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IPhone-Rebellen bei Microsoft

NETZTEILE
27.03.2010

Es ist keine wirklich gute Idee, ein Konkurrenzprodukt in ein Meeting mit Steve Ballmer zu bringen. Das könnte aber passieren - rein rechnerisch. Ein Überlebensguide für iPhone-User in Redmond inklusive Restauranttipp für Liebhaber veganer Wraps.

Es gibt Dinge, die laufen unter der Rubrik "Das traust Du Dich nie". Dazu gehört im Hause Microsoft der lockere Gang in das Office von Steve Ballmer, 200 Meter von den alten Wabengebäuden entfernt. Man geht rein, sagt Steve, alte Glatze, wie findest Du mein neues iPhone, tolle Google-Maps-App drauf, oder? Und dann möglichst dreckig lachen und auf die Umsatzzahlen von Windows Mobile zeigen.

Wer dann noch die Chance hat, lebendig aus dem kleinen Chefverschlag zu entwischen, der darf sich kostenlos in der Kantine zwei Stockwerke drunter einen veganen Wrap genehmigen.

R-e-s-p-e-k-t.

Für alle anderen gilt: Lieber nicht den Chef bashen. Und - ganz wichtig - das iPhone zu Hause lassen. Denn nun haben unabhängige Experten aus purer Langeweile ausgerechnet, dass derzeit etwa 10.000 Microsoft-Angestellte ein iPhone besitzen. Wenn jetzt noch einer dieser Experten Zeit haben sollte und das Wochenende damit verbringt, die rechnerische Verbreitung von Open Office, Firefox und der Wii zu berechnen, dann hat man ungefähr eine Ahnung, wie gefährdet man als durchschnittlicher Angestellter in Redmond sein kann.

Dabei ist das doch eigentlich ganz klug. Man sollte seinen Feind doch kennen. Sonst passiert wieder das, was schon Anfang der 90er passieren konnte: Da stürmten übereuphorisierte Zeitgenossen mit Windows 2.0 in den Raum und faselten etwas von der unglaublichen Idee, mit einer sogenannten Maus fast schon zuverlässig auf dem Bildschirm herumfuhrwerken zu können. Sogar als Betriebssystem konnte man dieses Spiel notfalls bezeichnen. Sagten sie. Man sah dann etwas irritiert von seinem Mac, Atari ST oder Amiga auf und versuchte zu verstehen, warum dieser Steinzeitmensch die Erfindung des Rades ausgerechnet an einer Autobahnraststätte präsentieren musste.

So - oder so ähnlich.

Also, lieber Herr Ballmer in diesem netten Eckbüro voller Kinderbilder: Wenn jeder siebente Microsoft-Angestellte solch ein Handy besitzt und versteht, wie einfach das Leben mit IT sein kann, dann wird er vielleicht auch den einen oder anderen Vorschlag einbringen können, wie man sich daran auch bei den eigenen Produkten ein Vorbild nimmt. Und das wird großartig. Denn dann müssen Sie nicht wieder wie 1995 für ein Wahnsinnsgeld einen Rolling-Stones-Song aufkaufen und "Start me up" statt "Hamma jetzt auch" brüllen. Vielleicht ist das auch schon passiert, wenn man sich die Multitasking-Fähigkeiten von Windows Phone 7 so ansieht.

Ich mein' ja bloß.

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(Harald Taglinger)