony als Vorreiter in 3-D

Sony ist der größte Protagonist bei der aktuellen 3-D-Offensive: Bereits auf der IFA im September hatte Sony-Chef Howard Stringer angekündigt, dass Sony nicht nur Fernseher, sondern auch seine Vaio-Notebooks mit 3-D-Technologie ausrüsten wird. Die Inhalte sollen aus dem hauseigenen Filmstudio sowie aus Sonys Gamestudios kommen.

Alle Versionen von Sonys Spielekonsole PlayStation 3 (PS3) sollen über ein Firmware-Update 3-D-fähig werden. Die Spiele will Sony zusammen mit den 3-D-fähigen Bravia-Fernsehern diesen Sommer auf den Markt bringen. Über ein zusätzliches Firmware-Upgrade soll die PS3 auch Filme auf Blu-ray-Discs in 3-D anzeigen können. Über die angekündigte 3-D-Fähigkeit der Vaio-Notebooks ist bisher nichts Näheres bekannt, dazu soll es laut Sony erst später Infos geben. Bei Sonys Präsentation war der 3-D-Effekt vor allem bei den Spielen am beeindruckendsten, wenn auch, wie in allen anderen Fällen, zumindest am Anfang gewöhnungsbedürftig.

In Österreich im ersten Halbjahr auf dem Markt

Sony will seine ersten 3-D-LCD-Fernseher (LX9-Serie) mit Full HD im Juli auf den österreichischen Markt bringen. Mit 40 Zoll Bildschirmdiagonale wird ein Gerät dieser Serie um die 2.099 Euro kosten, mit 52 Zoll 3.099 Euro und mit 60 Zoll 3.599 Euro. Es liegen jeweils zwei Brillen bei. Die HX9-Serie ist 3-D-ready, das bedeutet, dass zwar das Panel Bilder in 3-D anzeigen kann und der Prozessor für die Berechnung der Bilder integriert ist, der Transmitter und die 3-D-Brillen müssen jedoch extra gekauft werden. Die HX9-Serie wird mit 46 (2.399 Euro) und 52 Zoll (2.699 Euro) Diagonale angeboten.

Panasonics 3-D-Plasma-Fernseher mit 42 und 50 Zoll Bildschirmdiagonale und Full HD kommen im ersten Halbjahr 2010 auf den Markt. Preise oder die genaue Bezeichnung konnte der Hersteller dafür noch keine nennen, sie sollen Mitte Februar folgen. Zu den Fernsehern soll es, wie bei den anderen Herstellern, auch die passenden Blu-ray-Player geben, die ebenfalls 3-D-fähig sind. 3-D-fähige LCD-Fernseher wird Panasonic nicht anbieten.

Bei Samsung soll der Großteil der neuen Fernseher, egal ob LCD oder Plasma, 3-D-ready sein, sie sollen ebenfalls im ersten Halbjahr auf den Markt kommen, ein Großteil davon bereits im März. Samsung konnte für seine 3-D-Geräte, zu denen auch ein Blu-ray-Player gehört, ebenfalls noch keine Preise nennen. LGs 3-D-LCD-Fernseher sollen ab dem 2. Quartal in Österreich zu kaufen sein, 2011 will der Hersteller bereits 3,4 Millionen 3-D-TV-Geräte verkaufen. Genauere Infos zur Technik und den Preisen der LG-Geräte sind bisher nicht bekannt.

Der Inhalt entscheidet

Wie schon beim hochauflösenden Fernsehen wird es auch bei 3-D auf die passenden Inhalte ankommen - und diese werden zumindest am Anfang spärlich vorhanden sein. Im ersten Halbjahr 2010 sollen rund 15 Filme in 3-D auf den Markt kommen. Nur weil 3-D im Kino überzeugt, muss das zudem noch lange nicht heißen, dass nun der große Run auf 3-D fürs Wohnzimmer einsetzt - das liegt auch an der noch etwas umständlichen Nutzung von 3-D nur mit Brille.

Sony ist überzeugt, dass 3-D grundsätzlich gefragt ist, auf lange Sicht werde 3-D allerdings eher zu einem selbstverständlichen Zusatzfeature werden, meint Tim Page von Sony: "3-D ist eine natürliche Evolution." Im September erklärte Samsung noch, dass sich der Hersteller mangels passender Inhalte im 3-D-Sektor vorerst zurückhält. Nachdem Sony nun zum großen Hallali geblasen hat, kann sich offenbar kein Hersteller niemand mehr dem aktuellen 3-D-Hype entziehen. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Kunden der Begeisterung bei diesem neuerlichen Anlauf anschließen können.

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(futurezone/Nadja Igler)