"Times": Murdoch aktiviert Paywall
Boulevardblätter "Sun" und "News of the World" sollen folgen
Zwei der bekanntesten britischen Zeitungen sind im Internet künftig nur noch gegen Gebühr zu lesen. Die "Times" und das Sonntagsblatt "Sunday Times" - die beide zum Imperium von Rupert Murdoch gehören - verlangen für ihren Online-Auftritt ab Juni ein Pfund (1,10 Euro) pro Tag oder zwei Pfund pro Woche.
Beide Titel werden im Mai neue Websites starten und mit einer kostenlosen Testphase beginnen, teilte News International, die britische Tochter von Murdochs US-Medienkonglomerat News Corporation, am Freitag mit. Murdoch hatte schon vergangenes Jahr angekündigt, Gebühren für seine Titel im Internet einführen zu wollen.
Die überregionalen Blätter "Times" und "Sunday Times" sind in Großbritannien nur der Anfang: Später sollen auch das Boulevardmassenblatt "The Sun" und dessen Schwester-Sonntagszeitung "News of the World" folgen, die beide ebenfalls zu News International gehören.
Rückzug der Verlage aus dem offenen Netz
Es sei ein "entscheidender Zeitpunkt für den Journalismus" und ein "ausschlaggebender Schritt", mit Nachrichten wieder Geld zu verdienen, sagte die Chefin von News International, Rebekah Brooks. Die Websites für "Times" und "Sunday Times" sollen künftig getrennt werden, bisher haben sie einen gemeinsamen Auftritt. Die Gebühr erlaubt den Zugang zu beiden Online-Angeboten.
In Großbritannien sind bisher die meisten Online-Auftritte der Zeitungen noch gratis. Da aber alle Blätter mit Anzeigenverlusten zu kämpfen haben, wird der Schritt der Murdoch-Blätter in der Branche genau verfolgt. In Deutschland haben vor kurzem das "Hamburger Abendblatt" und die "Berliner Morgenpost" Gebühren für ihre lokale Berichterstattung eingeführt.
Das Konkurrenzblatt "Guardian" rechnete am Freitag vor, dass "Times" und "Sunday Times" rund 3,66 Millionen britische Pfund (vier Mio. Euro) umsetzen könnten, wenn sich fünf Prozent ihrer bisherigen Leserschaft auf das Paywall-Modell einließen und für den täglichen Zugang zahlten. Bei gemischter Nutzung von täglichen und wöchentlichen Zugängen würde diese Summe niedriger ausfallen.
(dpa/futurezone)