Neustart für Windows auf Smartphones
Microsoft unternimmt mit einem runderneuerten Betriebssystem einen Neustart auf dem lukrativen Markt für Smartphones. In Geräten mit der neuen Software Windows Phone 7 wird unter anderem der Media-Player Zune integriert, mit dem der Software-Konzern in den USA gegen Apples populäre iPods angetreten war.
Die Smartphones sollen zudem als mobile Spielekonsole dienen. Erste Geräte mit Windows Phone 7 werden in der zweiten Jahreshälfte 2010 auf den Markt kommen, kündigte Microsoft-Chef Steve Ballmer am Montag auf der Mobilfunkmesse Mobile World Congress in Barcelona an.
Das neue Windows Phone 7 soll mit einem völlig neuen Design und besonders einfacher Benutzerführung das bisherige Betriebssystem Windows Mobile 6.5 des Software-Konzerns ablösen. Präsentiert wurde das neue System nicht nur von Ballmer, sondern auch von Joe Belfiore, der das neue Windows Phone Program leitet. Belfiore war vorher bei Microsoft für die Software- und Dienstleistungssparte des Medienplayer-Systems Zune zuständig - ein Zeichen dafür, dass Microsoft mit dem neuen System nicht nur bei Geschäftskunden punkten will.
Gegen RIM und Apple
Microsoft hatte bei Smartphones zuletzt unter dem Druck von Konkurrenten wie Research in Motion (RIM) mit seinem BlackBerry und Apple mit dem iPhone deutlich Boden verloren. Der Marktanteil bei den computerähnlichen Handys rutschte laut Marktforschern unter zehn Prozent, während es vor einigen Jahren noch 25 Prozent waren.
"In einem Marktumfeld, in dem sich die Hersteller immer mehr einander angleichen und Anwendungen komplexer werden, haben wir uns mit Windows Phone 7 vollkommen auf die Bedürfnisse unserer Kunden konzentriert", sagte Ballmer. Ziel sei es, eine neue Generation von Smartphones zu schaffen, die alle Wünsche der Anwender bei einfacher und intuitiver Bedienung auf einen Nenner bringe.
Vernetzung mit Xbox Live
Das neue Konzept basiert auf insgesamt sechs thematischen Schwerpunkten ("Hubs"), die über eine in Kachelstruktur übersichtlich angeordnete Benutzeroberfläche besonders einfach zugänglich sein sollen. Dazu zählen neben der Spieleplattform Xbox Live und Musik und Videos über den Zune-Player ein einfacher Zugriff auf Bilder und Fotos, ein Marktplatz für neue Anwendungen, ein mobiles Office-Paket sowie der einfache Zugang zu den persönlichen Kontakten über die verschiedenen Netzwerke hinweg. "Man muss kein Informatikstudium mehr absolviert haben, um die Geräte zu bedienen", sagte der deutsche Microsoft-Manager Andreas Krieg. Mit der integrierten Xbox-Live-Plattform lassen sich erstmals auch unterwegs Spiele für Microsofts Xbox nutzen.
Der Markt für Smartphones bleibt aber sehr lukrativ. Während der Absatz von Handys im vergangenen Jahr deutliche Dellen zeigte, wachse der Markt für die kleinen Geräte mit Computerfunktion deutlich im zweistelligen Bereich, betonte Krieg.
Hersteller an der Kandare
Mit dem generalüberholten Konzept will Microsoft nun wieder Boden gutmachen. Für die optimale Umsetzung werde das Unternehmen anders als bisher an die Gerätehersteller deutliche Hardware-Vorgaben machen und damit ein reibungsloses Funktionieren sicherstellen, so Krieg. Unabhängig von dem neuen Betriebssystem werde aber Windows Mobile 6.5 weiterentwickelt. Eine Upgrade-Möglichkeit auf Windows Phone 7 wird es voraussichtlich nicht geben.
Microsoft machte den Herstellern von Geräten für das neue System bereits genaue Vorgaben. Beispielsweise müssen sie kapazitive Touchscreens mit Multitouch-Fähigkeiten verbauen. Auch die Buttons "Start", "Suche" und "Zurück" sind in den Spezifikationen fest vorgegeben.
Der Smartphone-Hersteller HTC kündigte in einer Mitteilung vom Montag bereits an, Geräte unter dem von Microsoft vorgeprägten Namen "Windows Phone 7 Series" auf den Markt bringen zu wollen. Ziel sei es, "Web-Inhalte und Applikationen" nahtlos miteinander zu verzahnen. Der Hersteller werde dazu "sehr eng mit Microsoft zusammenarbeiten". Bei Windows Mobile 6.5 konnten die Hersteller ihre Geräte noch mit selbst gestrickten Benutzeroberflächen anbieten, was der Bedienbarkeit in zahlreichen Fällen nicht unbedingt Vorschub leistete.
Auch Dell, Garmin-Asus, HP, LG, Samsung, Sony Ericsson, Toshiba und Qualcomm sind dabei, Geräte für den Einsatz mit Windows Phone 7 herzustellen, so Microsoft.
Internationale Partner
Laut Microsoft wird Windows Phone 7 unter anderem von den Providern AT&T, T-Mobile (USA und Deutschland), Orange, SFR, Sprint, Telecom Italia, Telefonica, Telstra, Verizon und Vodafone in deren Angeboten unterstützt.
(dpa/futurezone)