Siemens-SIS: Kein weiterer Jobabbau geplant

ÖSTERREICH
03.03.2010

Siemens-Sprecher: SIS-Ausgliederung erfolgt ohne neue Kündigungen

Siemens plane die Ausgliederung der Softwaresparte SIS (IT-Solutions and Services) ohne weiteren Jobabbau, sagte Unternehmenssprecher Harald Stockbauer am Mittwoch auf Anfrage der APA. Der Betriebsrat hat am Dienstag eine Streikfreigabe beantragt, weil er eine "Zerlegung" einzelner Bereiche von SIS vor der Ausgliederung befürchtet - was aus Sicht des Betriebsrates zu "massiven Kündigungen" führen könnte. Die SIS-Ausgliederung ist im Dezember 2009 angekündigt worden.

Stockbauer betonte am Mittwoch, dass es bei der SIS-Ausgliederung nur um eine gesellschaftsrechtliche Veränderung gehe. Davon sei SIS weltweit mit rund 35.000 Mitarbeitern betroffen - in Österreich sind es 2.500 Beschäftigte. Welche Gesellschaftsform das Unternehmen dann haben wird sei noch offen, sagte Stockbauer. Zieldatum sei jedenfalls der 1. Juli, wie Siemens-Chef Peter Löscher bei der Bilanzkonferenz angekündigt hatte. Das neue Unternehmen solle eine 100-Prozent-Tochter von Siemens werden. Bei Siemens-Österreich werde das Thema beim Aufsichtsrat am 12. März wieder zur Sprache kommen. Details seien nicht beschlossen und könnten deshalb nicht kommuniziert werden.

Beschlossener Jobabbau nur zur Hälfte umgesetzt

Der Betriebsratsvorsitzende SIS & CT, Ataollah Samadani, kritisiert hingegen, dass massive Kündigungen vom Unternehmen weder bestätigt noch dementiert würden. Laut einem Brief der SIS-Führungskräfte, der der APA vorliegt, werden die Aussagen des Betriebsrats "mit großer Sorge" betrachtet. Grundsätzlich bekenne sich das Management zur Zusammenarbeit mit der Personalvertretung. Bei Aussagen, dass Teile der SIS gezielt in den Konkurs getrieben würden, sei aber "die Grenze zur Schädigung unseres Geschäfts überschritten".

Unabhängig davon hat Siemens Österreich bereits im Juni 2009 die Streichung von 632 Stellen bei SIS beschlossen. Dieser Jobabbau war zu Jahresbeginn 2010 zur Hälfte umgesetzt. Nach heftigen Protesten der Arbeitnehmervertreter wurden dem Vernehmen nach großzügige Sozialpläne vereinbart. Die noch verbliebene Hälfte sollte laut Siemens-Aussagen vom Jänner "bis März" den Konzern verlassen.

Gewerkschafts-Appell an deutsche Konzernspitze

Der Antrag des Siemens-SIS-Betriebsrats auf Streikfreigabe werde von den Gewerkschaftsgremien behandelt, erläuterte Karl Proyer, stellvertretender Bundesgeschäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten für Druck, Journalismus und Papier (GPA-djp). Dies sei der übliche Vorgang bei der Streikvorbereitung, sowohl die GPA-djp als auch der ÖGB-Vorstand müssten damit befasst werden. Die Beschlüsse könnten jedoch rasch gefasst werden. Die Gewerkschaft werde die Anliegen der Siemens-IT-Mitarbeiter unterstützen, die Beschäftigten würden nicht alleine dastehen, versichert er.

Einen direkten Appell richtet Proyer an das Siemens-Management am Konzernsitz in Deutschland. Die Beschäftigten in der IT-Sparte weltweit seien von den Ausgliederungs-Plänen betroffen, in Österreich seien dies rund 2.000, in Deutschland 10.000 und weltweit etwa 35.000 Leute. Für die Mitarbeiter sei der Zustand "unerträglich", eine Entscheidung der Konzernspitze wäre längst fällig, urgiert der Spitzengewerkschafter. "Wir fordern endlich Klarheit über die Zukunft der IT-Sparte". Geführt wird Siemens vom Kärntner Peter Löscher, der an der Vorstandsspitze des Weltkonzerns steht.

Mehr zum Thema:

(APA/futurezone)