Arbeitskonflikt bei Siemens SIS verschärft sich

KONZERNE
23.02.2010

Betriebsversammlung mit 1.600 Mitarbeitern einberufen

Der Arbeitskonflikt in der Siemens-Software-Sparte SIS gewinnt wieder an Fahrt. Der Betriebsrat hat für Mittwoch zu einer Betriebsversammlung im Wiener Austria Center geladen und erwartet rund 1.600 Kollegen. Bereits in der Vergangenheit hatte es mehrere Protestveranstaltungen gegeben. Zuletzt hatten Belegschaft und Betriebsrat wieder am Verhandlungstisch diskutiert. Doch nun "reicht es" SIS-Betriebsratschef Ataollah Samadani. Im Raum steht eine Streikdrohung.

"Seit mehr als drei Monaten warten wir auf Informationen der Unternehmensleitung über die Ausgliederung dieses Bereiches, die am 01.07.2010 über die Bühne gehen soll. Schon im Dezember erging ein diesbezüglicher Beschluss des Stammhauses in Deutschland. Seither hüllen sich die Verantwortlichen trotz oftmaligen Aufforderungen durch die Betriebsräte, die Pläne des Unternehmens bekanntzugeben, in Schweigen", kritisierte Samadani in einer Aussendung.

Ein Drittel der Belegschaft betroffen

Siemens-Österreich-Chefin Brigitte Ederer wandte sich heute in einem Rundschreiben an die Belegschaft und betonte, dass derzeit intensiv an der Umsetzung der Ausgliederung des weltweiten Siemens SIS-Netzwerkes gearbeitet werde. "Sobald hier konkrete und belastbare Informationen vorliegen, werden wir Sie davon in Kenntnis setzen", so die Managerin. Das sei auch der Grund, warum man morgen nicht an der Betriebsversammlung teilnehme. Es sei derzeit noch nicht möglich "seriöse und konkrete Auskünfte zum Procedere zu geben", hieß es.

Laut Samadani ist von der Ausgliederung ein Drittel der Belegschaft von Siemens Österreich betroffen. Er befürchtet, dass Teile der SIS "gezielt in den Konkurs getrieben werden" könnten und verweist auf den Verkauf der Siemens-Handysparte an die asiatische BenQ, die kurz darauf das Handygeschäft u. a. in Deutschland einstellte.

Der Betriebsrat will der Belegschaft die Einleitung von Kampfmaßnahmen empfehlen, ausgedehnte Versammlungen und Streiks seien "nicht ausgeschlossen".

(APA)