Weitere Datenschutzvorfälle bei DT

DEUTSCHLAND
10.02.2010

Die Deutsche Telekom (DT) hat in einem internen Bericht auf weitere 84 als "kritisch" eingestufte Datenschutzvorgänge hingewiesen. Die Fälle seien jedoch nicht vergleichbar mit der vor zwei Jahren aufgedeckten Spitzelaffäre, meinte DT-Datenschutzvorstand Manfred Balz.

Bei der Deutschen Telekom hatte es in den vergangenen Jahren neben der Spitzelaffäre eine Reihe weiterer rechtlich oder ethisch bedenklicher Datenschutzvorfälle gegeben. Bei der Auswertung von Unterlagen tauchten insgesamt 84 als "kritisch" eingestufte Vorgänge auf, wie die DT am Mittwoch in Bonn mitteilte. Der Konzern will der Staatsanwaltschaft gegebenenfalls Hinweise für deren Ermittlungen geben.

Bei den Vorfällen habe die frühere Konzernsicherheit der DT insbesondere Mitarbeiter und Geschäftspartner ausgeforscht, sagte DT-Datenschutzvorstand Manfred Balz bei der Vorlage des internen Abschlussberichts über illegale und fragwürdige Ermittlungsmethoden der Konzernsicherheit in den vergangenen Jahren. Neben Privatleben und persönlichem Umfeld wurde demnach teils auch die Finanzsituation der Betroffenen ausgeleuchtet. Auch Telefonverbindungen seien unter die Lupen genommen und Arbeitsplätze durchsucht worden.

Einzelfälle

Insgesamt listete Balz 84 Vorgänge auf, die er als rechtlich oder ethisch bedenklich einstufte. Diese Fälle ereigneten sich zwischen 2001 und 2005. Auch danach habe es vereinzelt noch Verstöße gegeben, die erst 2007 nach dem Umbau der Konzernsicherheit durch Vorstandschef René Obermann endeten.

Die jetzt festgestellten Fälle seien nicht vergleichbar mit der so genannten Affäre um die Bespitzelung von Aufsichtsratsmitgliedern, Betriebsräten und Journalisten. Damals hatten Konzernmitarbeiter durch den Abgleich von Verbindungsdaten von Aufsichtsräten und Medienvertretern versucht, eine undichte Stelle über die Weitergabe von internen Informationen zu schließen. Im Frühjahr 2008 war die Spitzelaffäre öffentlich geworden und hatte einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.

Ermittlungen dauern bereits zwei Jahre

Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall seit fast zwei Jahren, unter anderem auch gegen den früheren Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke und den Ex-Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Zumwinkel. Ob, wann und gegen wen Anklage erhoben wird, ist derzeit nicht absehbar.

Für die aktuelle Auswertung hatte die DT vor rund einem halben Jahr von der Bonner Staatsanwaltschaft Akteneinsicht in einen Teil der Daten erhalten, die von ihr zuvor sichergestellt worden waren.

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(AFP/dpa)