Cryptome: Microsoft zieht Beschwerde zurück
Website-Abschaltung "lag nicht in der Absicht" des Konzerns
Microsoft hat am Donnerstag die DMCA-Beschwerde gegen die Whistleblower-Website Cryptome.org zurückgezogen. Das meldete Cryptome.org selbst, das auch den kompletten Mail-Verkehr mit dem Registrar Network Solutions auf seine Site gestellt hat.
Copyright-Problem besteht weiterhin
Network Solutions hatte demnach Cryptome-Betreiber John Young am Mittwoch mitgeteilt, dass Microsoft die Beschwerde nach dem US-Copyright-Gesetz Digital Millennium Copyright Act (DMCA) zurückgezogen habe. Network Solutions leitete Young auf dessen Wunsch auch die Originalmail des zuständigen Microsoft-Anwalts weiter. Dieser hatte dem Registrar geschrieben, dass es "nicht in der Absicht" des Konzerns gelegen sei, die ganze Website vom Netz nehmen zu lassen. Microsoft hätte aber wissen müssen, dass die gesamte Website verschwindet, wenn die Beschwerde an den Registrar der Domain gerichtet wird.
Man glaube aber weiterhin, dass Youngs Veröffentlichung der Microsoft-Richtlinien zum Umgang mit Anfragen von Strafverfolgungsbehörden das Copyright des Konzerns verletze. Der Konzern bitte den Registrar, die Domain "so schnell wie möglich" wiederherzustellen.
Network Solutions hatte die Domain Cryptome.org am Mittwoch deaktiviert und "eingefroren", nachdem Microsoft wegen der Veröffentlichung des internen Dokuments eine DMCA-Beschwerde an das Unternehmen geschickt hatte. Es wird nun trotzdem eine Weile dauern, bis die Domain wieder überall verfügbar ist. Die US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) sah in der Aktion ihre Befürchtungen bestätigt, dass der DMCA von Konzernen zu Zensurzwecken verwendet werden könnte.