E-Card-Missbrauch "kein Thema"
Im Lauf des Jahres werden vier Millionen abgelaufene E-Cards in Österreich ausgetauscht. Missbrauchsfälle der Karte seien "kein Thema", resümierte der Vorstandsvorsitzende des Hauptverbands der Sozialversicherungen, Hans-Jörg Schelling, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Er hofft, dass bis Mitte des Jahres eine gesetzlichen Regelung für den Elektronischen Gesundheitsakt (ELGA) vorliegt.
Die Kosten für den Austausch der vier Millionen Karten belaufen sich auf rund acht Millionen Euro. Notwendig wurde der Tausch, da die Gültigkeit der Europäischen Krankenversichertenkarte auf der Rückseite der E-Card nach fünf Jahren abläuft. Schelling zeigte sich mit dem Projekt E-Card sehr zufrieden.
"Auf der E-Card sind keine Daten gespeichert, weder Medikamente noch Befunde. Sie hat eine klassische Schlüsselfunktion", sagte der Vorstandsvorsitzende. Daran ändere sich auch bei den neuen Karten nichts. Neu ist allerdings der Aufdruck in Blindenschrift. So wird die Karte auch für Seheingeschränkte von anderen unterscheidbar. Die vor fünf Jahren eingeführte E-Card genieße in der Bevölkerung eine sehr hohe Akzeptanz, nahezu jeder führe sie ständig bei sich, zeigte sich Schelling erfreut.
Roll-out für E-Medikation in Vorbereitung
Die E-Card sei ein "exzellentes Tool" in Richtung E-Health, als Nächstes stehe das Projekt E-Medikation an, so Schelling. Diese soll unter anderem die Patientensicherheit erhöhen und Doppelmedikation verhindern. So werden Arzt und Apotheker etwa auf unterschiedliche Medikamente, deren Wirkstoffe sich nicht vertragen, aufmerksam gemacht. Das Roll-out hierfür ist bereits in Vorbereitung, geplant seien vorab sechsmonatige Pilotprojekte in den Bezirken Reutte, Wels-Grieskirchen und Wien-Donaustadt, sagte Generaldirektor-Stellvertreter Volker Schörghofer.
Die E-Medikation wiederum sei ein Teilprojekt von ELGA. Der Zeitplan für ELGA sei zwar noch offen. Schelling rechnet jedoch damit, dass bis Mitte des Jahres die gesetzlichen Regeln vorliegen.
Ein Drittel nutzt elektronische Gesundmeldung
Die "Schlüsselfunktion" der E-Card ist umfangreich. Über das System werden etwa Chefarztbewilligungen abgewickelt, und es kommt bereits in rund 125 der 250 Krankenanstalten zum Einsatz. Seit Mai 2009 kann auf freiwilliger Basis auch die Krankenstands- und Gesundmeldung elektronisch durchgeführt werden. Wie sich zeigt, wird davon in rund einem Drittel der Fälle bereits Gebrauch gemacht. Lediglich die elektronische Überweisung funktioniere im Pilot "noch nicht perfekt", räumte Schelling ein.
Missbrauch "kein Thema"
Der Vorwurf, wonach die E-Card zu systematischem Missbrauch führe, sei hingegen "in keinster Weise haltbar", so Schelling: "Das System als solches ist nicht missbrauchsanfällig." Nur in Einzelfällen würden etwa Karten "verborgt" oder gestohlene Karten vorgewiesen. In manchen Bundesländern habe man die Zahl der Missbrauchsfälle "an einer Hand abzählen" können: "Die Kontrolle obliegt den Trägern, und die machen das gewissenhaft."
Der Forderung, die E-Card auch mit einem Bild des Versicherten zu versehen, kann Schelling hingegen nichts abgewinnen, zumal sich die Kosten hierfür auf 15 Millionen Euro belaufen würden. Die Identitätsfeststellung mittels Lichtbildausweis, wie sie derzeit schon in Ambulanzen gehandhabt wird, sei ausreichend.
Erich Sulzbacher, Generaldirektor der Wiener Gebietskrankenkasse, bestätigte das. So wurden im Vorjahr in Wien laut internen Überprüfungen sieben gestohlene Karten verwendet und 15 E-Cards "verborgt". Angesichts der 1,4 Millionen Anspruchsberechtigten in Wien sei das somit "wirklich kein Thema".
Austausch erfolgt automatisch
Der Austausch der E-Card erfolgt automatisch durch Versand und wird von einem Folder begleitet. Dieser enthält Informationen und Tipps für den Umgang mit der E-Card. Die alte Karte bleibt noch drei Wochen nach Versand der neuen gültig. Die neue Karte ist sofort bei Erhalt einsatzbereit.
(APA)