© Günter Hack, Samsung NX10

Samsung NX10: Manche mögen's RAW

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23.03.2010

Mit großem APS-C-Sensor und eigener Objektivpalette tritt die neue System-Digicam Samsung NX10 gegen die Micro-Four-Thirds-Kameras von Olympus und Panasonic an. Im Kurztest hat sich ORF.at angesehen, ob das Gerät aus Südkorea mit den Produkten der etablierten japanischen Hersteller mithalten kann.

Digitalkameras mit elektronischem Sucher und Wechselobjektivsystem liegen im Trend. Sie sollen die Vorteile von digitalen Spiegelreflexkameras mit jenen einfacher Digicams verbinden und gleichzeitig flexibel einsetzbar, einfach zu bedienen und kompakt sein, dabei aber hohe Bildqualität durch Einsatz großer Bildsensoren bieten.

Nach dem soliden Start des Micro-Four-Thirds-Systems (MFT) von Olympus und Panasonic auf dem japanischen Heimatmarkt haben auch die Hersteller Sigma und Sony zur US-Fotomesse PMA den Start eigener Konkurrenzprodukte angekündigt. So will Sony zum Weihnachtsgeschäft mit einer eigenen Systemkamera mit APS-C-Sensor antreten. Während Sony aber bisher nur Modelle dieser Geräte vorzeigen kann, hat der südkoreanische Rivale Samsung schon eine funktionsfähige "spiegellose" Systemkamera auf dem Markt, die in Europa bereits erhältlich ist. Getestet wurde eine NX10 mit der Firmware-Version 1.0.0.

Adapter für Pentax-K-Objektive

Ab April wird ein von Samsung hergestellter Adapter für alle Objektive mit Pentax-K-Bajonett für das NX-System zur Verfügung stehen. Die unverbindliche Preisempfehlung für den Adapter beträgt 149 Euro. Auf Anfrage von ORF.at teilte Samsung Österreich mit, dass der bei APS-C-Systemen übliche Formatfaktor von 1,5 bei Einsatz des Adapters erhalten bleibe. Er unterstützt allerdings keinen Autofokus, weder den klassischen "Schraubenzieher-AF" noch den neueren Pentax-SDM-Antrieb, bei dem der Motor im Objektiv sitzt.

Auch die Blende muss in jedem Fall manuell eingestellt werden. Da neuere Pentax-Objektive der auf APS-C-Sensoren gerechneten DA-Reihe nicht mehr über einen eingebauten Blendenring verfügen, hat der Adapter selbst einen solchen, der vom Fotografen manuell eingestellt werden kann. Hier kann die Zeitautomatik der NX10 genutzt werden.

Das System

Die Samsung NX10 ist die erste solche "spiegellose" Systemkamera, in der ein Sensor im APS-C-Format verbaut ist, wie er auch in den meisten DSLR-Systemen der großen Hersteller steckt. Der CMOS-Sensor mit einer Auflösung von effektiv 14,6 Megapixeln misst 23,4 x 15,6 mm und bietet damit mehr Fläche und auch etwas mehr Auflösung als die derzeit in MFT-Modellen verbauten Live-MOS-Sensoren (12,3 Megapixel; 18 x 13,5 mm). Der Sensor dürfte zumindest ein enger Verwandter jenes CMOS-Chips sein, den Samsung noch zu Zeiten seiner Kooperation mit Pentax entwickelte und der in den Modellen GX20 (Samsung) sowie K20 und K7 (Pentax) eingesetzt wurde.

Die NX10 wurde nicht in Kooperation mit Pentax entwickelt, auch der Objektivanschluss ist neu, womit Optiken mit dem Pentax-K-Bajonett nicht ohne Adapter an die neue Samsung-Kamera passen. Bisher bietet der Konzern nur drei Objektive mit NX-Bajonett an: Das Kit-Zoom 18-55 mm f/3.5-5.6, das Telezoom 50-200 mm f/4.0-5.6 und die kompakte "Pancake"-Festbrennweite 30 mm f/2,0. Der Objektivanschluss des Telezooms und der Festbrennweite sind aus Metall, jener des Standardzooms aus Kunststoff.

Alle Optiken im NX-System stellen mit eingebauten Mikromotoren scharf. Diese sind zwar sehr leise, aber nicht lautlos, was sich im Videomodus negativ bemerkbar machen kann. Bei keinem der Objektive dreht sich die Frontlinse beim Scharfstellen mit. Allerdings haben alle drei Optiken unterschiedliche Filtergewindedurchmesser. Gerade gegenüber der hohen Verarbeitungsqualität des Gehäuses fällt jene der beiden Zoomobjektive stark ab. Speziell das Telezoom hakelt beim Drehen.

Das NX-System hat einen Formatfaktor von rund 1,5, so dass sich beispielsweise mit dem Pancake-Objektiv eine Bildwirkung wie mit einer 45-mm-Optik an einem 35-mm-Vollformatsystem erzielen lässt. Die Zooms verfügen über eingebaute optische Bildstabilisatoren, die sich mit entsprechenden Schaltern deaktivieren lassen, die Festbrennweite ist leider nicht stabilisiert, dafür sehr kompakt. Auch im NX10-Gehäuse selbst gibt es keinen Stabilisierungsmechanismus - im Unterschied beispielsweise zu den MFT-Gehäusen von Olympus. Die NX10 bietet sowohl einen eingebauten Blitz (Leitzahl 11 bei ISO 100) als auch einen Zubehörschuh für externe Blitzgeräte - Samsung bietet hier die Geräte SEF 42 A und SEF 20A an.

Lieferumfang und Gehäuse

Ein HDMI-Kabel ist im Lieferumfang nicht enthalten. Die NX10 wird mit einem proprietären Lithium-Ionen-Akku vom Typ BP1310 ausgeliefert, der eine Kapazität von 1300 mAh hat und nach Herstellerangaben (nicht nach CIPA-Standard!) für rund 400 Aufnahmen ausreicht. Das passende Ladegerät ist im Lieferumfang enthalten, ebenso eine Kurzanleitung und eine CD-ROM mit Betriebsanleitungs-PDFs in mehreren Sprachen und den Programmen Samsung Master - ein einfaches Bildbearbeitungsprogramm - und Samsung RAW-Converter. Der Samsung RAW-Converter ist eine abgespeckte Version der japanischen Software Silkypix.

An Mac-User hat der südkoreanische Konzern nicht gedacht, die Programme laufen nur unter Microsoft Windows ab Version 2000. Obwohl Windows 7 nicht auf der Verpackung erwähnt ist, lief der RAW-Converter auf dem aktuellsten PC-OS aus Redmond problemlos. Samsung hat sich dazu entschlossen, mit der NX10 ein proprietäres Rohdatenformat einzuführen. Samsungs letzte herkömmliche DSLR, die GX20, speicherte ihre RAW-Dateien noch im offenen DNG-Standard von Adobe ab. Derzeit unterstützt Adobe Camera Raw das Rohdatenformat der NX10 nicht. Anders als die aktuellen Modelle von Pentax bietet die NX10 keine Möglichkeit, statt des proprietären RAW-Formats die Dateien als DNG abzuspeichern.

Das Gehäuse der NX10 ist sicher kein Klassiker des Kameradesigns, aber es liegt sehr gut in der Hand, auch die Verarbeitung des in Südkorea hergestellten Geräts ist gut, auch bei härterem Anfassen knarzt hier nichts; die Anschlüsse (HDMI, Datenkabel/Video-out, optionales Netzteil, optionaler Kabelfernauslöser) stecken hinter solide ausgeführten Plastikklappen, der Umgang mit fummeligen Gummideckeln bleibt dem NX10-Nutzer erspart. Mit Akku und 30-mm-Optik wiegt die Kamera rund 500 Gramm und vermittelt eine ähnlich hohe Wertigkeit und Solidität wie etwa eine Canon G9, ohne dabei allzu schwer und klobig zu wirken. Das Stativgewinde besteht aus Metall und liegt direkt unter der optischen Achse.

Die Tasten haben einen gut spürbaren Druckpunkt und sowohl Modus-Auswahlrad als auch das Einstellrad für die fotografischen Parameter sind günstig angeordnet und weder zu leicht- noch zu schwergängig. Ein zweites Einstellrad, wie bei besseren DSLR-Modellen vorhanden, hat die NX10 nicht, bei einer Kompaktkamera ist das allerdings verzeihlich - zumal die kleine Samsung Program-Shift beherrscht und sich sehr gut über das eine Rad bedienen lässt. Diese Eigenschaft haben Hersteller wie Sony und Pentax ihren Einsteiger-DSLRs unnötigerweise abgewöhnt. Auch die wichtigsten Funktionen zur Einstellung der Sensorempfindlichkeit (ISO 100 bis 3.200) und die Belichtungskorrektur sind über eigene Tasten schnell erreichbar.

Bei einer Kamera, die konstruktionsbedingt ohne optischen Sucher auskommen muss, ist die Qualität des Displays umso wichtiger. Als Hauptbildschirm hat Samsung ein AMOLED-Display mit einer Diagonale von 3,0" und einer Auflösung von 614.000 Bildpunkten verbaut. Das Display lässt sich zwar nicht ausschwenken, ist aber sehr hell und auch von der Seite gut ablesbar. Führt der Fotograf die Kamera ans Gesicht heran, um den eingebauten elektronischen Sucher zu benutzen, schaltet die Kamera dank eines geschickt platzierten Sensors automatisch den Hauptbildschirm ab und aktiviert den VGA-Monitor im Sucher. Leider funktionierte der Sensor im Test bei Hochformataufnahmen nicht richtig. Es stört, wenn man das Gerät ans Auge führt und der große Bildschirm aktiviert ist, während der Sucher dunkel bleibt. Dummerweise lässt sich der Sensor auch nicht abschalten.

Elektronische Sucher kann man mögen oder nicht. Derjenige der NX10 könnte besser sein, wenn es hektisch wird, beispielsweise bei schnellem Verstellen der Zoombrennweite und gleichzeitigem Schwenk, ruckelt das Bild zuweilen. Bei Action-Fotografie sollte man die Funktion abschalten, mit der das aufgenommene Bild zur Prüfung auf dem Monitor angezeigt wird - denn das blockiert auch den elektronischen Sucher, und man verliert den Blickkontakt zum Motiv.

Außerdem muss der Fotograf in den meisten Situationen warten, bis der Autofokus scharf gestellt hat, damit er das Motiv erkennt - ein Problem, das man bei optischen Suchern nicht hat. Dafür kann man sich bei der NX10 unter anderem das Live-Histogramm im Sucher anzeigen lassen - das ist sehr praktisch. Generell ist bei der Arbeit mit der NX10 der Hauptmonitor dem elektronischen Sucher vorzuziehen, aber es ist gut, in bestimmten Situationen wie extrem hellem Umgebungslicht noch eine zweite Option zu haben. Auch ist die NX10 weniger klobig geraten als eine Olympus E-P2 mit aufgestecktem Sucher oder ihre direkten Konkurrenten aus der Lumix-G-Reihe von Panasonic.

Beim Fotografieren

Die NX10 ist angenehm schnell schussbereit, eine nennenswerte Auslöseverzögerung war im Normalbetrieb (keine Action-Fotografie) nicht feststellbar. So leise wie eine Digicam ist die Kamera allerdings nicht. Der Schlitzverschluss, der bis 1/4000 Sekunde schafft, lässt sich deutlich vernehmen und ist auch nicht sehr viel leiser als die Konkurrenz von Olympus oder eine gut gedämpfte DSLR wie die Nikon D90 oder die Pentax K7. Unangenehm ist das Verschlussgeräusch aber nicht.

Der Kontrast-Autofokus der NX10 kann im Vergleich zur Konkurrenz sehr gut mithalten. Er ist viel schneller als jener der Olympus E-P1 und liegt mit dem System der Panasonic Lumix G1 gleichauf, vor allem dann, wenn man die Festbrennweite verwendet.

Probleme mit der AF-Geschwindigkeit gab es im Test nur bei Verwendung des Telezooms, hier suchte die Kamera auch bei guten Lichtverhältnissen und gut zu erfassenden Motiven viel zu lange nach dem Ziel. Mit dem Standardzoom und vor allem der Festbrennweite gab es keine Schwierigkeiten, auch nicht bei schwachem Kunstlicht. Auf Wunsch kann der Fotograf ein starkes AF-Hilfslicht zuschalten, das unabhängig vom eingebauten Blitz funktioniert. Die NX10 hat sogar eine simulierte Abblendtaste, die allerdings dank der exzellenten Livevorschau im Alltagsbetrieb auch avancierter Fotografen nicht viel zu tun bekommen dürfte.

Gerade bei den Problemen im Umgang mit dem Telezoom fiel negativ auf, dass das NX-System derzeit keine Möglichkeit zum manuellen Nachkorrigieren im AF-Modus bietet. Die elektronischen ("Fly-by-Wire"-)Fokussierringe an den NX-Objektiven funktionieren nur dann, wenn der Fotograf explizit den MF-Modus ausgewählt hat. Das kann er über einen Schalter am Objektiv (Zooms) oder über die Kamerasoftware tun (Festbrennweite). Die Kamera schaltet ab Werk dann auch sofort in einen Lupenmodus und zeigt den mittigen Bildausschnitt vergrößert an. Das soll das manuelle Scharfstellen auf Details erleichtern.

Die doch recht umfangreichen Datenmengen, die der hochauflösende Sensor liefert, verarbeitet die NX10 für Kompaktkamera-Verhältnisse schnell. Im Pufferspeicher haben bis zu drei RAW- oder zehn JPEG-Dateien (Fine) Platz; das System schafft drei JPEG-Bilder pro Sekunde. Im Menü lässt sich nicht nur die JPEG-Qualität in drei verschiedenen Stufen einstellen, es lässt sich auch auswählen, in welcher Qualität die JPEGs aufgenommen werden, die gleichzeitig mit den RAW-Dateien auf die Karte gespeichert werden. Freilich lassen sich auch RAW-Dateien solo speichern. An Kartenformaten unterstützt die NX10 SD und SDHC. Das neue SCXC-Format beherrscht die Kamera nicht.

Da bei der NX10 kein Spiegel vor dem Sensor hängt, ist Letzterer natürlich den Elementen und dem Staub beim Objektivwechsel unmittelbar ausgesetzt. Im Test landete unglücklicherweise bereits nach dem vierten Objektivwechsel ein dickeres Staubkorn auf dem Sensor, das sich auch durch wiederholte Aktivierung des Ultraschall-Schutzmechanismus nicht abstreifen ließ. Hier half nur noch der Einsatz eines statisch aufgeladenen Spezialpinsels vom Typ Arctic Butterfly weiter. Für Staub sind allerdings alle Kameras mit Wechselobjektiven anfällig.

Videomodus

Die NX10 bietet einen leicht über das zentrale Wahlrad erreichbaren Videomodus, mit dem das Gerät Clips mit einer Länge von bis zu 25 Minuten mit einer Auflösung von 1.280 x 720 bei 30 Bildern pro Sekunde im Format H.264/MPEG-4 aufnehmen kann. Das eingebaute Mikrofon bietet aber nur Mono-Qualität (AAC), und es lässt sich auch kein externes Aufnahmegerät anschließen. In ruhigen Umgebungen ist das Geräusch des AF-Motors in den Objektiven auf dem Soundtrack der Videos deutlich hörbar. Es besteht aber auch die Möglichkeit, die Tonaufzeichnung in der Software ganz abzuschalten und nachzuvertonen.

Der Autofokus funktioniert auch im Videomodus, aktiviert wird er allerdings - wenig intuitiv - über Druck auf die elektronische Abblendtaste, da über den Auslöser die Aufnahme gestartet und gestoppt wird. Die Blendenöffnung lässt sich entweder manuell vor der Aufnahme festlegen oder automatisch von der Kamera regeln. Während der Aufnahme lässt sie sich nicht verstellen. Die Bildqualität im Videomodus ist hoch, dank des großen Sensors gelingt auch das Spiel mit Schärfe und Unschärfe prinzipiell gut. Allein der Autofokus verhält sich bei komplexeren Motiven etwas unvorhersehbar. Da ein eingeblendeter AF-Punkt fehlt, weiß man auch nicht, worauf das Gerät gerade scharf zu stellen gedenkt.

Bildqualität

In der Software der NX10 lässt sich die Rauschunterdrückung in den höheren Empfindlichkeitsstufen und bei Langzeitbelichtungen gezielt und getrennt abschalten. Von ersterer Option sollte man auch Gebrauch machen, denn ab ISO 800 geht die Rauschunterdrückung wenig subtil zu Werke und eliminiert dabei zahlreiche Details. Auch mit ausgeschalteter Rauschunterdrückung ist es nicht ratsam, über ISO 800 zu gehen. Natürlich bleibt immer noch die Möglichkeit, mit den RAW-Dateien zu arbeiten, aber die sind rund 24 Megabyte groß, ein extrafeines JPEG dagegen nur rund 6,5 Megabyte.

Als Beispiel zwei 100-Prozent-Ausschnitte aus Bilddateien bei ISO 100 und ISO 1.600, JPEG Superfine, fürs Web abgespeichert in Kompressionsstufe 80. Der gewählte Ausschnitt liegt links von dem weißen Transporter in der Mitte des Fotos.

Auch bei deaktivierter Rauschunterdrückung laufen die feinen Details schon ab ISO 800 zu, und das Farbrauschen wird unübersehbar. Bei kleineren Bildformaten spielt das natürlich keine Rolle, aber der entscheidende Punkt ist, dass die Konkurrenz das Thema Bildrauschen ab ISO 800 wesentlich besser im Griff hat. So bietet schon die erste Generation der MFT-Kameras von Olympus auf ISO 800 auch bei Ansicht auf 100 Prozent keinen Anlass zur Klage - und das mit einem Sensor, der kleiner ist als jener der NX10. Die Pentax K7, in der ebenfalls ein 14,6-Megapixel-CMOS von Samsung verbaut ist, liefert ebenfalls bis ISO 800 rauscharme Dateien. Die Achillesferse der NX10 ist also die JPEG-Engine, hier sollten die Samsung-Ingenieure dringend nachbessern.

Dass der Sensor der NX10 mehr kann, zeigt sich im RAW-Modus. Hier sind die Dateien bei ISO 1.600 zwar auch nicht rauschfrei, zeigen aber wesentlich mehr Details und können mit den einschlägigen Tools gut nachbearbeitet werden, so dass am Ende Ergebnisse erzielt werden können, die mit jenen aus der Pentax K7 gleichziehen. Im RAW-Modus liefert die NX10 bis ISO 1.600 gute Ergebnisse, die auch gegenüber gängigen DSLRs konkurrenzfähig sind. Die Pentax ist freilich auch kein Available-Light-Wunder, vor allem wenn man sie mit der Nikon D90 oder der aktuellen DSLR-Generation von Sony vergleicht.

Der mitgelieferte RAW-Converter auf Basis von Silkypix ist kein Musterbeispiel an Benutzerfreundlichkeit und steht Mac-Usern erst gar nicht zur Verfügung. Dafür ist aber der JPEG-Output des Programms auch schon bei den Standardeinstellungen ausgezeichnet. Wo die interne JPEG-Engine der Kamera nur noch flaue Files und Farbklötzchen-Tetris ausspuckt, sind in den Silkypix-JPEGs auch bei ISO 1.600 noch feine Details sichtbar, Kontrast und Schärfe stimmen plötzlich, man glaubt gar, man habe es mit Dateien aus einer ganz anderen Kamera zu tun. Nun sind bei allen Kameras im RAW-Modus in der Regel bessere Ergebnisse zu erzielen als mit der eingebauten JPEG-Engine, aber der Unterschied ist bei der NX10 extrem stark.

Die Verwendung des RAW-Modus hat aber den Nachteil, dass die Kamera wesentlich länger braucht, um die umfangreichen Dateien auf der Karte abzuspeichern, und es bei schnellen Aufnahmefolgen dazu kommen kann, dass die Menüs sich nur nach einer kurzen Verzögerung aufrufen lassen. Natürlich haben auch weniger Dateien auf der Karte Platz als bei der Verwendung von JPEGs, aber das ist bei den heutigen Speicherpreisen zu verschmerzen. Außerdem kostet auch die Konvertierung am Rechner natürlich Zeit. Wer aber mit der NX10 bei ISO-Werten von über 400 gute Ergebnisse erzielen will, kommt am RAW-Modus nicht vorbei. Das gilt übrigens auch für die Basisempfindlichkeit: Auch bei ISO 100 sind die RAW-Dateien präziser und knackiger als die Superfine-JPEGs.

Testbilder zum Download:

Die folgenden beiden Testbilder sind JPEGs direkt aus der Kamera.

Dieses Testbild wurde mit ISO 1.600 im RAW-Modus aufgenommen und anschließend im Samsung RAW-Converter/Silkypix in JPEG konvertiert.

Fazit

Die Samsung NX10 hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Was Größe, Verarbeitung, Features sowie Ergonomie und Benutzeroberfläche inklusive Menüstruktur angeht, hat Samsung fast alles richtig gemacht. Vor allem der Kontrast-AF geht zügig zur Sache, das ist keine Selbstverständlichkeit, wie der im Live-View-Modus unbrauchbare AF einer Nikon D5000 oder der kleinen Canon-Modelle nur allzu drastisch zeigt.

Man geht sehr gern mit der NX10 fotografieren, speziell in Kombination mit der kompakten Festbrennweite, denn mit der passt die Kamera sogar in die Manteltasche und ist damit nicht viel größer als eine Canon G11. Die Kamera liegt gut in der Hand, reagiert schnell und bremst den Nutzer nur äußerst selten aus. Umso größer ist die Enttäuschung dann hinterher beim Anblick der JPEGs direkt aus der Kamera, die im Detail zuweilen an den Output von Kompakt-Digicams erinnern. Die schwache JPEG-Engine und die derzeit sehr kleine Auswahl an Objektiven sorgen dafür, dass sich Olympus und Panasonic noch keine Sorgen über die Konkurrenz aus Südkorea machen müssen. Das könnte sich aber sehr schnell ändern, wenn Samsung eine bessere Onboard-JPEG-Engine schreibt oder einkauft. Denn im RAW-Modus ist die NX10 heute schon konkurrenzfähig.

Knackpunkt Preis

Die NX10 ist der erste Versuch von Samsung in der von Micro Four Thirds definierten Geräteklasse. Das System hat Potenzial. Ob es aber seine verdiente Chance erhalten wird, darüber bestimmt der Markt - und hier zählt zuallererst der Preis. Derzeit zahlt man für die NX10 inklusive Standardzoom rund 680 Euro. Das Pancake-Objektiv schlägt mit rund 300, das Telezoom mit rund 250 Euro zu Buche.

Zum Vergleich: Eine Nikon D90 mit 18-55-mm-Zoom kostet um die 800 Euro, eine Olympus E-PL1 - das jüngste MFT-Modell des Herstellers - inklusive 14-42-mm-Zoom (Formatfaktor: 2) ist für Preise zwischen 550 und 600 Euro erhältlich, hat aber keinen eingebauten elektronischen Sucher, ebenso wenig die Panasonic Lumix GF-1, die mit Standardzoom rund 800 Euro kostet. Einen elektronischen Sucher und einen schnellen Kontrast-AF hat die Lumix GH1, die auf HD-Video spezialisierte Topkamera der MFT-Reihe von Panasonic, sie kostet inklusive 14-140-mm-Superzoom rund 1.400 Euro. Von der vor kurzem angekündigten Lumix G10, die unter den MFT-Kameras wohl am besten mit der NX10 zu vergleichen wäre, ist noch kein Preis bekannt.

Im Preisgefüge ist die NX10 also nicht schlecht platziert, denn ihre Hardware-Ausstattung ist der japanischen Konkurrenz mindestens ebenbürtig. Das Problem dabei besteht eher darin, dass diese Konkurrenz durchwegs eine höhere JPEG-Bildqualität bietet, und die ist speziell in dieser Geräteklasse sehr wichtig. Auch die Auswahl an hochwertigen Objektiven und Adaptern ist beim direkten Konkurrenten Micro Four Thirds wesentlich größer.

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(futurezone/Günter Hack)