E-Medikation kann starten
Nach langwierigen Diskussionen kann die E-Medikation nun doch starten. Nachdem Ärzte und Apotheker monatelang das Projekt blockiert hatten, hat Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) nun nicht nur mit diesen beiden Gruppen, sondern auch mit den Sozialversicherungen, den Ländern und der Patientenanwaltschaft eine Einigung erzielt.
Schon demnächst sollen drei Pilotprojekte starten, in Überlegung sind dafür Regionen in Wien, Tirol und Oberösterreich. 2012 soll dann österreichweit der Betrieb starten.
Mit der E-Medikation soll sowohl der Apotheker als auch der Arzt und das Krankenhaus über die E-Card sehen, welche Medikamente bzw. Wirkstoffe der Patient schon einnimmt. Geeinigt hat man sich nun darauf, dass Ärzte auch frei verkäufliche Medikamente einsehen können.
Dagegen hatten sich die Apotheker bis zuletzt gewehrt, letztlich aber nun doch zugestimmt. Mit diesem System, das unter dem Namen "Arzneimittel-Sicherheitsgurt" in Salzburg schon erprobt wurde, soll vor allem die Patientensicherheit erhöht werden. Wechselwirkungen von verschiedenen Medikamenten sollen damit aufgezeigt und der Patient vor gesundheitlichen Schäden bewahrt werden.
Opt-out vorgesehen
Ärzten und Spitälern solle es durch Vorliegen einer umfassenden Medikationsliste ermöglicht werden, die Qualität ihrer Verordnungen zu verbessern und aufeinander abzustimmen. Den Apothekern kommt als Abgeber die Rolle eines zweiten Sicherheitsnetzes zu. Die Teilnahme an der E-Medikation für den Patienten wird freiwillig sein. Grundsätzlich sollen zwar alle Österreicher einbezogen werden, es soll aber eine Opting-out-Möglichkeit geben. Das heißt, wer nicht will, kann für sich eine Ausnahme verlangen.
Wie hoch die Einsparungen dadurch, dass Mehrfachverordnungen verhindert oder Spitalsaufnahmen durch unerwünschte Arzneimittel-Wechselwirkungen reduziert werden, ausfallen können, lässt sich noch nicht abschätzen. Umgekehrt sind auch die Kosten für die Installierung des Systems vorerst offen. Auch die Software-Lösung muss noch gefunden werden, festgehalten wurde aber auf Wunsch der Apotheker, dass der technische Betrieb über die Software-Lösung der pharmazeutischen Gehaltskassa laufen kann.
Verzahnung mit ELGA
Das Gesundheitsministerium versichert, dass die E-Medikation unter strenger Einhaltung des Datenschutzes realisiert werde. Fest steht, dass die Daten zwar über die E-Card abgerufen, aber nicht dort, sondern auf einem großen Server gespeichert werden sollen. Die genaue Lösung ist vorerst offen, es soll aber im Rahmen der gesetzlichen Regeln für den Elektronischen Gesundheitsakt (ELGA) erfolgen, die derzeit ausgearbeitet und spätestens 2012 in Kraft treten sollen.
Bei ELGA soll nach den derzeitigen Plänen letztlich der Patient selbst der Kontrolleur seiner Daten sein, weil nur er einen Zugriff auf alle seine elektronisch gespeicherten Gesundheitsdaten erhalten soll. Die Gesundheitsdienstleister sollen nur die jeweils für sie relevanten Daten des Patienten einsehen können. An der technischen Umsetzung wird aber noch gearbeitet.
(APA)