Noch kein Urteil im Fall Google Books
Richter muss die zahlreichen Stellungnahmen "verdauen"
Mitte Februar hat in New York am zuständigen Bezirksgericht die mündliche Anhörung zum überarbeiteten Abkommen zwischen Google und der US-Buchbranche (Google Book Settlement) stattgefunden.
Richter Denny Chin sagte, er könne noch kein Urteil sprechen, da es aufgrund der zahlreichen Stellungnahmen noch "viel zu verdauen" gebe. Immerhin wurden über 500 schriftliche Stellungnahmen zu dem Thema eingereicht.
Reger Andrang im Gerichtssaal
Der Andrang im Gerichtssaal von Manhattan war groß. Während für Befürworter Googles Bestrebungen ein guter Dienst an die Gesellschaft ist, befürchten Gegner, dass der Konzern darin lediglich kommerzielle Interessen verfolgt.
Marc Mauer, Präsident des US-Blindenverbandes sagte, dass mit einer Audiofunktion von Googles System Millionen von Büchern für sehschwache Personen zugänglich würden. Während eine Gegnerin – wie auch Autoren, ausländische Regierungen, Konkurrenten und das US-Justizministerium – entgegnete, dass Google darin primär das Geschäft sehe als den leichteren Zugang zu Büchern. "Es geht nicht um eine große Bibliothek, sondern es geht um ein gutes Geschäft", so Sarah Canzoneri, Mitglied der Vereinigung der Kinderbuchautoren.
Sony dafür, Microsoft dagegen
Auch Größen wie Sony und Microsoft waren im Gerichtssaal vertreten. Microsoft sagte, dass der Internetkonzern das Urheberrecht verletze und durch die Buchdigitalisierung einen unfairen Wettbewerbsvorteil erhalte. "Die neue Vereinbarung wurde so strukturiert, um Googles Dominanz zu festigen", so Microsoft-Anwalt Tom Rubin. Ein Sony-Anwalt meinte wiederum, dass der E-Book-Hersteller Googles Pläne unterstützen würde, weil sie den Wettbewerb fördern würden.
Von Google selbst gab es bis dato noch keine Stellungnahme zur Anhörung.
Umfangreiches Abkommen
US-Verlage und -Autorenverbände hatten Google geklagt, nachdem das Unternehmen große Bibliotheksbestände digitalisiert hatte. Im vergangenen Jahr stellten die beiden Parteien ein umfangreiches Abkommen zur außergerichtlichen Einigung vor, das aber ebenfalls stark umstritten ist. Google geht es vor allem darum, Bücher zu monetarisieren, die vergriffen sind, aber bei denen das Copyright noch nicht ausgelaufen ist. Die Einkünfte sollen mit Verlagen und Autoren geteilt und über eine noch einzurichtende zentrale Agentur verteilt werden, bei der auch die Rechteinhaber registriert werden.
Das US-Justizministerium hat sich gegen die Abmachung der Verbände mit Google ausgesprochen, es befürchtet, dass mit Google Books ein Monopol entstehen könnte. Auch die Google-Konkurrenten Microsoft, Amazon und Adobe haben sich gegen das Abkommen ausgesprochen. Google bleibt bei seinem Standpunkt und hat zuletzt das revidierte Abkommen verteidigt.
(AP/futurezone)