Mobilfunker liefern Daten für Werbeindustrie
Die Mobilfunkvereinigung GSMA misst ab sofort das Verhalten sämtlicher Nutzer von mobilem Internet in Großbritannien, um den Markt für Mobilfunkwerbung anzukurbeln. Die anonymisierten Daten liefern die Mobilfunker. Nach Großbritannien sollen auch andere Länder folgen.
Großbritannien ist das erste europäische Land, wo die GSMA mobile Internet-Nutzungsdaten landesweit messen lassen will. Ziel ist es, das Wachstum auf dem Mobilfunk-Werbemarkt zu beschleunigen. Gemeinsam mit den fünf britischen Mobilfunkern, die die anonymisierten Daten liefern, und dem Internet-Statistikunternehmen comScore wurde am Freitag der Startschuss für die Zusammenarbeit bekanntgegeben, wie die GSMA in einer Aussendung mitteilt.
Gemessen werde mit dem GSMA-Service Mobile Media Metrics (MMM). Dieser basiert laut GSMA auf den anonymisierten Internet-Nutzungsdaten sämtlicher Mobilfunkkunden. Die Daten würden durch demografische Daten einer repräsentativen Auswahl von Internet-Nutzern ergänzt, die zuvor der Verwendung ihrer Informationen zugestimmt hätten.
Attraktiver Werbemarkt
Die MMM-Suite zur Erstellung der Analyseberichte baut auf den MMM Core Reports auf. Diese würden jeweils einen Monat zurückreichen, das heißt im März sind die Februardaten erhältlich, erklärt GMSA. Für die Zukunft seien neben den Websites, der Nutzungsintensität, die Verweildauer, Gerätetypen und Funktionen noch eine Reihe zusätzlicher Messungen und Analyseangebote geplant, wie etwa die Nutzung von Anwendungen, Suchmaschinen, Reichweite und Häufigkeit, Anzeigen-Tracking und Anzeigenwirksamkeit sowie die Erweiterung um die Erfassung des WiFi-Datenverkehrs.
Die Werbeindustrie ist an diesen Daten vor allem aus zwei Gründen interessiert. Zum einen haben die Daten den Vorteil sehr persönlich zu sein und zusätzlich gibt es Informationen zum geografischen Aufenthalt der Person. IT-Forscher Gartner schätzt, dass die weltweiten Einnahmen durch mobile Werbung im vergangenen Jahr bei 530 Millionen Dollar lagen, wobei bis 2013 ein Volumen von 13,5 Milliarden Dollar möglich wäre.
Ausdehnung auf andere Länder
Die Mobilfunker verfügen über die Schlüsseldaten, wie Konsumenten ihre Handys nutzen. Bis dato hätten sie aber aus Datenschutzgründen gezögert, dieses Wissen zu Nutzen. "Wir haben hier eine Koalition der Willigen und wir dachten uns 'lasst uns etwas probieren'", so Henry Stevens, bei GSMA für die mobile Werbung zuständig. Laut Stevens hätten die Verhandlungen knapp drei Jahre gedauert, um schließlich das Projekt in Gang zu setzen und sich die fünf Mobilfunker bereit erklärten, anonymisierte Internetdaten zur Verfügung zu stellen.
Laut Stevens hoffe die GSMA darauf, die Messungen nach Großbritannien auch auf andere Märkte ausdehnen zu können. Die Insel sei aufgrund der Marktgröße und den relativ fortgeschrittenen Entwicklungsstadium ausgewählt worden.
16 Millionen Briten unterwegs online
Die Dezemberdaten der Mobilfunker Telefonica O2, Vodafone, Orange, T-Mobile und 3UK hätten gezeigt, dass 16 Millionen Personen in Großbritannien über mobiles Internet am Handy verfügen. Insgesamt hätten die Briten 6,7 Milliarden Seiten aufgerufen und 4,8 Milliarden Minuten gesurft. Die am häufigsten aufgerufenen Sites waren Facebook, Google und Telefonica – mit vergleichbaren Besucherzahlen – bezogen auf Seitenaufrufe und Verweildauer schlägt Facebook alle anderen Sites.
(Reuters/futurezone)