Internet-Konzerne wollen Musik verkaufen
Der Musikindustrie steht offensichtlich die nächste überraschende Wendung im Internet bevor: Nach dem erfolgreichen Start von Apples "iTunes Music Store" sollen laut der "Los Angeles Times" alle großen Internet-Player eigene kostenpflichtige Download-Services vorbereiten.
Microsoft, Yahoo, Amazon, AOL und MTVs Online-Division [Viacom] arbeiten demnach derzeit alle fieberhaft an eigenen Musik-Download-Plattformen.
Für die Musikindustrie ist diese Entwicklung ein zweischneidiges Schwert: Einerseits könnten die Internet-Konzerne das Musikgeschäft im Netz endlich zum Laufen bringen, andererseits würde dies wahrscheinlich auch das endgültige Scheitern der Downloadplattformen [MusicNet und Pressplay], die die Musikindustrie selbst betreibt, bedeuten.
Haben Microsoft, Yahoo und Co. mit ihren Services wirklich Erfolg, hätte die Musikindustrie zwar einen Teil ihres "Online-Problems" gelöst, gleichzeitig müsste sie aber auch die Kontrolle über den Vertriebsweg zu großen Teilen aus der Hand geben.
Analysten, aber vor allem die Musikindustrie, deren vergleichbare Services bisher eher floppen, zeigten sich ob des Apple-Erfolgs schon bislang ehrlich erstaunt:
Apples Erfolg verblüfft Musikindustrie"Eine Revolution"
"Ich denke, die ganze Entwicklung ist eine Revolution," freut sich der Chef von Vivendi-Universals Musiksparte, Doug Morris, und fügt hinzu: "Yahoo hat eine enorme Nutzerzahl. Amazon verkauft tonnenweise Inhalt. MTV ist für alle Musikliebhaber enorm wichtig. Das ist ein fantastischer Moment."
Laut Musikindustriekreisen sollen die geplanten Services der Internet-Industrie noch zum Weihnachtsgeschäft starten.
Bis dahin sind allerdings noch harte Lizenzverhandlungen zu führen, denn Apple hat angeblich als "Vorreiter" besonders günstige Konditionen erhalten - jetzt geht es demnach um den "echten" Markt. Dabei sollten insbesondere die Kopier- und Brenneinschränkungen, denen das verkaufte Material unterliegen sollte, für harte Diskussionen sorgen.
Rund sechs Wochen nach dem ungemein erfolgreichen Start von Apples Plattform sind durch eine Indiskretion weitere Details über das Kaufverhalten der US-Apple-User an die Öffentlichkeit gelangt, die der Musikindustrie wiederum gefallen sollten: Demnach verkauft Apple nach der Startphase mit einer Mio. inzwischen rund 500.000 Songs pro Woche, außerdem werden rund 45 Prozent der Stücke im Packet, also in Form von "Alben" gekauft.
Apple produziert perfekte MusikkundenMusik über die Xbox
Microsoft arbeitet derzeit mit Hochdruck an einem Konkurrenzprodukt zu Apples iTunes-Music-Store. Dafür wird das Windows Media Digital Rights Management [DRM] für den Download von Musik auf mobile Geräte weiterentwickelt.
Der Konzern hat sein Projekt unlängst auch vor einer Reihe von Musikindustrie-Managern präsentiert. Aus diesen Kreisen verlautete, dass MS seinen Kunden mehr begleitende Informationen als Apple bieten will und das Service eventuell auch über die Spielkonsole Xbox nutzbar sein soll.
Bill Wilson, Chef der AOL-Musiksparte, kündigte unterdessen einen Service "ähnlich dem von Apple" noch vor Jahresende an.
Die Songs sollen in einem Format mit integriertem DRM angeboten werden. Dabei sollen die Kunden die erworbenen Stücke aber auch begrenzt brennen und auf mobile Geräte übertragen dürfen.
MS arbeitet an iTunes-Konkurrenz