Bericht: DT will Clickandbuy kaufen
Neuer Micropayment-Anbieter soll entstehen
Die Deutsche Telekom (DT) will den Internet-Zahlungsabwickler Clickandbuy ganz übernehmen. Die Transaktion dürfte bald über die Bühne gehen, sagte eine mit dem Geschäft vertraute Person am Dienstag zu Reuters. Die DT-Beteiligungstochter T-Ventures halte bereits ein Fünftel an dem Londoner Unternehmen und wolle auch die restlichen Anteile kaufen.
Clickandbuy wurde vor zehn Jahren in Köln gegründet. Das mittlerweile in London ansässige Unternehmen gehört seit vergangenem Jahr mehrheitlich der Milliardärsfamilie von Finck und einer weiteren Familie aus der Schweiz. Zudem hält der US-Halbleiterhersteller Intel zehn Prozent. Die DT wollte den Bericht nicht kommentieren. Von Clickandbuy war keine Stellungnahme zu erhalten.
Zusammenlegung mit T-Pay
Die DT plant dem Insider zufolge, ihren eigenen Online-Bezahldienst T-Pay mit Clickandbuy zusammenzulegen. Dabei könnte T-Pay auch in der Neuerwerbung aufgehen. "Von der Bekanntheit und Größe her ist Clickandbuy vorn", sagte er. Nach 922 Millionen Euro Umsatz 2008 hatte Clickandbuy im vergangenen Jahr die Marke von einer Milliarde geknackt. Einer der größten Kunden ist Apple mit seiner Musikplattform iTunes. Auch der Wettanbieter bwin wickelt Transaktionen über Clickandbuy ab.
Seit Jahren sucht die Internet-Branche händeringend nach einem System, mit dem Kunden einfach und sicher kleine Beträge bezahlen können, etwa für Online-Zeitungen. Bisher hat sich kein Standard durchgesetzt. Einer der erfolgreichsten Anbieter ist die eBay-Tochter PayPal. Die allerdings ist in letzter Zeit vermehrt ins Gerede geraten.
So teilte die Whistleblower-Website Cryptome.org Anfang März mit, dass PayPal das Spendenkonto der Organisation aufgrund "potenziell hochrisikoträchtiger Aktionen" eingefroren habe. Im Jänner hatte PayPal das Spendenkonto der Whistleblower-Website Wikileaks eingefroren, musste die Aktion dann aber wieder zurücknehmen.
Bezahllösungen für Handys
Die DT kündigte vorige Woche auf der IT-Messe CeBIT neue Bezahllösungen für Handys an. Leser, die die
Springer-Titel "Bild" und "Welt" auf ihrem Smartphone durchstöbern, sollen dafür künftig über ihre Handyrechnung bezahlen. Auch mit dem "Spiegel" arbeitet der Bonner Konzern zusammen.
Angesichts schwindender Umsätze im Kerngeschäft will die DT in neue Bereiche vorstoßen. Das Kernproblem: Sie baut die teure Infrastruktur für schnelle Daten- und Funkübertragungen, hat aber vom stürmischen Wachstum des Internet-Handels kaum etwas, während Internet-Riesen wie Google und Amazon hohe Gewinne einfahren. Branchenkenner warten nun gespannt darauf, wie Konzernchef Rene Obermann die DT aus diesem Dilemma bringen will. Nächste Woche stellt er in Bonn die neue "Strategie 2.0" des Unternehmens vor.
(Reuters/futurezone)