TA: Telefonzellen als Stromtankstellen

KONZERNE
09.03.2010

Bei einem Pressegespräch in Wien hat Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter über Personalprobleme und die Strategie des Konzerns gesprochen. Wachstumschancen sieht er im Ausbau von Telematikanwendungen in der Heimautomation. Auch der Ausbau von Telefonzellen zu Stromtankstellen für Elektroautos werde derzeit geprüft, so Ametsreiter.

Derzeit seien 887 Mitarbeiter der Telekom Austria (TA) bei fast vollen Bezügen freigestellt, gleichzeitig würden hausintern 600 Jobs angeboten, aber dafür melde sich niemand, so Ametsreiter am Dienstag im Club der Wirtschaftspublizisten. Auch an einem Wechsel in den Verwaltungsdienst der Polizei gebe es bisher eher wenig Interesse.

50 Prozent der Kosten entfielen in der TA auf das Personal, jährlich stiegen die Ausgaben dafür um 20 bis 30 Mio. Euro, rechnete Ametsreiter vor. Von 2008 auf 2009 wurden 381 Mitarbeiter abgebaut, zu Jahresende 2009 zählte die TA mit ihrer Mobilfunktochter mobilkom und deren Auslandsniederlassungen in Südosteuropa 16.573 Beschäftigte.

Im Festnetz wurden 678 Posten abgebaut, bei der mobilkom in Österreich nur ein einziger. Im Ausland wurden hingegen 297 Arbeitsplätze geschaffen. Durch die Fusion von Festnetz und Mobilfunk zu A1 Telekom Austria wird der Markenname mobilkom verschwinden. Die getrennte Markenstrategie mit den Labels Telekom Austria, A1 und Bob bleibe aber aufrecht.

Telefonzellen als Stromtankstellen

Der Fokus heuer liege bei zwei Punkten: Marktanteile steigern und Kosten senken, betonte Ametsreiter. Für Sorgenfalten gebe es aber keinen Grund, es gebe "keinerlei Liquiditätsprobleme". Dementsprechend könne es sich die teilstaatliche börsennotierte TA auch leisten, eine attraktive Dividende von 75 Cent je Aktie zahlen.

Ein Zukunftsmarkt sei die Abrechnung "intelligenter" Stromnetze ("Smart Grids"). So prüfe die TA gerade, Telefonzellen in Stromtankstellen für E-Autos umzuwandeln. Die TA hat noch rund 14.000 Telefonzellen in Betrieb. Ein weiterer künftiger Markt sei die Steuerung von Haushaltsgeräten und anderen Systemen in der Wohnung via Mobilfunk ("Smart Homes").

Für die Zukunft sieht Ametsreiter das Festnetz gut aufgestellt, denn die mobilen Internet-Nutzer würden bereits merken, dass durch den Boom bei UMTS-Datenkarten in den Abendstunden das Handynetz deutlich langsamer werde. Daran werde auch die nächste Mobilfunkgeneration LTE ("Long Term Evolution") nur bedingt etwas ändern, da es sich ja nur um eine Technik für die Luftschnittstelle handle und die Masten eine Kabelanbindung hätten.

Und hier profitiere die TA vom Glasfaserausbau. Sollten die Mitbewerber im Mobilfunk künftig auch Festnetz für den extraschnellen Internet-Zugang wollen, seien sie eingeladen, die Infrastruktur der TA zu nutzen, so Ametsreiter.

Übernahme in Weißrussland

Er ging auch noch einmal auf die vollständige Übernahme der weißrussischen Tochter Velcom ein, die bereits beim Abschluss des Deals 2007 vereinbart wurde. Demnach wurde 2007 eine Call-and-Put-Vereinbarung für den Kaufpreis der restlichen 30 Prozent in Höhe von rund 300 Mio. Euro vereinbart, die bereits seit 2007 in den Büchern berücksichtigt ist. "Weiters kommt noch eine performanceabhängige Kaufpreiskomponente von rund 290 Mio. Euro dazu, die ebenfalls schon in den Büchern berücksichtigt ist", so Ametsreiter.

Die TA hatte im Herbst 2007 70 Prozent des Mobilfunkers erworben und dafür 730 Mio. Euro bezahlt. Abgegeben werden die Anteile von zwei guten Bekannten der TA, dem österreichischen Industriellen Martin Schlaff und dem syrischen Geschäftsmann Ead Samawi, von denen beide 15 Prozent halten.

(APA)