© Anatol Locker, Konsument mit 3-D-Brille auf der CeBIT

CeBIT 2010: Welt am Draht

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03.03.2010

Die weltgrößte Elektronikmesse CeBIT hat auch in diesem Jahr mit Publikums- und Ausstellerschwund zu kämpfen. Einige Hersteller zeigen jedoch durchaus innovative Produkte. Die PC-Branche will die Konsumenten vor allem mit ausgefeilten Stereoskopie-Systemen locken. Ein Messerundgang mit Anatol Locker.

Was soll man von einer Messe erwarten, vor deren Besuch man regelmäßig mit den Worten "Du Armer musst auf die CeBIT?" bedacht wird? Jahr für Jahr kämpft die CeBIT um ihr Image der drögen IT-Messe - und überrascht doch Jahr für Jahr mit vielen fertigen Produkten.

Um einen Tag verkürzt, weniger Aussteller als 2008 und 2009: Die CeBIT hat auch 2010 zu kämpfen. In den letzten Jahren positionierte sich die Messe als IT-Business-Leistungsschau, Consumer-Neuheiten blieben weitgehend draußen. Weshalb die populären Technikneuheiten zu anderen Messen abwanderten: Handys nach Barcelona, TV-Geräte zur IFA, Consumer Electronic auf die CES in Las Vegas - und Apple ist schlicht und einfach Apple.

Wenig verwunderlich also, dass die 25. CeBIT mit nur noch 4.157 Ausstellern an den Start geht. Die Messeleitung versucht, den Schwund mit Kongressen und Themenausstellungen zu kompensieren - was allerdings nicht darüber hinwegtäuscht, dass die Hallen schon einmal besser gefüllt waren. So belegen Veranstaltungen wie die Intel Extreme Masters sowie die CeBIT Sounds je eine komplette Halle.

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Die Hardware ist da: 3-D kommt auf den PC

Die kleine, gut besuchte Ausstellung Next Level 3-D findet sich in Halle 16. Hier zeigen Computerhersteller, was sie zum Thema dreidimensionale Darstellung beizutragen haben. Vor allem Monitorhersteller haben das Thema für sich entdeckt. Acer zeigt unter anderem seinen 23-Zöller GD245HQ. Dieser Full-HD-Schirm ist auf die 3-D-Vision-Shutterbrille von Nvidia abgestimmt. Geradezu IMAX-3-D-Feeling kommt auf, wenn man vor drei dieser gekoppelten Monitore sitzt - der Hersteller nennt das 3-D Surround. Das größere Modell PG276H mit 27 Zoll kann fast schon als TV-Ersatz dienen. Auch LG hat mit dem W2363D einen 3-D-Schirm im Gepäck. Auch die Projektoren sind vermehrt stereoskopiefähig: Acers Beamer H5360 strahlt 3-D-Bilder in 720p-Qualität an die nächste Wand - vorausgesetzt, man hat die Brille dazu im Gepäck.

Die Hamburger Firma SeeFront 3D stellt ein System vor, das ganz ohne Brille auskommt. Möglich macht das ein spezieller Monitoraufsatz. Die Webcam des Monitors SF 2223 erfasst die Position des Zuschauers. Das System stellt sich auf die Blickposition des Betrachters ein und optimiert das 3-D-Bild. So kann er sich frei vor dem Display bewegen, ohne den 3-D-Effekt zu verlieren. Der Nachteil: Das System funktioniert nur narrensicher, wenn eine einzelne Person vor dem Schirm sitzt.

Die Geräte sind also da - bleibt die Frage, wann es passende Software zum Gerätetrend gibt. Das Spieleunternehmen Crytek kündigte auf der CeBIT bereits an, anlässlich der Game Developers Conference (11. bis 13. März) die Stereoskopie-Fähigkeiten seiner Spiele-Engine Cryengine 3 präsentieren zu wollen.

PCs: Kleiner und kompletter

Neben den stromsparenden CULV-Netbooks dominieren All-in-One-PCs die Stände von Asus, MSI und Shuttle. MSI zeigt gleich mehrere All-in-Ones wie den voll ausgestatteten 24-Zöller AE2420, den es übrigens ebenfalls als 3-D-Prototypen zu sehen gibt.

Shuttle hat mit seinem Mikro-PC XS35 ein interessantes Gerät, das mit HDMI-Ausgang, WLAN und der Nvidia ION-2-Grafik zum Wohnzimmer-PC bestimmt ist. Der winzige lüfterlose Rechner lässt sich per VESA-Halterung für den Betrachter unsichtbar hinter dem Fernseher montieren.

Das Asus Eee Keyboard, der Komplett-PC in Tastaturgröße, verlässt endlich das Konzeptstadium. Kurz nach dieser CeBIT soll der Rechner endlich auf dem Markt erscheinen. Außerdem zeigt man den Eee Reader, ein E-Ink-Lesegerät, das in Form und Größe stark an Amazons Kindle erinnert. Preis und Veröffentlichungsdatum für das Gerät sind noch nicht bekannt.

Smartphones: Alles schon mal da gewesen

Wirklich neue Handys gibt es auf der CeBIT nicht zu sehen. Dafür können Interessierte die neuen Geräte erstmals ausprobieren. Highlight ist Samsungs Wave S8500, das mit dem proprietären Betriebssystem Bada ausgestattet ist. Sony Ericsson kontert mit dem Xperia X10, das vor allem mit seiner Social-Networking-Ausstattung punkten will. Wer ein Foto mit dem Android-Handy schießt, kann die Aufnahme gleich einer Person zuordnen. Die Gesichtserkennung übernimmt die Handysoftware. Erstmals zu sehen ist auch LGs GD880, wobei die Südkoreaner noch eine weitere Überraschung auspacken: Das Modell LG Mini ist das kleinste und flachste 3,2-Zoll-Touchscreen-Handy auf dem Markt.

Eine charmante App zeigte die Technische Hochschule Wildau: das Handy als Hausschlüssel. Dabei werden Farbkodierungen auf dem Handy dargestellt, die von einem Lesegerät an der Tür empfangen werden. Der virtuelle Schlüssel lässt sich über das Mobilfunknetz versenden und ermöglicht einen zeitlich begrenzten oder permanenten Zutritt.

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(Anatol Locker)