Weitere Ex-Siemens-Manager vor Gericht
Früherer Bereichsvorstand will Vorwürfe einräumen
Die juristische Aufarbeitung der Siemens-Schmiergeldaffäre geht in die nächste Runde. Ab Montag muss sich der frühere Bereichsvorstand Michael Kutschenreuter zusammen mit einem einstigen Kollegen wegen Untreue- und Bestechungsvorwürfen vor Gericht verantworten, wie das Oberlandesgericht München am Dienstag mitteilte.
Die Staatsanwaltschaft legt ihm zur Last, das System der schwarzen Kassen in der früheren Telekommunikationssparte von Siemens und die Bestechung von Amtsträgern und Geschäftsleuten in Russland und Nigeria gedeckt zu haben.
Schmiergelder
In dem westafrikanischen Staat sollen Regierungsmitglieder und Vermittler mit bis zu einer Million Euro geschmiert worden sein, um Siemens Telefonnetzaufträge zu verschaffen. Mehrere Kutschenreuter unterstellte Mitarbeiter, die das Schmiergeldsystem aufgebaut und verwaltet hatten, wurden deshalb bereits zu Bewährungsstrafen verurteilt. Kutschenreuters Anwalt kündigte an, sein Mandant werde die Vorwürfe einräumen.
Kutschenreuter ist in der Korruptionsaffäre der bisher ranghöchste Siemens-Manager, der vor Gericht steht. Die Münchener Staatsanwaltschaft hat allerdings bereits gegen den früheren Konzernvorstand Thomas Ganswindt Anklage erhoben.
Milliardenkosten
Für Siemens ist die größte Schmiergeldaffäre in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte, bei der 1,3 Milliarden Euro in dunkle Kanäle geflossen waren, weitgehend abgehakt. Der Konzern zahlte für Strafen, Steuerrückstände und die interne Aufklärung rund 2,5 Milliarden Euro. Mit den meisten seinerzeit verantwortlichen Vorständen hat sich der Konzern auf Schadenersatzzahlungen geeinigt.
(APA/Reuters)