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"Musik in der Cloud ist die Zukunft"

MUSIKDIENSTE
18.03.2010

Zahlreiche neue Firmen starten derzeit mit neuen Musik-Streaming-Diensten auf großen Datencentern im Web (Cloud-Computing). Auch das österreichische Start-up Cloudrocker.net möchte hier mitmischen. Der niederländische Dienst Cloudspeakers liefert ein Musikempfehlungsmodell, das auf Expertenwissen beruht. ORF.at hat mit den Machern der zwei Musikplattformen über die Zukunft von Musikdiensten im Web gesprochen.

Neben dem Wiener Start-up TunesBag, das seit etwa einem Jahr einen Online-Speicherplatz für Musikdateien anbietet, versucht seit Jänner auch das österreichische Portal cloudrocker.net, sich in diesem Marktsegment zu positionieren. Während TunesBag auch auf die Vernetzung der Nutzer untereinander setzt, beschränkt sich der neue Dienst der österreichischen IT-Firma Kreuzer-Systems darauf, seinen Nutzern einen Browser-basierten Musikplayer zur Verfügung zu stellen.

Cloudrocker.net ermöglicht es Anwendern, Songtitel aus einer am privaten Computer gespeicherten Musiksammlung auf das Portal hochzuladen und über das Web abzurufen. "Die Titel werden dabei mittels eines kleinen Synchronisationsprogramms auf cloudrocker.net hochgeladen und sind nur dem Benutzer selbst zugänglich", erklärt Projektleiter und Geschäftsführer Michael Kreuzer gegenüber ORF.at.

Der Vorläufer

Die Idee des mit einem Streamingdienst kombinierten Online-Speichers gibt es schon seit geraumer Zeit. Bereits Anfang 2000 versuchte sich der US-Online-Musikpionier Michael Robertson mit seinem damaligen Unternehmen MP3.com mit einem Angebot, das den Zugriff auf die eigene Musiksammlung über das Netz gewährleisten sollte, verwickelte sich jedoch in Rechtsstreitigkeiten mit Labels. 2005 belebte Robertson den Online-Musikspeicher mit mp3tunes neu.

Dienst vorläufig nur für Windows-PCs und MP3s

Derzeit funktioniert der Dienst allerdings nur auf den Betriebssystemen Windows XP, Vista und 7 und auf den Browsern Internet Explorer ab Version 7, Google Chrome, Firefox ab Version 3 und Safari. "Wir wollten das Uploadtool recht simpel halten, sowohl in der Entwicklung als auch in der Umgebung, die der Nutzer am PC installiert haben muss. Deshalb haben wir uns im ersten Schritt für eine reine Windows-Anwendung entschieden", so Kreuzer. Auch Anwendungen für mobile Geräte seien vorerst nicht geplant. Apples neuen Tablet-Rechner iPad wolle man sich aber "genau anschauen".

Mit Hilfe des Synchronisationsprogramms werden die Titel in die Online-Musikbibliothek hochgeladen und sind im Anschluss über einen eigenen Musikplayer abrufbar. "Dabei bleibt die Qualität der Musik unberührt, wir führen keine Komprimierungen durch, wie es viele andere Streamingdienste machen", erklärt Kreuzer. Allerdings werden auch hier vorerst nur MP3-Dateien bis zu einer Auflösung von 320 kbps und keine WAV- oder AAC-Dateien unterstützt. Die derzeitige Streamingtechnologie, die hinter dem Player steckt, basiert auf Adobe Flash.

Werbefrei, aber kostenpflichtig

Die Online-Musikbibliothek kann zudem einerseits durch diverse Shoutcast-Radio-Dienste sowie durch Titel aus dem Videoportal YouTube erweitert und zur eigenen Musikdatenbank hinzugefügt werden. Von den YouTube-Inhalten wird nur das Audiofile wiedergeben, das Video dazu bleibt außen vor.

Kreuzer brauchte für die Umsetzung des Portals, die zusammen mit dem firmeninternen Software-Entwickler Christopher Fischer erfolgte, sieben Monate. Anstatt sich auf langwierige Investorensuche für das Projekt zu begeben oder auf Online-Werbung zu setzen, entschied sich die österreichische Firma für ein Geschäftsmodell, bei dem der Nutzer des Dienstes ein Entgelt entrichtet. Für die Online-Speicherung von zehn GB an Musikfiles wird etwa eine monatliche Gebühr von 9,95 Euro verrechnet, weitere Tarife stehen zur Auswahl.

"Wir empfinden Werbung im Internet als eher lästig. Wir glauben daher, dass Werbung auf unserer Web-Oberfläche vom User nicht verwendet und als störend empfunden wird", erklärt Kreuzer. Doch ohne Investoren sei es nicht möglich, das Angebot kostenlos zur Verfügung zu stellen. "Als Kleinstunternehmen aus Österreich ist es nicht gerade leicht", fügt Kreuzer hinzu.

"Innovative Musikdienste"

In der Serie "Innovative Musikdienste im Web" veröffentlicht Futurezone.ORF.at in unregelmäßigen Abständen Beiträge über neue Musikdienste. Anregungen sind willkommen.

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"Streaming ist ein bequemer Ansatz"

Kreuzer ist sich allerdings sicher, dass cloudbasierten Musikdiensten die Zukunft gehört. "Ich denke, dass sich die verfügbaren Angebote immer weiter in Richtung Streaming entwickeln werden, da es aus der Sicht des Nutzers der bequemere Ansatz ist. Mit Erweiterung der Bandbreiten verschwinden die ehemals vorhandenen qualitativen Nachteile. Wir gehen auch davon aus, dass Apple früher oder später hier aktiv wird."

Obwohl es bei der Präsentation der Quartalsbilanz im Jänner noch hieß, dass man mit iTunes und dem App-Store noch keine großen Gewinne erziele, bereitet Apple mehreren Gerüchten zufolge die Integration eines eigenen Streamingdienstes vor. "Das würde den Sektor beleben und hoffentlich auch in rechtlicher Hinsicht endlich Klarheit schaffen", meint dazu Hansjörg Posch von TunesBag.

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Lizenzprobleme mit Warner Music

Plattformen wie Spotify (in Österreich nicht verfügbar) und TunesBag, die hochgeladene Musikinhalte entweder auch für andere Nutzer öffnen oder neben eigenen Musikdatenbanken der Nutzer auch selbst Material von Künstlern und Labels als Streamingversion anbieten, haben nach wie vor mit rechtlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Im Februar hatte beispielsweise das Major-Label Warner Music angekündigt, Unternehmen, die kostenlos Streams anbieten, künftig keine Lizenzen mehr für ihr Repertoire zu erteilen.

Auch Chris Bol, der Gründer vom niederländischen Start-up Cloudspeakers.com, hofft auf eine rosige Zukunft für cloudbasierte Musikdienste. "Allerdings muss man die Musikstücke weiterhin besitzen können. Am besten werden Modelle funktionieren, die die Möglichkeit von Online-Speicher vorsehen", gibt sich Bol überzeugt.

Musikrezensionen sammeln

Sein Start-up Cloudspeakers, das er zusammen mit Adriaan Bol und Stan van de Burgt im November 2007 gegründet hat, sammelt Musikrezensionen und -inhalte. Nutzer können sich zu Veröffentlichungen von Bands und Künstlern Meinungen von Experten durchlesen, die auf bestimmten Blogs und Websites veröffentlicht worden sind und von Cloudspeakers aggregiert und bewertet werden. "Der größte Nutzen für die User ist unser objektives Bewertungssystem", erklärt Bol.

"Wir glauben, dass die Expertenrolle nach wie vor sehr wichtig ist, weil es einfach zu viel Musik gibt und es dadurch schwierig ist, neue Künstler zu entdecken. In der Zukunft wollen wir allerdings auch ein Userrating zulassen, aber das wird streng getrennt", erzählt Bol ORF.at.

Der Web-Dienst ist derzeit nicht nur auf Niederländisch, sondern auch in englischer Sprache verfügbar. Rezensionen werden in den Sprachen Englisch, Deutsch, Niederländisch, Französisch, Dänisch und Schwedisch angezeigt.

Quellensuche nach Qualität des Inhalts

Doch wie genau funktioniert das Empfehlungssystem von Cloudspeakers? "Wir beurteilen die Quellen nach Qualität des Inhalts und nach ihrem Layout. Sowohl Musik-Webzines als auch Blogs werden berücksichtigt. Quellen, die auch Bewertungen in ihren Rezensionen angeben, werden bevorzugt", erklärt Bol. Dieses werde dann mit der Discographie-Datenbank von MusicBrainz abgeglichen, da diesbezüglich eine Kooperation bestehe. "Derzeit befinden sich etwa 6.000 Rezensenten in unserer eigenen Datenbank", sagt Bol.

Das Service werde für Nutzer kostenlos bleiben, heißt es seitens Cloudspeakers. Nutzer können über den Dienst neue Künstler finden, deren Musik gute Bewertungen bekommen hat und können diesen wie bei Twitter "folgen". Im Gegensatz zum österreichischen Start-up cloudrocker.net wurde Cloudspeakers allerdings mit Investorengeldern unterstützt - der niederländische Rundfunksender Veronica griff dem Unternehmen unter die Arme.

Geld verdienen will Cloudspeakers langfristig über Lizensierung von "intelligenten Daten" wie Empfehlungen, Charts und Musikinhalten an Musikkonzerne und Rundfunksender. Derzeit seien Gespräche mit mehreren Rundfunksendern und Musiklabels am Laufen, erzählt Bol. Mit seinem relativ eigenen Modell scheint Cloudspeakers für die Zukunft gut gerüstet zu sein. Wie es mit den zahlreichen Musik-Streamingdiensten, die von länderspezifischen Lizenzvergaben abhängig sind, weitergeht, bleibt abzuwarten.

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(futurezone/Barbara Wimmer)