© Fotolia/TebNad, Kraftwerk mit angeschlossenen Strommasten

E-Control bei "Smart Metering" skeptisch

NETZE
09.03.2010

Für Walter Boltz, Chef der Regulierungsbehörde E-Control, bringen die neuen "intelligenten" Stromzähler vor allem den Energieversorgern Vorteile. Diese könnten ihre Betriebskosten um bis zu zehn Prozent reduzieren. Insgesamt würden "Smart Meters" wohl erst nach langer Zeit zu Spareffekten führen.

Bis 2020 müssen 80 Prozent aller EU-Haushalte mit "intelligenten" Stromzählern versorgt werden. Durch die "Smart Meters" werden Kunden rasch über ihren Energieverbrauch informiert. Ob sie in der Folge auch ihr Verhalten ändern, "ist natürlich eine Hoffnung, die es zu beweisen gilt", räumte E-Control-Chef Boltz am Dienstag vor Journalisten ein. In erster Linie könnten die Netzbetreiber mit Hilfe der neuen Zähler ihre Geschäftsprozesse optimieren. Eine Ersparnis zeige sich aber wohl erst "am langen Ende".

Betriebskosten reduzieren

Nach der flächendeckenden Umstellung auf "Smart Meters" könnten sich die Gesamtbetriebskosten der Netzbetreiber um fünf bis zehn Prozent reduzieren, glaubt Boltz. Nach wie vor ist er der Meinung, dass die Installation der "intelligenten" Stromzähler die E-Wirtschaft rund eine Mrd. Euro kosten wird und aus den bisherigen Netzentgelten finanziert werden könnte. Verbund-Boss Wolfgang Anzengruber hatte die Kosten vor einem Monat noch mit "an die zwei Milliarden Euro" beziffert. Boltz bekräftigte hingegen am Dienstag: "Es gibt kein Extrageld, weil es kein Extrageld kostet." Der Regulator geht nicht davon aus, dass für die Kunden Zusatzkosten anfallen.

Ähnlich argumentierte Boltz auch bei den "Smart Grids". Die Investitionen in die "intelligenten" Netze seien durch das Anreizregulierungssystem, das einen "attraktiven Zinssatz" biete, "vernünftig abgedeckt". Der vergangene Woche vom Verband der Elektrizitätsunternehmen Österreichs (VEÖ) erhobenen Forderung nach Anerkennung von Forschungskosten für die "Smart Grids" bei den Netztarifen erteilte Boltz eine Absage. Die meisten Elektrizitätsfirmen hätten "noch nie in ihrer Unternehmensgeschichte ernsthafte Forschung betrieben". Eine "gießkannenartige Verteilung" von Forschungsgeldern "in der Hoffnung, dass sinnvolle Errungenschaften herauskommen", sei daher eine "Verschwendung". Forschen sollten in Boltz' Augen weiterhin die Erzeuger.

Flächendeckendes E-Metering "unnötig"

"Smart Grids" sind laut dem E-Control-Boss "keine wirklich neue Technologie", es gehe lediglich um die bessere Nutzung von modernen Kommunikations- und Steuerungstechnologien für den Netzbetrieb. Die "intelligenten" Netze würden notwendig, weil es auch in Österreich immer mehr dezentrale Erzeugungsanlagen - etwa Biomasse und Biogas - gebe, die integriert werden müssen. Eine flächendeckende "Smart Meter"-Versorgung brauche es für die "Smart Grids" nicht, denn schon mit 1.000 "intelligenten" Zählern könne der Stromverbrauch sehr gut prognostiziert werden.

Während in Deutschland Datenschützer gegen die "intelligenten" Stromzähler Sturm laufen, habe sich in Österreich "bis jetzt keine breite Front" an Kritikern gebildet, so Boltz auf Nachfrage. Das Datenschutzproblem sei "lösbar", die E-Control habe bereits mit der Datenschutzkommission (DSK) Gespräche geführt. Wenn sich der Kunde darauf verlassen könne, dass seine Daten nicht missbräuchlich verwendet werden, "wird das auch akzeptiert werden". Abgesehen davon seien die Stromverbrauchsdaten "deutlich weniger sensibel" als etwa Telefonverbindungsdaten, die ja auch gespeichert würden, so Boltz. Wichtig sei, dass nicht die Lieferanten, sondern die Netzbetreiber die Daten speichern. Bei Letzteren könne man nämlich in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) genau festlegen, wofür die Daten verwendet werden dürfen.

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(APA)